Köln – Irgendwas ist anders. Alles wirkt ein bisschen freundlicher. Ist es, weil kaum noch Menschen im Dom sind? Fällt das bisschen Frühlingssonne gerade günstig durch die Fenster? Nein, der Boden ist es. Nicht nur sauber, sondern porentief rein. So hat er seit Jahrzehnten nicht mehr gestrahlt. Der Grund für den Glanz: Die Firma Kärcher hat Einzug gehalten in die „heiligen Hallen“.
An Aha-Effekten ist der Dom nun wahrlich nicht arm. Der Sandsteinboden erzeugte den bisher nicht. Der war eher eine graue Maus. Dafür kann er aber nichts. „Das Grau ist der Dreck der Jahrzehnte, der hat sich in Schichten über dem Stein aufgebaut“, erklärt Thorsten Möwes, bei Kärcher unter anderem für restauratorische Reinigungsprojekte und das Kultursponsoring zuständig.
Unvermeidlich hat den Dreck jeder Besucher in den Dom hineingetragen. Und die Reinigungskolonne rieb ihn mit dem feuchten Wischmopp noch schön ein. „Schmutz, zu viel Reinigungsmittel und kalkhaltiges Wasser“, zählt Möwes auf. Das zerstört den schönsten Teint.
Zusammen mit Mitarbeitern der Dombauhütte haben nun Kärcher-Spezialisten dem geschundenen Domboden ein schonendes Peeling verpasst. Bis zu 85 Grad warmes Wasser wird unter bis zu drei Bar über rotierende Düsen im richtigen Winkel auf die Sandsteine getrieben. Es reicht ein Durchgang, und das dunkle Grau vor der Maschine hat sich dahinter in einen warmen und hellen Sandton verwandelt. Aschenputtel-Effekt.
Nun gut, Sandstein – ist das eine Herausforderung für eine Firma, die den Hochdruckreiniger erfunden hat? Also auf zum Mosaikboden im Domchor. Der wurde Ende des 19. Jahrhunderts von der Firma Villeroy und Boch erstellt. Eine alte Wachsschicht schützt ihn. Die muss runter. Möwes zeigt auf eine Maschine und sagt nicht ohne Stolz: „Oszillierender Einscheibenschleifer.“
Geht das Wachs, kommt Jasper Völkert, Steinrestaurator in der Dombauhütte. „Wir haben Risse ausgebessert und fehlende Steine erneuert“, erklärt er. Direkt im Chorgestühl hatte er eher weniger zu tun. Dort kommen Touristen nicht ohne weiteres hin. Im Chorgang sieht das anders aus. 15 000 Menschen, an normalen Tagen. „Da haben wir zehn Kilo Mörtel gebraucht, um Risse auszubessern“.
4000 Quadratmeter Sandstein, 1300 Quadratmeter Mosaike, die Maschinen, die Arbeitsstunden, das Material – das war teuer. Nein. Die Firma Kärcher arbeitet im Rahmen ihres Kultursponsorings. Sie nimmt keinen Cent und überlässt dem Dom noch sieben Maschinen. Inklusive Einarbeitung.
Doch eine Grundreinigung sollte bei den Sandsteinen in den nächsten zehn Jahren nicht mehr nötig werden. Sind die Mosaike wieder mit Wachs versiegelt und auf Hochglanz poliert, sollte das mindestens für 20 Jahre reichen. Die Maschinen kommen trotzdem kräftig zum Einsatz. Mindestens einmal wöchentlich bei der sogenannten Unterhaltsreinigung.Und der Wischmopp, der fliegt raus.