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Corona bei den KlüngelköppSo muss die Kölner Band in der Krise improvisieren

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So soll es wieder sein: Klüngelköpp spielt 2019 vor großem Publikum im Gloria-Theater. 

Köln – In den 20 Jahren ihres Bestehens ist es bei den Klüngelköpp nur ein einziges Mal vorgekommen, dass ein Musiker nicht auftreten konnte. Schlagzeuger Stephan Loschelders war 2020 für vier Tage krank. Ein Glück, dass sich in der Crew ein guter Drummer befand und einspringen konnte. Wie Sänger und Keyboarder Jochen Damm erzählt, brachten sie ihm in einer Nacht- und Nebelaktion die Lieder bei. In der Corona-Krise ist der Ausfall von Musikern nun eher Regel als Ausnahme.

Eine Corona-Infektion jagte die nächste

Im Januar musste die Band erstmals wieder Auftritte absagen: Damm selbst und Akkordeonspieler Robert Kowalak hatten sich mit dem Coronavirus infiziert. Zwei Wochen Quarantäne machen das Spielen unmöglich. Schließlich war es am 3. Februar soweit, die Band konnte das erste Mal live proben, bisher hatte sie das über Videokonferenzen gemacht. Zwei Tage hintereinander standen die Musiker wieder alle gemeinsam auf der Bühne.

Die Woche darauf der nächste Rückschlag: Gitarrist Jörg Bracht wurde positiv getestet, eine Woche später auch Schlagzeuger Stephan Loschelders. Für Bracht sprang Freund und Musiker Ralf Hahn ein. Am Schlagzeug übernahm Andre Petrila. Doch dieses Mal waren die Klüngelköpp besser vorbereitet. Als sich die ersten Erkältungssymptome gezeigt hatten, wurde prophylaktisch eine Probe mit den Ersatzmännern angesetzt. Der Rest der Gruppe hält sich wacker. „Wir testen uns jeden Tag“, erzählt Damm. „Nach dem Wochenende ist es meistens ruhig, aber Dienstag oder Mittwoch rappelts.“ Rappeln meint: positiver Test.

Das Wochenende brachte ein wenig Normalität

Ein bisschen Sessionsluft schnuppern konnte die Band am vergangenen Wochenende. Immerhin sechs Auftritte gab es am Samstag. Doch eigentlich sind es an den Wochenendtagen vor Karneval im Schnitt acht bis neun Auftritte. So froh die Band ist, dass etwas möglich ist, so hoffnungsvoll blickt sie in die Zukunft. Jochen Damm hofft auf Leichtigkeit – und etwas Routine. Dazu zählt, in der Stammbesetzung aufzutreten. „Bis auf die Bläck Fööss haben wir an diesem Wochenende kaum eine Band in Originalbesetzung getroffen.“

Mit den wieder kommenden Auftritten hat die Band nicht etwa jede Vorsicht fallen lassen. Selbst im Bandbus tragen die sechs Musiker eine Maske. Und, damit das Ansteckungsrisiko außerhalb des Beruflichen so gering wie möglich bleibt, haben sich die Musiker privat extrem eingeschränkt. „Übertrieben gesagt, machen wir einen eigenen ,Lockdown light“, sagt Damm. Neben den Auftritten heißt es also: Die Kontakte so gut es geht beschränken. „Sonst wär ich auch öfter in der Hofburg gewesen“, fügt Damm lachend hinzu.

Corona zerstört den natürlichen Sessions-Flow

Bei den Auftritten fühlt er sich relativ sicher: „Das ist so gut organisiert mit den Hygienekonzepten und den Kontrollen.“ Das Sessionsende ist für die Bands eigentlich immer etwas ganz Besonderes, doch auch dieses Gefühl kommt nicht so richtig auf. Schließlich haben die Auftritte gerader erst wieder angefangen. „Der ganz natürliche Flow fehlt. Sonst ist in dieser Zeit der Endspurt angesagt, aber im Moment guckt man von Tag zu Tag“, so Damm. Vor allem sei das ganze anstrengend für den Kopf. An die Masken habe man sich inzwischen schon gewöhnt. Manchmal sogar zu sehr. Damm erzählt von einer Situation am Wochenende im Jugendpark, als Sänger „Reudi“ (Frank Reudenbach) versehentlich mit Maske auf die Bühne trat und der Bügel der Kopfhörer schon darüber lag. Es war wohl gar nicht so einfach, die Maske darunter auszuziehen.

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Und trotz all der Umstände sagt Damm: „Es ist schön, zu sehen, wie groß die Freude bei den Leuten ist.“ Und schließlich seien die Auftritte für die Band neben der Wirtschaftlichkeit einfach ihre Leidenschaft.