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Einkaufen in KölnNeues Möbelhaus könnte Domino-Effekt für Hohe Straße bringen

Lesezeit 3 Minuten
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Farblich abgestimmte Kollektionen aus Frankreich: Expansionsleiter André Rajic und Geschäftsführerin Anna Rollet im  Möbelhaus Maisons du Monde. 

  1. Auf der Kölner Hohe Straße ist das Möbelhaus Maisons du Monde eingezogen.
  2. Die Kette setzt auf hochwertige Möbel – obwohl derzeit die Nachbarn eher den alltäglichen Einkäufer ansprechen.
  3. Experten hoffen, dass das neue, hochwertige Angebot einen Domino-Effekt anstößt und die Hohe Straße wieder an Glanz gewinnt.

Köln – Ein neues Möbelhaus, mitten auf der Hohe Straße. Im Schaufenster: eine Frisierkommode (455 Euro), ein Stuhl mit Hahnentrittmuster und Rattangeflecht (199 Euro), ein Sessel mit Leinenbezug (350 Euro). Ein Billigladen ist das nicht. Das französische Unternehmen Maisons du Monde („Häuser der Welt“) hat 336 Filialen in Europa, davon elf in Deutschland, seit einigen Tagen eine auf der Hohe Straße.

„Wir wollten schon lange in Köln eröffnen“, sagt Expansionsleiter André Rajic. Am liebsten auf der Schildergasse oder der Hohe Straße, wegen der hohen Zahl der Passanten. Maisons du Monde wurde fündig auf der Hohe Straße 69-71. Das Eckhaus stand leer, früher waren hier Esprit oder Salamander zu Hause. Zuletzt füllte ein Interimsmieter, der die Zeitspanne bis zu einem neuen Hauptmieter überbrücken soll, die Geschäftsräume mit Ramschware.

Nebenan ein Billigladen „nur für kurze Zeit“

750 Quadratmeter Verkaufsfläche auf zwei Etagen: „Das ist für uns eine perfekte Innenstadtlage“, erklärt André Rajic. Im Geschäft überwiegen die farblich abgestimmten Deko-Artikel – Kissen, Lampen, Geschirr. Die großen Möbel können im „Deko-Atelier“ zusammengestellt oder online bestellt werden. Das Einrichtungshaus leistet sich eine eigene Kollektion und hat für das Kölner Geschäft 21 neue Mitarbeiter angestellt.

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Dänisches Design bietet Bolia.com auf  der Brückenstraße.

Wand an Wand ist ein Drogeriemarkt, gegenüber das Lego-Geschäft. „Schön für Familien“, sagt André Rajic. Der Blick aus dem Geschäft zur rechten Seite trübt die Harmonie allerdings: Koffer (30 Euro), Leggins (3 Euro), ein ganzer Haufen Handtaschen (je 11 Euro) in grellem Licht „nur für kurze Zeit“, bisweilen versucht ein Marktschreier über ein Mikrofon, Leute anzulocken. „Wir wünschen uns, dass die Situation sich weiter verbessert“, erklärt André Rajic diplomatisch. Das sei auch das Anliegen der Eigentümer. Maisons du Monde möchte sich dauerhaft an dem Standort einrichten.

Domino-Effekt, wenn Kunden das Angebot schätzen

„Es ist sehr zu begrüßen, dass wir eine Umorientierung haben“, erklärt Elisabeth Slapio, Geschäftsführerin Innovation und Umwelt bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) Köln, zur Situation auf der Hohe Straße. Es könnte einen Dominoeffekt haben, wenn die Kunden das hochwertigere Angebot schätzen. Aber auch Waren aus den günstigeren Läden finden ihre Abnehmer: „Wir müssen akzeptieren, dass vieles parallel läuft“, sagt sie.

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Der Schwarze Elefant gibt auf. 

Und wir sollten stark darauf achten, den innovativen Geschäften eine Chance zu geben.“ Möbelhäuser in der Innenstadt – bislang hat man sie vor allem auf der „Möbelmeile“ an den Ringen verortet. Aber es gab und gibt sie auch auf und neben der Hohe Straße. Eines ist Bolia.com an der Brückenstraße. Dass hier auf die Verbindung von stationärem und Online-Handel gesetzt wird, zeigt sich schon am Namen. Im Geschäft ist Tischkultur im skandinavischen Design dekoriert, die Preise werden dezent verborgen. Für Stühle und Tische sind schnell drei- oder vierstellige Beträge fällig. Die dänische Möbelkette hat 2016 im ehemaligen Musikhaus Tonger eröffnet.

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Ein anderes Möbelhaus verschwindet nach 40 Jahren: Der Schwarze Elefant an der Gürzenichstraße schließt. „Totaler Räumungsverkauf wegen Geschäftsaufgabe“, verkünden Plakate. Es stimmt. Das Weihnachtsgeschäft möchte er noch mitnehmen, erklärt Inhaber Mohammed Hiatullah. Im Januar wird der Laden geräumt. Was übrig ist, kommt ins Lager in Frechen. Mohammed Hiatullah möchte von dort aus einen Online-Handel starten.

Das Publikum habe sich verändert, früher seien die Kunden mehr an asiatischer Kunst interessiert gewesen. Auf drei Etagen bietet er Statuen, Lampen oder Holzschränke an. Um den charakteristischen Gorilla vorm Haus macht er sich keine Gedanken – es gibt ihn öfter, „wir haben viele davon verkauft“. Für den letzten wünscht er sich ein ruhiges Plätzchen am Rhein.