Die Liebesgeschichte von Sarah Weingarten und Volker Seidel verbindet die Kölner Chöre „Veedelperlen“ und „Grüngürtelrosen“, die gemeinsam den Rosenmontagszug eröffnen werden
„Fastelovend-Love“Eine Kölner Liebe über Chor-Grenzen hinweg

Stimmgewaltiger Männerchor: Bei den „Grüngürtelrosen“ geht es um die gemeinsame Freude am Singen.
Copyright: Costa Belibasakis
Die Liebe in all ihren Facetten gehört zum Karneval wie Kamelle und Kostüme, wie Strüßjer und Schunkeln. Oft schon wurde sie an den jecken Tagen besungen. Es ist die Liebe zum Leben, die Liebe zu den Menschen, die im Karneval gelebt wird, aber auch die Liebe zwischen Zweien. Dabei gibt es im Kölschen noch nicht mal ein eigenes Wort für dieses große Gefühl. Ein „Isch han dich jän“ funktioniert zwar als kölsche Liebeserklärung, aber wenn es ernst wird, spricht der Kölsche doch mal Hochdeutsch. Also Liebe. Oder wie im diesjährigen Sessionsmotto eben auf Englisch: „FasteLOVEnd – wenn Dräum widder blöhe“. Mit der Betonung auf LOVE natürlich.
Manch ein charmanter Flirt mit Bützjer an den jecken Tagen endet auch mit diesen an Aschermittwoch. Manch eine Liebe aber findet sich erst über den Fastelovend. Und nicht selten ist der Karneval sogar Teil langjähriger Beziehungen. So ist es auch beim Ehepaar Sarah Weingarten und Volker Seidel, für die dieser Fastelovend ein ganz besonderer werden dürfte. Volker singt beim Männerchor „Grüngürtelrosen“ seit dessen Gründung 2019, seine Frau Sarah wiederum singt seit 2022, also ebenfalls von Beginn an, beim Frauenchor „Veedelperlen“. Zum ersten Mal werden die beiden Chöre, bei denen der Spaß am Singen im Vordergrund steht, nun zusammen auftreten.
Mehr als 250 Sänger und Sängerinnen treten am „Perlen-Rosen-Montag“ auf
Das Festkomitee Kölner Karneval hat die „Grüngürtelrosen“ und die „Veedelperlen“ angefragt, gemeinsam den diesjährigen Rosenmontagszug am 3. März zu eröffnen. Auf einer eigens errichteten Bühne an der Se-verinstorburg werden sie ein Medley aus fünf kölschen Songs zu Gehör bringen, wenn sich die Karnevalsgruppen auf den Zugweg machen. „Das ist eine große Ehre“, sagt Chorleiter Constantin Gold, der sich seit einem Jahr die Chorleitung des Frauenchors mit Kollegin Amelie Schoo teilt. Die mehr als 250 Sängerinnen und Sänger freuen sich sehr auf ihren „Perlen-Rosen-Montag“, bei dem sie anschließend auch im Rosenmontagszug mitlaufen werden.
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Kölsche Lieder und moderne Hits singt der Frauenchor„Veedelperlen“.
Copyright: Veedelperlen
Was anfangs aus einer Idee in einem Freundeskreis erwuchs, einfach gemeinsam zu singen, ist inzwischen sehr erfolgreich. So sind die „Grüngürtelrosen“ gefragt bei Festivals wie „Jeck im Sunnesching“ oder „Summerjam“ und veranstalten im September bereits den dritten Sommergarten im Tanzbrunnen. Die „Veedelperlen“, die Gold später mit einem Sängerinnen-Aufruf gründete, treten in der Philharmonie auf und standen schon mit „Cat Ballou“ in der Lanxess-Arena auf der Bühne. Aber am Montag gibt es die erste gemeinsame Darbietung – und das bei dem Höhepunkt im kölschen Veranstaltungskalender.
