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Trotz verkaufsoffenen SonntagAdventswochenende erfüllt Erwartungen der Händler nicht

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Gefüllte Einkaufsstraßen, besondere Angebote am Sonntag – und ein Weihnachtsmann schaute auch vorbei.

  1. Die Händler hatten sich am Wochenende in Köln auf viele Besucher eingestellt.
  2. Doch am Ende kamen deutlich weniger Kunden in ihre Läden.
  3. Am Samstag wurden 200 Touristen-Busse gezählt – etwa 100 weniger als gewohnt.

Köln – Überraschung: Eigentlich war Bernd Steinmann mit seiner Blaskapelle auf dem Weg zur Lutherkirche in der Südstadt. Dann kam der zehnköpfigen Gruppe bei der Anreise aus Venlo der verkaufsoffene Sonntag dazwischen. „Wir wussten das gar nicht“, sagt er vorm Bauzaun am Domforum. Geplant war ein Spaziergang, aber: „Der Platz ist schön, die Sonne scheint. Also spielen wir ein paar Nummern.“ Weihnachtlich klingt es nicht, die Band präsentiert klassische Blasmusik. Aber sie ist in guter Gesellschaft. Die nächste Kapelle steht am Brauhaus Früh, am Brunnen neben dem Apple-Laden versucht eine Gruppe, die Leute mit „Last Christmas“ in Stimmung zu bringen.

100 Touristen-Busse weniger als gewohnt

Die Kauflaune hält sich allerdings in Grenzen. Die Einkaufsstraßen sind gut gefüllt, aber nicht so brechend voll, wie man es aus früheren Jahren kennt. Die Händler haben sich auf einen Ansturm vorbereitet, in den großen Kaufhäusern, etwa bei Karstadt, Saturn, Mediamarkt oder Decathlon, sind alle Kassen geöffnet. Wartezeiten gibt es kaum. Am Nachmittag steht fest: Auch das dritte Adventswochenende erfüllt nicht die Erwartungen. Der Samstag ist verregnet, „die Händler hatten auf den Sonntag gehofft“, sagt Jörg Hamel, Geschäftsführer beim Einzelhandelsverband Aachen-Düren-Köln. Die Bilanz fällt mittlerweile „sehr viel schlechter aus als im vergangenen Jahr“.

Stadtmarketing fordert Maßnahmen

Organisierte Bettelei, Diebstähle und die Drogenszene belasten „die Wahrnehmung der weihnachtlichen Innenstadt“ rund um den Neumarkt, wie Helmut Schmidt, Vorstandsvorsitzender des Stadtmarketing Köln e.V., erklärt. Viele Obdachlose nächtigen demnach vor den Eingängen der Handelsimmobilien und hinterlassen „oft ihren Müll und die Spuren ihrer Notdurft“. Außerdem würden die Kölner Bettler von kommerziell ausgerichteten Bettler-Gruppen aus Südosteuropa verdrängt: „Revierkämpfe unter Bettlern sind keine Seltenheit.“ Schmidt fordert ein Eingreifen der Stadt. Wenn die Innenstädte „wieder an Attraktivität gewinnen sollen, muss dieser Entwicklung Einhalt geboten werden“, erklärt er. Vor allem gegen die „nahezu gewerblich organisierte Bettelei und die Kleinkriminellen“ müsse vorgegangen werden. (kl)

Auch an den letzten beiden Wochenenden, die nicht von einem verkaufsoffenen Sonntag flankiert wurden, waren die Umsätze für viele Händler enttäuschend. Als ein Gradmesser für die Anziehungskraft der Innenstadt gilt die Zahl der Bustouristen. Am Samstag wurden 200 Busse gezählt – etwa 100 weniger als gewohnt. Lange Staus bildeten sich nicht, obwohl die Innenstadtparkhäuser ausgelastet waren. Die Geschäfte in den Innenstadt durften von 13 bis 18 Uhr öffnen. Laut Annett Polster, Geschäftsführerin beim Stadtmarketing Köln e.V., waren vor allem Spiele, Parfümerie-Artikel und Lederwaren gefragt.

Aus dem Sauerland sind Dietmar und Bettina Schulte schon am Samstag angereist, nicht wegen der Geschäfte, sondern wegen des Heimspiels des 1. FC Köln. Jetzt sind sie unterwegs, „um locker durch die Stadt zu schlendern“. Der verkaufsoffene Sonntag darf stattfinden, weil die Weihnachtsmärkte als Hauptattraktion gelten. Das war im vergangenen Jahr gerichtlich bestätigt worden, „Die Weihnachtsmärkte haben eine hohe Anziehungskraft“, erklärt Jörg Hamel. „Doch das macht sich nicht unbedingt in den Geschäften bemerkbar.“

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Eine junge Familie aus der Eifel möchte bummeln und mit der kleinen Tochter den Dom besuchen. Marion Asmann und Christian Kühlung aus Cloppenburg verbringen das ganze Wochenende in Köln und erledigen spontan ihre Weihnachtseinkäufe: Gläser, Porzellan, Mützen und Baumschmuck – die Einkaufstüten sind prall gefüllt. Von der Sonntagsöffnung wurden sie überrascht, „aber wir haben den Tag genutzt und gut zugeschlagen“, sagt Marion Asmann.