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200 Jahre Kölner KarnevalSo lief der Jubiläums-Auftakt der „Hellige Knäächte un Mägde“ in der Volksbühne

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Die Tanzgruppe der Hellige Knäächte un Mägde bot zum Auftakt ihres Vereinsjubiläums auch historische Tänze in der Volksbühne.

Die Tanzgruppe der Hellige Knäächte un Mägde bot zum Auftakt ihres Vereinsjubiläums auch historische Tänze in der Volksbühne.

Die Hellige Knäächte un Mägde sind eine der Gesellschaften, die in diesem Jahr 200-jähriges Bestehen feiern. In der Volksbühne eröffnete Kölns älteste Tanzgruppe stil- und anspruchsvoll das Jubiläumsjahr. OB Henriette Reker wird bald als „Mägdin“ zu sehen sein.

Als am 10. Februar des Jahres 1823 der erste Rosenmontagszug um den Neumarkt zog, war noch vieles Stückwerk im frisch reformierten Kölner Karneval. Wenn es aber so etwas wie eine feste und eingespielte Gruppierung gab, die damals am Zug teilnahm, dann waren dies die Hellige Knäächte un Mädge, die auch auf Pfarrfesten auftraten. „Mer jubiliere“ hieß es nun am Sonntag in der Volksbühne zum Jubiläum der ältesten Kölner Tanzgruppe. Dass die Hellige Knäächte un Mägde von ihren Anfängen wissen, verdanken sie einem „Imi“, dem aus Thüringen stammenden Kulturgelehrten Dr. Christian Samuel Schier, sozusagen der erste Literat und Hofdichter des Kölner Karnevals.

Kohberg-Orchester und ein Opern-Tenor

Nun lud der erste Vorsitzende Thomas Andersson im früheren Millowitsch-Theater an der Aachener Straße zu einer „sorgenfreien Zeitreise“ ein. Unter dem Motto „Danz met uns“ begann die Brauchtumstanz-Revue mit dem wahrscheinlich ältesten Karnevalslied „Alaaf, die kölsche Kirmesse“ von 1804, gedichtet vom Festkomitee-Mitgründer und ersten Zugleiter Matthias Joseph de Noël. Der muntere Tanz dazu begann witzig mit dem Auftritt einer närrischen Figur, die außer bei den Hellige Knäächte un Mägde heute nur noch selten auf der Bühne Späßchen treibt. Das „jecke Bääntchen“ wurde sturzbetrunken hereingetragen, schnell war der Clown in Rot-Weiß aber wieder fit für eine ganze Reihe historischer Karnevalstänze.

Stilvolles Ambiente: Tänzerinnen der Helligen Knäächte und Mägde verfolgen auf der Tribüne des einstigen Millowitsch-Theaters die Auffürung ihrer Kolleginnen und Kollegen.

Stilvolles Ambiente: Tänzerinnen der Helligen Knäächte und Mägde verfolgen auf der Tribüne des einstigen Millowitsch-Theaters die Auffürung ihrer Kolleginnen und Kollegen.

Die Farben rot, weiß und schwarz des Traditionstanzkorps stehen in den Augen von Oberbürgermeisterin Henriette Reker für „Hätz, Fridde und Eleganz“. Ihr prophezeit Andersson Schlagzeilen als „first hellige Magd“. Denn Weiberfastnacht wird Reker die Tanzgruppe begleiten und dabei ein eigens für sie angefertigtes Kleid tragen. Begleitet vom Kohberg-Orchester und seinem Sänger Norbert Schumacher landeten die Tänzerinnen und Tänzer samt jeckem Bääntchen bald bei den schmissigen Zwanziger-Jahre-Evergreens von Willi Ostermann „Wenn mer op der Huhstroß spaziere geiht“ und „Jedes Kind en Kölle kennt dä schöne Färdenand“.

Buchautor Wolfgang Oelsner erinnerte in seinem Vortrag über das wahre Brauchtum an die Predigt zum Brings-Lied „Liebe gewinnt“ im Domgottesdienst, der vorige Woche den Auftakt für den Sitzungskarneval bildete. „So erreicht die Botschaft die Leute besser als Bibeltexte“, meint Oelsner. Dass kölsches Liedgut und eine klassisch ausgebildete Stimme wunderbar zusammenpassen, bewies der Opern-Tenor Martin Koch. Der gebürtige Hamburger brachte nach Operettenliedern wie „Zwei Märchenaugen“ ins Schunkeln mit dem Ostermann-Evergreen „Och wat wor dat fröher schön doch en Colonia“.

Den Gardetanz parodierte das Dellbröcker Boore Schnauzer-Ballett, das den Parapluie statt die Knabüs und ein stämmiges Mariechen präsentierte. Die Kinder- und Jugendtanzgruppe des Gastgebers wirbelte zu alten und neuen Karnevalsliedern von Ostermann, Bläck Fööss, Brings, Paveier, Miljö und Cat Ballou über die Bühne. Danach fiel erstmal der Vorhang, Thomas Andersson und Funken-Präsident Hans-Günther Hunold traten an die Rampe. Zum ersten Mal tanzten Helligen Knäächte un Mädge und Rote Funken gemeinsam. Weil der Jubel nicht enden wollte, wurde Manuela Peukerts Aufführung zum Ostermann-Potpourri „Kölle am Rhing“ sogleich wiederholt.