Karneval in KölnSo feiern die Roten Funken ihr designiertes Dreigestirn
Köln – Und plötzlich ist Karneval auf dem Neumarkt, und das mitten im Sommer. Mit einem Traktor haben die Roten Funken einen ihrer Rosenmontagswagen auf den Platz gezogen, die Blumendekoration ist frisch, die Ornamente glänzen in der Sonne. Obendrauf stehen drei Männer im Anzug, weißes Einstecktuch, magentafarbene Krawatte, und winken. Dann schmettert der Spielmannszug des Korps ausgelassen „Ritsch, ratsch, de Botz kapott“, den Marsch der Roten Funken. Und Funken-Präsident Heinz-Günther Hunold brüllt mühelos ohne Mikrofon ein beachtliches „Kölle Alaaf“ in dreifacher Ausführung über den Platz.
Die Menschen wieder zum Karneval zurückholen
Ein bisschen Karneval ist immer in Köln, doch nun stellen die Roten Funken das Trifolium, und das in der Jubiläumssession (wir berichteten), in der das Korps und der gesamte Kölner Karneval 200-jähriges Bestehen feiern werden. „Das ist eine ganz besondere Ehre. Unser Dreigestirn wird das rocken“, verspricht Hunold. Prinz wird Boris Müller (45), die Rolle des Bauern übernimmt Marco Schneefeld (48), Jungfrau ist André Fahnenbruck (43), der sich für den Namen „Jungfrau Agrippina“ entschieden hat. „Unsere große Aufgabe wird es sein, die Menschen wieder in den Karneval zurück zu holen“, sagt der designierte Prinz. Nach zwei Jahren Pandemie sehnt sich der Karneval nach Normalität. Am Mittwochabend wurde das designierte Dreigestirn dann beim Heimspiel in der „Ülepooz“ (Ulrepforte) abgefeiert. Mehrere Hundert Funken bejubelten das neue Trifolium.
Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn ist vorsichtig optimistisch, das die schlimmen Jahre vorbei sind. „Wir sind zuversichtlich, eine recht normale Session erleben zu können“, hofft er. Zuletzt durfte das Dreigestirn der Altstädter zweimal ran – ein Novum in der Geschichte des Kölner Karnevals. „Wir hatten ein Dreigestirn, dem viel abverlangt wurde. Auch jetzt werden wir erst Aschermittwoch wissen, wie die Session gelaufen ist“, mahnt er zur Vorsicht. Vorige Session hatten sich Karnevalisten und Politik auf einen Sitzungsverzicht geeinigt, der Rosenmontagszug war dann wegen des Kriegsbeginns in der Ukraine in eine riesige Friedensdemonstration umgewandelt worden. Die Zahl der Bewerbungen für das Dreigestirn soll dieses Mal groß gewesen sein. „Wir sind stolz, die drei Besten präsentieren zu können. Mit dem Jubiläum der Funken hat die Wahl nichts zu tun“, betont Kuckelkorn. Folgenden Leitspruch haben sich Prinz, Bauer und Jungfrau auferlegt: „Drei Fründe för 86 Veedel“. „Unsere Idee ist es, die Jecken in den Veedeln zu besuchen. Auf Wochenmärkten, in Kneipen und bei Pfarrsitzungen“, erklärt Boris Müller.
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Bei den Roten Funken bilden die Drei den Vorstand des dritten Knubbels, wie die Untergruppen des Korps genannt werden. Weil er früher stets im Trikot des 1. FC Köln auf dem Tennisplatz eines Vereins in Krefeld stand und Bälle schlug, habe ihn ein Bekannter zu den Funken gelotst. Intern schlüpfte Müller schon mal in die Rolle des legendären Büttenredners Hans Hachenberg (Doof Nuss) und erntete jede Menge Lacher. „Vielleicht gibt es in der Session eine Kostprobe“, kündigte Müller an.
Bauer Marco Schneefeld war schon als Baby durch die Schull- un Veedelszöch getragen worden, als Dreijähriger trat er in die Kindergruppe der Roten Funken ein, 1984 wurde er Kinderprinz. „Bei einem Auftritt hat mir die Jungfrau mit der Pritsche ein blaues Auge verpasst“, erinnert er sich. Inzwischen kann er drüber lachen. André Fahnenbruck lief schon als Zwölfjähriger als Kamellejunge bei den Funken im Rosenmontagszug mit, mit 18 Jahren wurde er bereits als Funk vereidigt.