Die städtischen Kliniken sollen nach dem überraschenden Ausscheiden ihrer Geschäftsführerin kurzfristig Verstärkung im kaufmännischen Bereich erhalten, bis eine neue dauerhafte Lösung gefunden ist.
Städtische KlinikenErneuter Wechsel in der Geschäftsführung – Rekord-Defizit in 2024 erwartet
Turbulente Zeiten für die städtischen Kliniken: Geschäftsführerin Sylvia Langer hat nach knapp 13 Monaten im Amt gekündigt, es ist der vierte Wechsel in der Chefetage in 20 Monaten. Nun muss eine gute Nachfolgelösung gefunden werden. Denn die Probleme werden nicht weniger. Fragen und Antworten.
Wie ist die aktuelle Lage?
Am Freitag teilten die Kliniken überraschend mit, dass Sylvia Langer „aus persönlichen Gründen“ gekündigt hat (wir berichteten). Dem Vernehmen nach ist sie bereits nicht mehr für das Unternehmen tätig. Die Geschäftsführung wird derzeit allein von Prof. Dr. Axel Goßmann, dem langjährigen Chefarzt der Klinik für Radiologie, verantwortet.
Wie war die Vorgeschichte?
Langer war im November 2022 als Sprecherin der Geschäftsführung gestartet. Ihr Vorgänger Holger Baumann, 2018 als Sanierer geholt, aber wenig erfolgreich, hatte zum 30. September gekündigt. Der Klinische Direktor Horst Kierdorf und Finanzdirektor Daniel Brozowski mussten auf Druck von Stadt und Aufsichtsrat zum 1. April 2022 gehen. Der frühere Geschäftsführer Roman Lovenfosse-Gehrt war 2018 gefeuert worden. Der Vorwurf: Missmanagement. Später kam raus, dass die Verluste unter seiner Ägide 2017 auf 39,5 Millionen Euro angewachsen waren. Seitdem steht Jahr für Jahr ein dickes Minus in den Büchern, 2022 waren es nach Rundschau-Informationen 69,05 Millionen Euro.
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Wie geht es jetzt weiter?
Aufsichtsratschef Ralf Unna (Grüne) erklärte auf Anfrage der Rundschau: „Ich werde dem Aufsichtsrat vorschlagen, kurzfristig eine Verstärkung im kaufmännischen Bereich zu verpflichten. Sie soll Professor Goßmann übergangsweise unterstützen, bis wir über ein geordnetes Verfahren eine gute dauerhafte Lösung für die kaufmännische Geschäftsführung gefunden haben.“
Wie ist die finanzielle Lage der Kliniken?
Für 2024 wird ein Rekordverlust von 114,24 Millionen Euro erwartet, dieses Jahr sind es 104,9 Millionen. Um die Zahlungsfähigkeit zu sichern, muss der Stadtrat am 7. Dezember einen Betriebskostenzuschuss von 140,5 Millionen Euro locker machen. Zuletzt hatte die Stadt Köln ihren Kliniken im März ein weiteres Gesellschafterdarlehen in Höhe von 131,6 Millionen Euro gewährt. Damit stieg die Gesamtsumme der städtischen Kredite an die Kliniken auf 533,2 Millionen Euro.
Was ist mit der geplanten Bündelung in Merheim?
Der Rat hat im Juni im Grundsatz dafür gestimmt, die drei Standorte Merheim, Holweide und Riehl in Merheim zu konzentrieren („1+0“-Konzept). Ziel: mehr Kosteneffizienz bei gleichzeitig höherer medizinischer Qualität. Die Geschäftsführung soll dazu konkrete Bauplanungen mit Kostenprognosen ausarbeiten, über die der Rat erneut abstimmen muss. Dieser Prozess könnte durch die Vakanz in der Geschäftsführung verzögert werden.
Was wurde aus dem Bürgerbegehren zu den Kliniken?
Laut Stadt ist das am 30. Oktober eingereichte Bürgerbegehren zum Erhalt der Kliniken Holweide und Riehl unzulässig, weil es „eine unzureichende Begründung“ enthalte und nicht genug Unterstützer habe. 24.616 Unterschriften waren erforderlich, abgegeben wurden nur 12.166. Die Initiatoren hätten von einer „Schließung“ von Riehl und Holweide gesprochen, aber versäumt darzustellen, dass die bisher dort erbrachten Leistungen nach Merheim verlagert werden sollen. Ein erfolgreiches Bürgerbegehren hätte das Aus für das „1+0“-Konzept bedeuten können.
Rund 57.000 Menschen hatten eine Petition für den Erhalt von Riehl und Holweide unterzeichnet. Dass nur ein Fünftel von ihnen das Bürgerbegehren unterstützt hat, sei ein Erfolg für die Kliniken, so Unna. „Jetzt können wir uns mit voller Kraft auf die Umsetzung des „1+0“-Zukunftsmodells konzentrieren, das Stadtrat, Aufsichtsrat und Betriebsrat mit großer Mehrheit beschlossen haben.“
Was wurde aus dem Projekt Klinikverbund?
Die vor sechs Jahren von Oberbürgermeisterin Henriette Reker vorgestellte Idee eines Verbunds der Uniklinik Köln mit den Kliniken der Stadt Köln wird vom Land NRW weiterhin geprüft. Ein dazu im Auftrag der Uniklinik erstelltes Konzept lasse man derzeit von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft RSM Ebner Stolz auf Plausibilität prüfen, sagte ein Sprecher des NRW-Wissenschaftsministeriums der Rundschau.