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Sieg vor 20 JahrenDas ist der Kölner, der Schach-Weltmeister Carlsen schlug

Lesezeit 4 Minuten
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Hat den Sieg gegen Magnus Carlsen heute noch in guter Erinnerung: Der Kölner FIDE-Meister Ingo Cordts. 

Köln-Dünnwald – Einmal gegen Magnus Carlsen gewinnen– davon träumt wohl jeder Schachspieler. Der Kölner Ingo Cordts ist einer der wenigen, der weiß, wie sich das anfühlt. Er hat Carlsen in einer Turnierpartie besiegt: Nach 30 Zügen musste der Norweger, der gerade in Dubai seinen Weltmeister-Titel gegen den Russen Jan Nepomnjaschtschi verteidigt, aufgeben: Das Matt auf der Grundreihe war nicht mehr zu vermeiden.

Damals war Magnus Carlsen noch ein Kind

Zur Wahrheit dieser Geschichte gehört indes auch: Carlsen war damals neun Jahre alt, Cordts ein gestandener und erfahrener Schachspieler. Dennoch: An die Partie und ihre Umstände erinnert sich der 54-Jährige Dünnwalder bis heute. Und das von seinem Gegner mit krakeliger Kinderschrift unterzeichnete Formular mit den Spielzügen hütet er natürlich wie seinen Augapfel.

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Mit Krakel-Unterschrift des Weltmeisters Das Partieformular.

Zur Begegnung mit dem seit vielen Jahren unangefochten besten Schachspieler der Welt kam es im Oktober 2000 bei den Offenen Internationalen Bayerischen Meisterschaften in Bad Wiessee. Für die Teilnahme an dem stark besetzten Turnier hält sich der Kölner seit vielen Jahren neun Tage im Herbst frei. Auf Magnus Carlsen traf er in der zweiten Runde, beide Spieler hatten zuvor ihre erste Partie gewonnen. „Da sitzt dir dann plötzlich so ein kleiner, blonder Junge mit braunen Augen gegenüber, und du siehst auf den ersten Blick, dass das ein aufgewecktes Kerlchen ist“, erzählt Cordts.

Schnell gingen die Alarmsirenen beim Turnier an

Der Neunjährige war damals mit Vater Henrik und dem norwegischen Team, angeführt von Großmeister Simen Agdestein, an den Tegernsee gereist, das Talent sollte Turnierluft schnuppern. Und auch gegen Cordts ging es gleich ordentlich zur Sache. Dem Kölner war schnell klar, dass er es nicht mit einem Leichtgewicht zu tun hatte. „Als er im siebten Zug seinen Springer zurückzog, wusste ich: Der kennt die Theorie. Und die Alarmsirenen gingen an.“ Außergewöhnlich auch: Der Gegner nahm sich viel Bedenkzeit. „Oft ziehen gerade die jungen Spieler schnell und impulsiv“, sagt Cordts, der seit 2004 den Rang eines Fide-Meisters bekleidetet (nach Großmeister und Internationaler Meister die dritthöchste Kategorie im Schach). Vier Stunden beharkten sich Carlsen und Cordts am Brett, beide gerieten in leichte Zeitnot, dann setzte sich die Erfahrung durch. Der Neunjährige machte einen Fehler und musste wenige Züge später die Waffen strecken. „Er hat ganz fair aufgegeben, aber ich habe schon gemerkt, dass er angefressen war und eigentlich gewinnen wollte“, erinnert sich Cordts. 45 Minuten dauerte die gemeinsame Analyse nach der Niederlage. „Das ging mit Händen und Füßen, Magnus sprach ja noch kein Englisch“. Und wenn es gar nicht mehr weiterging, sprang Vater Henrik als Übersetzer ein.

Zum Nachspielen

Magnus Carlsen - Ingo Cordts

Bad Wiessee 2000

1.d4 - Sf6, 2. c4 - c5, 3. Sf3 – cxd4, 4. Sxd4 -e5, 5. Sb5 – d5, 6. cxd5 – Lc5, 7. S5c3 – 0-0, 8.e3 – e4, 9.h3 – Te8, 10. g4 – Te5, 11. Lc4 – Sbd7, 12. Db3 – Se8, 13. Sd2 – Sd6, 14. Le2 – Dh4, 15. Sc4 – Sxc4, 16. Dxc4 – b5, 17. Dxb5 – Tb8, 18. Da4 – Sf6, 19. Dc6 – Sd7, 20.d6 – Te6, 21. Sxe4 – Lb7, 22. Dxd7 – Lxe4, 23. Th2 – Lxd6, 24. Lc4 – Td8, 25. Dxa7 – Lxh2, 26. Lxe6 – fxe6, 27. Da6 – Lf3, 28.Ld2 – Dxh3, 29. Dxe6+ - Kh8, 30. De7 – Lc7 0:1

Ingo Cordts spielt bis heute leidenschaftlich gerne Schach. Seit vielen Jahren sitzt er bei den Schachfreunden Ford, einem Kölner Regionalligisten, am ersten Brett und verstärkt seit einiger Zeit auch die Erstligamannschaft im belgischen Ans. Magnus Carlsen ist er am Schachbrett nie wieder begegnet. Aber die sportliche Karriere des Norwegers verfolgt er bis heute. Und nach seiner Einschätzung wird der Weltmeister seinen Titel erneut verteidigen können.

„Er spielt einfach das solidere Schach und kann sich höchstens selbst im Weg stehen, wenn sein Ehrgeiz nicht mehr groß genug ist.“ Bewunderung zollt der selbstständige Wirtschaftsberater aber auch Carlsens Aktivitäten bei der Organisation von Turnieren oder der Vermarktung seines Sports. „Er hat die Schachwelt aufgemischt.“ Nur konsequent erscheint es da, dass er einige Aktien der Carlsen-Firma „Play Magnus“ erworben hat.

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Hier zum selbst nachspielen

Das WM-Duell in Dubai kann jeder kostenlos im Internet ansehen, Fachleuten kommentieren und analysieren jeden Zug und jede Partie. Klar, dass auch Cordts verfolgt, wie es seinem früheren Gegner ergeht. Carlsens Partien werden danach für immer und alle Zeiten in der Mega Database gespeichert, auf die alle professionellen Schachspieler zugreifen. Die erste Partie des Weltmeisters, die dort überhaupt gespeichert ist, ist übrigens die Niederlage gegen den Kölner Ingo Cordts.