AboAbonnieren

Gelungener Aktionstag in KölnDer „Schandfleck“ Ebertplatz macht sich

Lesezeit 3 Minuten
Inn_Ebertplatz_erleben__(3)

Fast idyllisch: Die Atmosphäre beim  Aktionstag war familiär und friedlich. Die Besucher nahmen die Einladung an.

Neustadt-Nord – Entspannte Spaziergänger, Grüppchen von Studenten und jungen Berufstätigen, die mit einem Feierabendkölsch den Tag ausklingen lassen, Kinder, die die Brunnenskulptur als neuen Lieblingsort in ihrem Veedel entdeckt haben: Wer noch vor zwei Jahren prognostiziert hätte, dass der Ebertplatz einmal ein lebenswerter Aufenthaltsort sein könnte, wäre für seinen übermäßigen Optimismus belächelt worden. Damals galt der Platz als die Kölner No-Go-Area schlechthin: Eine als missglückt und menschenfeindlich geltende Architektur, die allenfalls Wohnungslosen Zuflucht gewährte und in deren unübersichtlichen Winkeln sich ein Hotspot des Drogenhandels entwickelt hatte. Trauriger Tiefpunkt der Entwicklung war der Tod eines 22-Jährigen, der bei einer Messerstecherei unter Dealern ums Leben gekommen war.

Viel gespielt wurde an diesem besonderen Tag auf dem Ebertplatz. Vor allem den Kinder nutzten mit Begeisterung die Angebote, die von den Veranstaltern verteilt wurden.

Doch der Vorfall war auch so etwas wie ein Weckruf: Statt die Zugänge zur unterirdischen Passage zumauern zu lassen, wie damals ernsthaft erwogen wurde, hatte der Rat im März letzten Jahres beschlossen, ein Zwischennutzungskonzept zu entwickeln, dass Anwohner und Initiativen gleichermaßen mit einbeziehen sollte, um Maßnahmen und Veranstaltungen vorzuschlagen, die den Platz bis zu seiner geplanten Neugestaltung 2020 wieder zu einem beliebten und intensiv genutzten öffentlichen Raum machen sollten.

Musik und Tanz im Mittelpunkt

Die Wiederinbetriebnahme der Brunnenskulptur etwa hatte bereits zu einer deutlichen Belebung geführt. Seit April 2018 wurde außerdem an dem Aufbau von Kommunikationskanälen zur Beteiligung der Öffentlichkeit gearbeitet, so etwa über den der Alten Feuerwache organisierten Runden Tisch „Ebertplatz erleben“. Bereits im vergangenen Jahr war daraus der Aktionstag „Ebertplatz erleben“ entstanden, der nun erstmals in diesem Jahr stattfand – dieses Mal unter dem Motto „Musik und Tanz auf dem Ebertplatz“. Und bei dieser Premiere war das Motto dann auch selbstredend Programm: Sowohl Profi- als auch Amateurmusiker, Sänger, Chöre und Tänzer waren eingeladen.

Alles zum Thema Ebertplatz

Ungewöhnliche Klänge: Mit Didgeridoo und Handpan zog Paul Erdmann seine Zuhörer unter dem Namen „L’Oiseau“ an.

Darunter etwa das Improvisationsorchester der Klangwerkstatt, oder der Chor JJVBB unter der Leitung von Hansjörg Schall, der sowohl Soul, Pop als auch Jazz in seinem Programm unterbrachte. Natürlich waren die Gäste und Zuhörer auf dem Platz auch zum Mitmachen aufgefordert: So konnten sie sich bei Tanzworkshops etwa an Folklore-Tänzen des Balkans oder an Lindy Hop versuchen, einem Tanz aus der Swing-Ära. Ruhe und Entspannung fand hingegen, wer an dem Lehrgang von Nina von Kolibri Yoga teilnahm. Beim Singen von Mantras konnten die Teilnehmer zu ihrem inneren Selbst finden.

Das könnte Sie auch interessieren:

Ähnlich sphärisch war auch der Auftritt des Solisten Paul Erdmann, der unter dem Namen „L’Oiseau“ mit eher exotischen Instrumenten wie Didgeridoo oder Handpan sein Publikum mit hypnotischen Melodien anzog. Bekanntester Name an diesen Tag aber war Klaus der Geiger, der hier von einem Gitarristen unterstützt auftrat. Noch drei weitere „Aktionstage“ sind in diesem Jahr geplant: am 29. Juni etwa wird es einen „Langen Tisch“ auf dem Ebertplatz geben, im September werden die an den Platz angrenzenden Stadtteile im Mittelpunkt stehen und im Oktober ist eine „Zeitreise“ geplant.