SchrebergärtenGrüne Oasen in Köln bedeuten viel Arbeit, aber auch Geselligkeit
- „Es wäre untertrieben, zu sagen, dass ich mich hier wohlfühle. Dieser Garten ist für mich das Paradies“, sagt eine Pächterin.
- Nicht nur für sie, sondern auch für viele andere Kölner sind Schrebergärten ein Rückzugsort aus der lauten Stadt.
- Die Gärten fordern von den Pächtern viel Arbeit und Aufmerksamkeit, fördern aber gleichzeitig die sozialen Kontakte.
Neustadt-Nord – „Es war immer ein Wunsch von mir, einen Garten zu besitzen“, schwärmt Schrebergartenpächter Friedhelm Holtey-Weber (81) heute noch. Schon seit 1999 bewirtschaftet der ehemalige Lehrer und Elektriker sein kleines Garten-Terrain am Inneren Grüngürtel – damals noch in Vertretung. 2004 hat er es schließlich übernommen. „Zum Glück habe ich treue Freunde, die mir bei der Instandhaltung helfen“, sagt er. Denn solch ein Ort habe vor allem etwas mit Verantwortung zu tun – gegenüber den Pflanzen und den dort lebenden Tieren.
Brennnesseln und Unkraut sind wichtig für den Garten
„Es geht nicht darum, sich hier eine laue Zeit zu machen, denn wir ernten hier mehrmals im Jahr von Juli bis November“, betont Holtey-Weber. Zudem bedürfen Apfel-, Kirsch-, Pflaumen-, Kiwi- und Feigenbäume, Johannisbeeren, Kräuter, Rosen, Narzissen, Krokusse, Holunder und die kleinen Wasseranlagen unabhängig von Witterung oder dem Gemütszustand des Betreibers einer verlässlichen Pflege. „Sicher, ich kann hier regelmäßig ernten, doch das reicht nicht aus, um den persönlichen Bedarf zu decken. Zum Einkaufen beim Händler muss ich weiterhin gehen“, schmunzelt er.
Auch die Brennnesseln und das sogenannte Unkraut gehören zum festen Inventar, das in seiner Bedeutung auf Augenhöhe mit Blüten und Früchten steht. „Das ist alles wichtig für ein funktionierendes Gleichgewicht. Es geht nicht ums Auge, sondern um die Natur, die ein wahres Geschenk ist“, berichtet Unterstützerin Elfi Krietemeyer. „Bei uns wird keine Chemie eingesetzt. Die Insekten sollen leben. Stattdessen düngen wir mit Komposterde“, informiert die Seniorin aus Braunsfeld.
Garten als Kontaktstelle mit sozialem Gehalt
Unabhängig vom Aufwand stellt das Schrebergarten-Grundstück für die 81-Jährige eine elementare Lebensbereicherung dar: „Es wäre untertrieben, zu sagen, dass ich mich hier wohlfühle. Dieser Garten ist für mich das ,Paradies’. Ein Paradies, das aber viel Arbeit macht. Aber ich liebe es. Auch wenn es ein bisschen banal klingt, es ist meine grüne Oase in der viel zu lauten Stadt. Es zieht mich jetzt seit Jahren immer wieder hierhin, und natürlich ist es auch schön, gemeinsam zu feiern. Einmal im Monat treffen wir uns beispielsweise zum Singen. Dann packen wir die Instrumente aus und kramen im Liedgut. Das macht großen Spaß und ist bei uns mittlerweile schon Tradition“, lacht Krietemeyer.
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Freundin und Helferin Rea Heine sieht den Garten zudem als Kontaktstelle mit sozialem Gehalt: „Ich muss mich nicht verabreden. Hier ist immer jemand, mit dem ich mich unterhalten oder gemeinsam etwas unternehmen kann. Da ich aus einer Bauernfamilie komme, ist der Umgang mit den natürlichen Ressourcen für mich nichts Neues. Ich habe das von klein auf schätzen gelernt und bin froh, diese Werte auch in einer Großstadt teilen zu können“, befindet die 55-jährige Nippeserin.