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Honig war besonders begehrtAm Thuner Hof konnten Menschen ihre Pflanzen tauschen

Lesezeit 3 Minuten

Pflanze für Pflanze: Das ist die Grundidee der Tauschbörse.

Köln – Der Honig der sechs Bienen-Lehrvölker ist schon nach einer Stunde restlos ausverkauft. Und die Nachfrage bei der Pflanzentauschbörse im Biogarten am Thurner Hof ist weiterhin groß. 20 bis 25 Kilogramm lieferten die Lehrvölker im Schnitt jedes Jahr und das bedeute eine Menge Arbeit, sagt Honigspezialist Manfred Priebe.

Interesse am Imkern steigt

Seit einiger Zeit verzeichnet er ein besonders großes Interesse am Imkern. Im Jahr 2003, als alles angefangen habe, sei der Bienenstock klein und die Nachfrage gering gewesen. Heute kämen 30 bis 40 Leute zu den zwei Kursen, die die Volkshochschule (VHS) mittwochs und samstags im Thurner Hof in Dellbrück kostenlos anbietet.

Auf Friedas Kopf ist gerade eine Biene gelandet. „Sie hat keine Angst“, sagt ihr Vater Frank Heßeler, der in seinem Garten auch ständig Bienenbesuch hat. Sein „naturbelassenes Paradies“ habe er mit zwei guten Gartenbüchern und der Pflanzentauschbörse angelegt. „Man unterhält sich, schnappt viel auf.“

Gegen eine Spende oder zum Tausch

An den circa 30 Ständen hört man allerorten Tipps, Pflegeanleitungen, Diskussionen über den besten Standort, Schwärmereien über Blüten. Viele Besucher haben Pflanzen dabei, die sie tauschen möchten. Andere können sich Töpfe mitnehmen – gegen eine Spende für Zartbitter e.V., den Verein zugunsten von sexuell missbrauchten Kindern und Jugendlichen. Die Naturschutzorganisation BUND verteilt Samen und informiert über die besten Pflanzen für Bienen, Insekten und Schmetterlinge.

Für ihre Terrasse nimmt Marion Manksch aus Dellbrück eine kleine Zimmerpflanze und Tomaten gegen eine Spende mit nach Hause. Dagmar Pfaffenholz kommt seit Jahren in den Thurner Hof, hat mit den Tausch-Pflanzen ihren Garten bestückt und heute eine Artischocke und einen Hokkaidokürbis eingepackt.

Nächstes Ziel: Eine Heimat für Schmetterlinge

Tomatenpflanzen sind in diesem Jahr ein Renner. Auch der Tisch von Sascha Lopper und Jessica Klaes ist schon eine Stunde nach dem Beginn der Pflanzentauschbörse leer. Ihre argentinische Wildtomate stammt aus eigener Aufzucht, schmecke intensiv süß-würzig und könne bis zu 2,50 Meter hoch werden. Lopper ist eigentlich Elektroniker mit eigenem Schrebergarten in Mülheim. Jede freie Minute verbringen die beiden mit ihren Pflanzen, wollen die Artenvielfalt erhalten und verschenken Samen: Wer kenne heute noch Bonners Beste oder Rheinlands Ruhm? Das seien regionale und geschmackvolle Tomatensorten der Nachkriegszeit.

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Als „Urban Gardening“ noch kein Begriff war, begann im Thurner Hof das gemeinsame Bestellen eines Gartens. Der Parkplatz von vor 30 Jahren, erzählt Martin Herhaus, habe sich mit den VHS-Kursen in eine ökologische Nische verwandelt, einen Bauerngarten, eine Streuobstwiese, ein Biotop im Burggraben und eine Imkerei. Der Maschinenbau-Ingenieur ist seit mehr als zehn Jahren dabei. Die Arbeit wird nicht weniger: Als nächstes Projekt sollen Schmetterlinge im Thurner Biogarten wieder eine Heimat finden.