Köln – Familie Dehne gibt nicht auf. Sohn Konrad gehört zu den Kölner Kindern, die immer noch auf der Suche nach einem Platz an einem Gymnasium sind – und setzte alle Hebel in Bewegung, um eine geeignete Schule zu finden. In der ersten Runde der Schulplatzvergabe hatte der Neunjährige dreimal Lospech und landete an drei Gymnasien in Sülz/Klettenberg auf aussichtslosen Wartelistenplätzen. Konrad und etliche andere Kinder mussten in die zweite Anmelderunde, die jetzt am 27. April endete.
Suche nach Schulplatz: Kölner Familie bewirbt sich auch in Hürth
Zum Start der zweiten Vergabe-Runde hatte die Stadt eine Liste von Schulen mit noch freien Kapazitäten veröffentlicht. Sie kamen für Konrad aber alle nicht in Frage: In einem nähergelegenen Gymnasium entsprach das Profil der Schule nicht Konrads großem Interesse an Naturwissenschaften. Bei den restlichen Gymnasien waren die Entfernung zum Wohnort, der sichere Schulweg und die gänzlich fehlenden Freunde Hinderungsgründe. „Wir haben uns schweren Herzens gegen eine weitere Anmeldung an einem Gymnasium im Kölner Stadtgebiet entschieden, da für uns Konrads Motivation und Sicherheitsgefühl das Wichtigste ist“, sagt seine Mutter, Förderschullehrerin Ulrike Dehne.
In diesem schwierigen Abwägungsprozess bewarb sich die Familie an einem Gymnasium jenseits der Stadtgrenze in Hürth. „Glücklicherweise haben wir dort eine Platzzusage erhalten. Das erleichtert und sehr, besonders Konrad, der nach der Nachricht „ohne Sorgen“ geschlafen hat. De facto hoffen viele betroffene Familien weiter auf eine wohnortnahe Alternative im Veedel und die eventuelle Einrichtung von Mehrklassen. Aber darüber gibt es keine konkreten Informationen.
„Auch aufgrund der Intransparenz und der anscheinend unterschiedlichen Handhabung der Schulen bezüglich des Nachrückverfahrens haben wir gegen die Ablehnungen an den drei Gymnasien Widerspruch eingelegt und Akteneinsicht beantragt, aber noch nicht erhalten“, schildern die Dehnes die Anstrengungen angesichts der Schulplatznot. „Die Kinder finden wenig Gehör in der Politik!“ Das Vergabe-Verfahren mit Mehrfachanmeldungen werde ihnen auch pädagogisch nicht gerecht: „Sie lernen mit Spaß, freuen sich auf die Schule – und fühlen sich jetzt persönlich abgelehnt“, bedauert Konrads Vater, Diplompädagoge Tobias Dehne.
Schule im Veedel voll: Schüler scheibt Offenen Brief an Kölns OB Reker
In einem offenen Brief zum geänderten, vehement kritisierten Anmeldeverfahren für weiterführende Schulen hatte Konrad vor einigen Wochen an Oberbürgermeisterin Henriette Reker geschrieben, er fühle sich „richtig schlecht, traurig, ratlos und niedergeschlagen“. Er verstehe nicht, dass er an Schulen im Veedel abgelehnt wurde, die auch Freunde besuchen. „Ich bin auch ein guter Schüler.“ Aber das spielte bei der Schulplatz-Verlosung alles keine Rolle. Den Brief überreichte der Neunjährige bei einer Demo im Rathaus stellvertretend an die Leiterin des Amtes für Schulentwicklung . „Er ist bis dato unbeantwortet“, so Ulrike Dehne.
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Wie viele künftige Fünftklässler es genau sind, die am Ende dieses Vergabe-Marathons noch unversorgt „übrig bleiben“, ist unklar. Die Stadt nennt bislang keine validen Zahlen: Wegen Mehrfachanmeldungen würden immer noch Kinder über Wartelisten an Gymnasien nachrücken. In der Ratssitzung am 5. Mai findet eine Aktuelle Stunde zum strittigen Verfahren statt. Die Stadt hatte nach dem Spitzengespräch mit Oberbürgermeisterin Reker, der NRW-Schulministerin und Kölns Regierungspräsidentin betont, dass jedes Kind einen Platz erhalten werde. Fragt sich, wo.