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Gesundheitscampus in Merheim?Neustart für die städtischen Kliniken in Köln

Lesezeit 3 Minuten
Das Krankenhaus Merheim soll bis 2031 zum modernen „Gesundheitscampus“ ausgebaut werden.

Das Krankenhaus Merheim soll bis 2031 zum modernen „Gesundheitscampus“ ausgebaut werden.

Der Kölner Stadtrat entscheidet am Donnerstag über die Bündelung der drei Standorte der städtischen Kliniken in Merheim. Eine Mehrheit für die Pläne ist in Sicht.

Jahrelang wurde über die Zukunft der städtischen Kliniken gestritten, nun soll bei der Ratssitzung am Donnerstag eine Entscheidung fallen. Noch laufen im Rathaus Gespräche. Doch es zeichnet sich eine Mehrheit für den Plan der Geschäftsführung ab, die drei Standorte Merheim, Holweide und Riehl in Merheim zu konzentrieren. Ein Überblick.

Die Ausgangslage

Die Kliniken machen fast zwei Millionen Euro Verlust pro Woche, die von der Stadt Köln als Eigentümerin gedeckt werden müssen. Sie haben bereits 533 Millionen Euro Schulden. Wegen Personalnot in der Pflege und baulicher Mängel können viele Planbetten nicht betrieben werden, das drückt auf die Erlöse. Der Investitionsstau ist groß, es gibt teure Doppel-Strukturen, Patienten müssen teils weite Wege zwischen den Standorten zurücklegen.

Das Konzept

Die Geschäftsführung hat im Auftrag der Oberbürgermeisterin ein „Zukunftsmodell“ entwickelt. Für 590 Millionen Euro soll der Standort Merheim zum modernen „Gesundheitscampus“ ausgebaut werden – inklusive einer neuen Kinderklinik. Ziel: Alle medizinischen Leistungen an einem Ort anbieten und so die Qualität der Versorgung verbessern. Außerdem kurze Wege schaffen und das knappe Pflegepersonal effizienter einsetzen. Dafür sollen die Kliniken in Holweide und Riehl bis 2031 aufgegeben und nach Merheim verlagert werden.

Die Finanzen

Würde die bisherige Struktur mit den drei Standorten beibehalten, kostet das die Stadt laut Kämmerin Dörte Diemert 1,281 Milliarden Euro bis 2031. Darin enthalten sind 635 Millionen zur Abdeckung der laufenden Verluste und 646 Millionen für Investitionen. Ein Umzug nach Merheim („1+0-Konzept“) wäre mit 818,6 Millionen Euro deutlich günstiger. Dabei unterstellt Diemert Erlöse in Höhe von 124 Millionen durch den Verkauf der Klinikgrundstücke in Riehl und Holweide, der aber politisch umstritten ist.

Das Personal

381 der aktuell 3353 Stellen sollen sozialverträglich ohne Kündigungen abgebaut werden, betroffen sind neben Verwaltung/technischer Dienst auch Ärzte. In der Pflege wird dagegen Personal eingestellt. Der 29-köpfige Betriebsrat der Kliniken hat sich bei einer Gegenstimme klar hinter die Pläne der Geschäftsführung gestellt. Zur Personalgewinnung soll die Zahl der Dienstwohnungen für Klinikbeschäftigte auf dem Campus Merheim von derzeit 361 auf 500 aufgestockt werden.

Was wird aus Holweide?

Eine Bürgerinitiative kämpft gegen die drohende Schließung der Klinik Holweide. Der Aufsichtsrat lässt prüfen, ob und zu welchen Kosten dort ein medizinisches Angebot bleiben könnte. Denkbar wäre eine Basisversorgung gemäß des vom Bund geplanten Level Ii. Doch die Details der Krankenhausreform sind noch offen. Auch für die Kinderklinik in Riehl wird eine Nachnutzung geprüft.

Der Ausblick

Die Politik will das Zukunftsmodell am Donnerstag im Grundsatz beschließen. Die CDU, die die Entscheidung im Mai vertagen ließ, werde zustimmen, erklärte Fraktionschef Bernd Petelkau. Angesichts der enormen Kosten betonte er: „Wir haben die klare Erwartung an die Klinik-Geschäftsführung, dass sie jetzt alles unternimmt, um die Betriebsverluste in den nächsten Jahren deutlich zu reduzieren.“ Klinik-Aufsichtsratschef Ralf Unna (Grüne) sagte, er hoffe auf eine breite Mehrheit im Rat für den Neustart der Kliniken. Erwartet wird, dass das Bündnis aus Grünen, CDU und Volt der SPD beim Thema Holweide entgegenkommt, damit die Genossen zustimmen. SPD-Fraktionschef Christian Joisten sagte: „Eine Konzentration der Fachabteilungen in Merheim erscheint sinnvoll und wird von uns deshalb grundsätzlich unterstützt. Allerdings muss in Holweide weiterhin eine medizinische Infrastruktur im Sinne eines Krankenhauses sowie in Riehl eine pädiatrische Notfallversorgung aufrechterhalten werden. Das ist für uns als SPD-Fraktion nicht verhandelbar.“