Mit dem Brunnen und weiteren Maßnahmen strebt die Stadt eine Belebung und bessere Aufenthaltsqualität an diesem Problemstandort an.
„Wasser, marsch“Brunnen am Neumarkt in Köln feierlich eingeweiht
Als Henriette Reker die vierjährige Tochter von Volt-Fraktionschefin Jennifer Glashagen bei ihren ersten Schritten durch den neuen Brunnen am Neumarkt beobachtet, fühlt sie sich in ihre Kindheit zurückversetzt. Auf ihrem Schulweg kam sie selbst täglich an dem Wasserspiel vorbei, das von 1956 bis 1997 am Neumarkt sprudelte. „Dieser Brunnen ist nicht einfach dem alten, an den ich mich gut erinnern kann, nachempfunden. Er ist viel schöner“, versichert die Oberbürgermeisterin bei der feierlichen Einweihung. Wie viel Veränderung der Brunnen an dem Problemplatz bewirken kann, muss sich jedoch erst zeigen.
„Ich finde es richtig gut, dass nach 27 Jahren Pause wieder dieser Brunnen sprudelt, um mehr Aufenthaltsqualität zu schaffen“, erklärt Reker. Der Neumarkt steht aufgrund von Problemen mit Drogenabhängigen und Wohnungslosen immer wieder in der Kritik. Reker hofft, dass der Brunnen und weitere Maßnahmen die Situation verbessern. „Der Neumarkt soll noch viel mehr sein, als ein beliebter Ort für unsere traditionellen Veranstaltungen wie den Weihnachtsmarkt oder den Circus Roncalli.“
Der Circus Roncalli war auch der erste, der den Brunnen wieder verschwinden lassen durfte. Denn die vielen Veranstaltungen auf dem Neumarkt benötigen Platz. Der Brunnen wird also für Großveranstaltungen überbaut. Um das berühmte Zirkuszelt errichten zu können, hat das Team den Brunnen bereits im April abgedeckt, um dort einen der Hauptmaste zu errichten. Diese Herausforderungen sind der Grund dafür, warum der Wunsch einer festen Gastronomie am Platz nicht in Erfüllung geht. Eine mobile Lösung mit Sitzgelegenheiten soll her. Denn der Brunnen allein wird den Platz wohl nicht neu beleben können. Aktuell läuft die Weinwoche, ausnahmsweise auf dem Neumarkt statt auf dem Heumarkt. Damit war am Freitag bei der Einweihungsfeier zu erahnen, wie viel Leben auf dem Platz einziehen kann. Doch die mobile Gastronomie als eine von zusätzlichen Maßnahmen für den Platz (siehe Infotext) soll erst im Spätsommer kommen.
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Musikalische Untermalung zur Eröffnung: „Dat Wasser vun Kölle“
Die drei Wasserfontänen sprudeln nun täglich von 10 bis 22 Uhr, seit dem die Oberbürgermeisterin auf einen großen roten Knopf gedrückt hat, der extra für den Effekt „Wasser, marsch“ aufgebaut wurde. Beim ersten Drücken tat sich nichts. Der Knopf war aber nicht etwa kaputt, das Wasser benötigte nur etwas Zeit. „Es dauert 30 Sekunden“, warf Ingenieur Mark Münscher von der Seite ein. Und schon sprudelte der Brunnen. Passend dazu sangen „Bömmel“ Lückerath und Günter Schwanenberg den Bläck-Fööss-Klassiker „Dat Wasser vun Kölle“ in der Akustikversion.
Auch in der Entstehung henötigte der Brunnen etwas mehr Zeit. Zunächst hatte die Gebäudewirtschaft geprüft, ob der frühere Brunnen reaktiviert werden könnte — jedoch erfolglos. Als die Stadt dann die Tiefbauarbeiten vor zwei Jahren zum ersten Mal ausschrieb, gingen keine Angebote ein. Erst in der zweiten Runde gab es Rückmeldungen, damals war die Rede von rund 1,5 Millionen Euro Kosten für die Errichtung des neuen Wasserspiels.
Ingenieur Münscher erklärte im Anschluss noch Bauweise und Funktion des Brunnens. 5000 Pflastersteine aus Naturstein sind von Hand auf dem Neumarkt gelegt worden. Der Brunnen ist identisch zu dem, der bis 1997 dort sprudelte, errichtet worden. Unter dem Brunnen läuft das Wasser in ein Reservoir, von dem aus es durch die drei Fontänen gepumpt wird, bevor es wieder in das Becken prasselt. Es ist also ein Wasserumlauf, Trinkwasser wird nur bei Bedarf zugefügt. Ein Trinkwasserbrunnen wäre viel zu teuer, hieß es, denn am Neumarkt sprudeln nun 500.000 Liter Wasser täglich. Zudem sind LED-Leuchten im Boden eingebaut, die je nach Bedarf farblich erstrahlen können.
Dass das Wasserspiel den Neumarkt wieder in die Zeiten aus Henriette Rekers Erinnerung versetzt, ist unwahrscheinlich. Schließlich sieht er sich heute mit ganz anderen Problemen konfrontiert als noch in den 1960er Jahren.