AboAbonnieren

15 Jahre nach EinsturzGedenkfeier für Kölner Stadtarchiv – Reker gibt erste Perspektiven

Lesezeit 3 Minuten
Gedenken zum Archiveinsturz in Köln.

Gedenken zum Archiveinsturz in Köln.

„Wir befinden uns mitten in den Planungen für einen Ort der Erinnerung“, versicherte die OB. Die Wunde in der Kölner Innenstadt heile.

Um 13.58 Uhr beginnen die Glocken von St. Georg zu läuten. Marvin Pagel steht neben Oberbürgermeisterin Henriette Reker bei den Kränzen am Bauzaun der Einsturzstelle des Stadtarchivs vor 15 Jahren. Zwei Wohnhäuser riss der Kollaps mit in die Tiefe. Der 21-jährige Azubi ist der Bruder eines der beiden jungen Männer, die der Stadtarchiveinsturz am 3. März 2009 in den Tod riss.

Kevin war 17 Jahre alt und Bäckerlehrling, als er sein Leben verlor, das andere Opfer war der 24-jährige Design-Student Khalil. Auch an die damals 84-jährige Josefine Borcilo wird erinnert, die zwei Wochen nach dem Archiveinsturz starb.

„Wunde“ mitten in Köln: Reker spricht bei Veranstaltung zum Einsturz des Stadtarchivs

Acht Minuten dauert das Glockenläuten, bei einigen der Angehörigen, Freunden und Anwohnern unter den etwa 100 Teilnehmenden fließen Tränen. Der klassische Gitarrist Tobias Juchem stimmt nachdenkliche Instrumentalstücke auf seinem Instrument an. „Diese Musik hat den richtigen Ton für das heutige Erinnern getroffen“, sagt Reker. „Der 3. März 2009 markiert einen großen Einschnitt in der jüngsten Stadtgeschichte. An diesem Tag versank ein Stück Kölner Kultur, und seitdem schauen wir auf eine Wunde mitten in der Innenstadt.“ Sie dankt den engagierten Bürgerinnen und Bürgern für ihren unermüdlichen und hartnäckigen Einsatz, gemeinsam die Zukunft des Geländes zu gestalten. Auch bittet die OB um Verständnis für kommenden Lärm und Verkehrsbeeinträchtigungen, wenn auf der Baustelle gearbeitet wird.

15 Jahre nach Unglück: Vorschläge zur Weiternutzung sollen erarbeitet werden

Jedes Jahr gedenkt die Stadt der Katastrophe. Stumm hält eine Frau ein Schild hoch, auf dem ein großes rotes Fragezeichen prangt. Diesmal erhoffen sich die Initiativen, die sich für eine sinnvolle Neugestaltung des Geländes am Waidmarkt stark machen, konkrete Auskünfte von Oberbürgermeisterin Henriette Reker zum Wiederaufbau. Und die bekommen sie, jedenfalls so weit, dass sich Günter Otten von „Archivkomplex“ anschließend gegenüber den zahlreich erschienenen Medienvertretern zufrieden äußert. „Gut ist, dass Frau Reker die Arbeit der Projektwerkstatt ausführlich gewürdigt hat und dass die Verwaltung jetzt aus allen Vorschlägen eine Umsetzungsvorlage für die politischen Gremien erarbeitet. Positiv ist auch die Aussicht auf eine künstlerische Intervention noch in diesem Jahr“, sagt Otten.

„Wir befinden uns mitten in den Planungen für einen Ort der Erinnerung“, hatte OB Reker versichert. Sie räumt ein: „Wir haben uns viel Zeit gelassen beim Heilungsprozess der Wunde mitten in der Innenstadt.“

Vom Tisch ist die unterirdische Kulturstätte seit dem Sommer letzten Jahres: zu hohe Auflagen, zu teuer im Betrieb. Weniger gefällt Günter Otten, dass die erste U-Bahn wohl frühestens 2031 unter dem Waidmarkt herfahren wird. Immerhin, am Gedenktag hat die Oberbürgermeisterin den Initiativen, darunter „Köln kann auch anders“, weitere Beteiligung am Entwicklungsprozess versprochen.