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Gesperrte Nord-Süd-FahrtKölner Bürger erobern mit „Strassenland“ den Asphalt zurück

Lesezeit 3 Minuten

Die Nord-Süd-Fahrt ohne Autos

Köln – Die Nord-Süd-Fahrt hat etwas Verbindendes. Wenn es um sie geht, sind sich fast alle einig: „Die hätte nie gebaut werden dürfen“, lautet allseits das Urteil. Selbst der Architekt Albert Speer wusste dieses Straßenmonster nicht zu bändigen, als er am Kölner Masterplan arbeitete. Dass diese Asphaltschneise durch die Stadt dennoch nicht für die Menschen verloren sein muss, wollen am Sonntag, 23. Juni, der Veranstalter Klaus Eschmann und der Präsident des Festkomitees Kölner Karneval, Christoph Kuckelkorn, zeigen. Sie haben die Veranstaltung „Strassenland“ organisiert, für die die Nord-Süd-Fahrt dann gesperrt wird. Am Rande einer Motorradtour kam den Freunden die Idee: Es soll ein Fest für nachhaltige Stadtentwicklung werden.

Eine Veranstaltung auf einer innerstädtischen Straße von rund drei Kilometern Länge, die an ihrer breitesten Stelle zehn Fahrspuren umfasst, ist kein Kindergeburtstag. Bereits vergangenes Jahr wollten Eschmann und Kuckelkorn damit an den Start gehen. Doch Oberbürgermeisterin Henriette Reker winkte ab. „Das war mir zu kurzfristig, so etwas braucht eine längere Vorbereitung“, erklärt sie. Groß wahr wohl auch ihre Sorge, es könnte nur ein weiteres bierseliges Straßenfest in einer an Festen nicht armen Stadt werden. Ein Jahr später haben die Planer aber ihre Hausaufgaben gemacht – und aus Sicht der Verwaltung so gut, dass Reker nun Schirmherrin ist.

Noch 30 Prozent der Flächen frei

Am Sonntag, 23. Juni, wird die Nord-Süd-Fahrt zwischen Ulrepforte und Ursulastraße in drei thematische Abschnitte geteilt: Urban City, Mobility City und individuelle Beiträge. Auf ihnen können Firmen, Organisationen und Projektgruppen zeigen, was sie unter nachhaltiger Stadtentwicklung verstehen. Das Finanzkonzept: Die Großen wie Rewe oder die Stadtwerkekonzerne zahlen reichlich, damit die Kleinen nichts zahlen müssen. In den Abschnitten wird unter anderem zu sehen sein, wie weit Autokonzerne bei alternativen Antriebsformen sind, wie es um eine nachhaltige und regionale Lebensmittelproduktion steht und was der E-Rad- und Scootermarkt so alles hergibt.

Sie zeigen wo es lang geht: Oberbürgermeisterin Henriette Reker mit Organisatoren und Teilnehmern von „Strassenland“.

Start-up-Unternehmen können sich im „Strassenland“ kostenlos präsentieren. „Noch sind bis zu 30 Prozent der Flächen frei, die wir vergeben können“, sagt Kuckelkorn. Natürlich geht es in einer Stadt wie Köln nicht ohne Kultur. Künstler aller Sparten bekommen Freiräume. Auch Bier wird unweigerlich fließen. „Aber nur im Rahmen der Grundversorgung“, sagt Eschmann.

Noch kein Konzept für Umleitungen

Was das für Konsequenzen hat, wenn die große Nord-Süd-Achse für einen Tag gesperrt ist, darüber machen sich die Verkehrsplaner noch Gedanken. Ein Umleitungskonzept gibt es bisher nicht. Doch die „geborenen“ Ausweichstrecken dürften wohl die Rheinuferstraße und die Ringe sein. Am günstigsten ist es allerdings, an diesem Tag Bus und Bahn zu nutzen, denn der 23. Juni ist zugleich auch der fahrscheinlose Tag der KVB. Für den ÖPNV muss dann nicht gezahlt werden.

www.strassenland.de