Auch für Sarah Weingarten und Volker Seidel, die seit 2017 ein Paar sind, ist dieses Projekt ein besonderes. „Es ist richtig, richtig schön, dass wir dieses Mal zusammen auftreten“, freut sich die 42-Jährige. Bei den großen Proben in der Pattenhalle Ehrenfeld treffen sie auch den gemeinsamen Freundeskreis aus beiden Chören. „Für uns ist es besonders schön, zusammen zu den Proben zu gehen“, freut sich Volker. Sonst sei ja immer sie einen Abend weg zur Probe oder er, aber eben nicht beide gemeinsam. So geht es auch weiteren Chormitgliedern. Denn zwischen dem Frauen- und dem Männerchor gibt es so einige Verbindungen, eine Art musikalische Vermittlungsbörse. Sieben weitere Pärchen wie sie zählen Sarah und Volker. „Und das erste Perlen-Rosen-Baby ist auch schon auf dem Weg“, berichtet Sarah. Volker ergänzt mit einem Augenzwinkern: „Release im April.“
Für Sarah und Volker ist klar: „Der Karneval verbindet uns sehr.“ Volker, in Köln aufgewachsen, ist „Karnevalsjeck von Baby an“, wie der 49-Jährige sagt: „Meine ersten Fotos zeigen mich schon mit Schminke im Gesicht.“ Sarah hingegen ist ein echter Imi. Sie ist in Hessen aufgewachsen, aber Teile ihrer Familie stammen aus dem Rheinland. „Deswegen war Rosenmontag auch immer schon Feiertag bei uns zu Hause“, erzählt Sarah, und deswegen wollte sie immer nach Köln ziehen, was sie dann auch tat. Ihr Lieblinsglied als Kind sei „Katrin“ von den Bläck Fööss gewesen. Und so urteilt ihr Mann heute anerkennend über ihre Kölsch-Kenntnisse: „För ne Imi schwad se jot.“
Den Antrag machte Volker seiner Sarah natürlich auch an Fastelovend. Es war Karnevalssamstag 2020, ein Tag nach Sarahs Geburtstag. Das Paar, das in Nippes lebt, war mit Freunden auf dem Weg zu einer Party. Alle waren eingeweiht, nur Sarah habe nichts geahnt. „Irgendwie war er den ganzen Tag schon so komisch. Er hat einfach nichts gesagt“, erinnert sie sich. Freundinnen hätten noch ihr Kostüm aufgehübscht, das hätte sie schon gewundert. Während ihr die Runde auf dem Parkplatz vor der Halle noch ein „Happy birthday“ sang, kniete sich Volker hinter sie. „Ich habe gefühlte fünf Minuten da gewartet“, erinnert er sich. Mehr als ein „Willst du mich heiraten?“ habe er dann gar nicht mehr herausgebracht vor lauter Tränen der Rührung.
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„Anders romantisch als vorgestellt“: Volker Seidel machte Sarah Weingarten auf dem Weg zu einer Karnevalsparty einen Heiratsantrag auf einem Parkplatz.
Copyright: Seidel/Weingarten
Aus Solidarität habe sie mitgeweint, sagt Sarah, „und zum Glück auch Ja gesagt“. Und dann hätten sie sich nach der Garderobe auch noch auf der Party aus den Augen verloren. Als sie sich nach einigen Stunden wiederfanden, hatte Volker schon seinen Trauzeugen klar gemacht. „Es war anders romantisch, als ich es mir vorgestellt hatte“, sagt Sarah und lacht. „Aber es passte auch total zu uns.“
Manchmal tanzen wir gemeinsam zu Hause in der Küche. Ich hoffe, dass wir das auch noch machen werden, wenn wir alt und grau sind.
Die andere große Verbindung zwischen den beiden gibt es über die Musik. „Ich habe mich laut meiner Mama schon als Kind selber in den Schlaf gesungen“, erzählt Sarah, die ein Geschäft für Bürozubehör in Ossendorf betreibt. Später nahm sie sogar Gesangsunterricht. Auch Volker, der bei einer Versicherung arbeitet, hatte schon einige Chor-Erfahrung vor den „Grüngürtelrosen“. Aber dort treffe sich einfach eine große, bunt gemischte Gruppe mit Freude am gemeinsamen Singen. „Hier kann man auch mal die Sau rauslassen.“ Sarah und Volker sind zudem große Fans der Band „Planschemalöör“. „Eins unserer ersten Dates war auf einem der ersten Konzerte von den Jungs“, sagt Volker. Deren Song „Heimat“ ist für Sarah und Volker ihr gemeinsames Lied, zu dem sie auch auf ihrer Hochzeit im September 2020 getanzt haben. Mit „Du bes ming Heimat“ ist das sogar in den Eheringen verewigt.
Dieses Jahr werden Sarah Weingarten und Volker Seidel die jecken Tage etwas ruhiger angehen lassen als sonst. Einige Chor-Auftritte stehen an – und dann wollen sie natürlich fit sein für die Zug-Eröffnung an ihrem „Perlen-Rosen-Montag“. „Wenn Dräum widder blöhe“ heißt es im Motto. Was erträumen sich die beiden denn? Für die Chöre wünschen sie sich, dass es noch einmal die Gelegenheit zu einem gemeinsamen Auftritt auf großer Bühne geben wird. Und für ihre Zukunft zu zweit? Volker sagt, er hofft, dass sie gemeinsam alt werden und „lange, gesund und glücklich leben“. Sarah hat ein besonderes Bild im Kopf: „Manchmal tanzen wir gemeinsam zu Hause in der Küche. Ich hoffe, dass wir das auch noch machen werden, wenn wir alt und grau sind.“