Köln – Als im November des Jahres 1822 einige honorige Herren in der Weinschänke „Im Häuschen“ nahe der Kirche St. Ursula zusammenkamen, um „dem Carneval eine edlere Form zu geben“, war dies der Krise des Festes geschuldet. Zu roh und vulgär hatten sich die Feierlichkeiten entwickelt. In der Weinschenke soll die Idee zur Gründung der „Grossen Carnevals-Gesellschaft“ entstanden sein, dem Vorläufer der Grosen von 1823, die nun ihr 200-jähriges Bestehen feiert. Genau wie Festkomitee, Rote Funken und Hellige Knäächte un Mägde.
Mit Sorgen ins Jubiläumsjahr
Der Präsident der Gesellschaft heißt heute Professor Dr. Joachim Zöller, und sorgenfrei blickt auch er nicht in die Zukunft. „Das Jubiläumsjahr bereitet uns Sorgen wegen der weltpolitischen Krisen und der wirtschaftlichen Belastungen. Was wird aus dem Karneval werden?“, fragt er. Der Vorverkauf für die Sitzungen laufe schleppend, die Zurückhaltung der Menschen sei nach zwei Jahren oandemiebedingter Absagen deutlich zu spüren. Immerhin seien für die große Sessionseröffnung am 11. November, ein Freitag, bereits 6000 Tickets verkauft worden. Alle bekannten Kölner Bands werden wieder vertreten sein, eröffnet werden die Jubiläumsfeierlichkeiten am Elften im Elften mit einem musikalischen Höhenfeuerwerk im Tanzbrunnen (siehe Kasten).
Festprogramm
15 Minuten wird das Höhenfeuerwerk am 11. November im Tanzbrunnen dauern. Hiermit soll der Sessionsstart enden.
In der Philharmonie wird am 23. Oktober gemeinsam mit den Roten Funken eine musikalische Zeitreise gefeiert. Das Gürzenich-Orchester spielt.
Mit Fackelzug durch die Altstadt und großer Nubbelverbrennung auf dem Roncalliplatz wird die Session am 21. Februar 2023 beendet.
Im Tanzbrunnen wird am 28. Mai die Jubiläumsmatinee „So klingt Köln“ gefeiert.
Ein Bürgerfest ist für den 10./11. Juni vor St. Aposteln geplant. Dabei soll der Nachwuchs unterstützt werden. (tho)
Zur Sessionseröffnung soll auch ein Jubiläumsbuch erscheinen, das die Grosse von 1823 in Auftrag gegeben hat. Historiker haben die Geschichte des Kölner Karnevals aufgearbeitet. „Dabei wurden Hinweise entdeckt, dass schon im Jahr 1806 Funken durch die Stadt gezogen sind“, berichtet Zöller. Bislang gelten die Roten Funken als ältestes Korps, die Gründung hat der Überlieferung zufolge ebenfalls 1823 stattgefunden.
Die Roten Funken haben für das Jubiläumsjahr rund 60 Veranstaltungen geplant, die Grosse von 1823 lässt es ein wenig ruhiger angehen – einige Festivitäten sind jedoch auch gemeinsam geplant. „Wir wollen die Gelegenheit nutzen, um über den Karneval zu informieren und für ihn zu begeistern“, sagt Zöller. So ist beispielsweise eine Ausstellung geplant, die im Rathaus, im Gürzenich und in den Räumen der Sparkasse Köln/Bonn gezeigt werden soll.
Das könnte Sie auch interessieren:
Die Zeichen der Zeit hatte die Gesellschaft voriges Jahr erkannt und auch Frauen den Weg zur Mitgliedschaft als Senatorin eröffnet. In einer besonderen Vorführung will der Kölner Männer-Gesangsverein am 31. Januar seine Vorstellung des Divertissementchens der 200-jährigen Geschichte des organisierten Karnevals in Köln widmen. „Durch den Karneval konnte überhaupt erst die Kölner Identität entwickelt werden“, urteilt Zöller. Mit dem 11. 11. 2023 sollen die Feierlichkeiten enden.