Serie „Häuser mit Historie“Kölns Alte Universität zeigt erhabene Architektur
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Viel mehr als der Dom: In unserer Serie "Häuser mit Historie" stellt Anselm Weyer Bauten in Köln vor, ihre Geschichte und ihre Nutzungen.
Dieses Mal: die Alte Universität, heute Sitz der Technischen Hochschule in der Südstadt.
Köln – „Nicht eitlen, flüchtigen Prunk haben wir erstrebt, kein Denkmal unsrer Eitelkeit“, versicherte Ernst Vetterlein bei der feierlichen Eröffnung am Samstag, 26. Oktober 1907, „mein Ziel war eine Heimstätte für ernste und doch frohe Arbeit, ein Haus, würdig der edlen Gesinnungen, die zu allen Zeiten der Stadt Köln einen Ehrenplatz unter den deutschen Städten gesichert haben.“
Der Darmstädter Architekt hatte den Wettbewerb zum Bau der neuen Handelsschule am Römerpark mit seinem „Hansaforum“ getauften Entwurf gewonnen: Eine ursprünglich symmetrische Vierflügelanlage mit Mitteltrakt und zwei Innenhöfen, deren Grundsteinlegung am 1. Juli 1905 erfolgte. Seine zentrale Schauseite wendet das neobarocke Gebäude nicht, wie in Köln in Flussnähe seit der Römerzeit üblich, zum Rhein, sondern zur Stadt hin, deren Wappen dann auch im zentralen Giebelfeld der Prunkfassade im Mittelrisalit des Hauptteils zu finden ist. Eingefasst ist die Front von zwei vorgesetzten risalitartigen Eckbauten.
Platz für 700 Studierende
„Das stolze Gebäude erhebt sich auf einem von vier Straßen beziehungsweise Plätzen umgebenen Terrain zwischen Agrippinaufer und Römerpark; es bedeckt eine Fläche von 5555 Quadratmetern und ist für eine Frequenz von 700 Studierenden eingerichtet“, berichtet die Rheinische Verkehrs- und Touristenzeitung im November 1907: „Neun Hörsäle in verschiedener Größe, für 54 bis 240 Zuhörer berechnet, ferner eine Aula, in welcher 500 Personen Platz finden können, birgt der stattliche, mit zahlreichen Kuppeln gekrönte Bau, der das imposante Rheinpanorama der Stadt Köln noch wesentlich zu verschönern und zu beleben bestimmt ist.“
Aber auch die Schönheit und Zweckmäßigkeit der Außenflächen werden hervorgehoben, denn um „dem Sport zu huldigen ist der studierenden Jugend hier reichlich Gelegenheit geboten: Neben Turn- und Fechtsälen finden sich in den weiten Gartenanlagen schmucke Tennisplätze, und der die Fundamente der Hochschule umspülende Vater Rhein ladet zum nervenstärkenden Wassersport ein, dem sich hinzugeben die Jünger der Kölner Alma mater nicht säumen werden.“ Ursprünglich war hier unter dem Dach auch eine Inschrift angebracht, die über die Baudaten und vor allem die Gebäudenutzung als Handelshochschule informierte.
Die Handelshochschule war aber ein solcher Erfolg bei den Studierenden, dass sie schon bald vergrößert werden musste, was ihr Ende einläutete. Nachdem ein 1914 angebauter Südflügel die Kapazitäten auf 1000 Studierende erhöht hatte, überlegte Köln, die Handelshochschule zum Kern einer Universitätsneugründung zu machen.
So wurde das Gebäude 1919 zum Hauptsitz der Universität zu Köln. Das bedeutete dann leider auch, dass hier am Abend des 17. Mai 1933 die unrühmliche Kundgebung der Kölner Studentenschaft „Wider den undeutschen Geist“ zelebriert wurde, während der vor dem Hauptportal angeblich undeutsche Schriften auf einem Scheiterhaufen in Flammen aufgingen und anschließend feierlich die Hakenkreuzflaggen gehisst wurden.
Bücherverbrennung und Sitz der Gau-Leitung
Die wehten auch weiter, als nach langer Bauzeit endlich die neue Universität in Lindenthal bezugsfertig war: Am 5. November 1934 zog die Gauleitung der NSDAP für den Bereich Köln-Aachen in das prunkvolle Gebäude am Römerpark.
Nach den Kriegszerstörungen, die insbesondere die Zerstörung der Rheinfront, des Südostflügels und des Südflügels umfasste, wurde beim Wiederaufbau bis 1957 etwa die Fenstergestaltung zur Rheinseite, insbesondere aber das Mansarddach über den Risaliten und das Satteldach vereinfacht, also ohne Türme und Uhr restauriert. Nach unterschiedlichen Nutzungen zog 1971 mit der Fachhochschule Köln wieder eine Hochschule ein, die mittlerweile als Technische Hochschule Köln firmiert und seit 1985 in einem denkmalgeschützten Bauwerk residiert.