Köln – Am Ende waren sich erwartungsgemäß alle einig: Tommy Engel rauchte beim Finale genüsslich seine Zigarre, nestelte Erry Stoklosa lachend am durchaus weit geöffneten Hemd und beschwor Arm in Arm mit Wolfgang Niedecken – is doch klar – den Zusammenhalt. Die Ex-Fööss Peter Schütten und Kafi Biermann schauten beeindruckt auf die Glückseligkeit der 7000 Besucher auf dem Roncalliplatz. Keine Frage: „Das schönste, wat mir han, is unser Veedel“. Aber ohne die Bläck Fööss wäre das längst nicht so klar.
Die drei Jubiläumskonzerte am Fuße des Doms sind für die Band ein wahrlich rauschhaftes Fest. Insgesamt 20.000 Fans kamen, um mit zwei Jahren Verspätung zum 50. Geburtstag zu gratulieren und das Liedgut zu feiern, das sich längst von den einzelnen Musikern gelöst hat. Es ist tief ins Kulturgut der Stadt eingedrungen. Von einem „Rausch der Gefühle“ sprach Erry Stoklosa, mit „Bömmel“ Lückerath das letzte aktive Gründungsmitglied der Fööss. „Auf so einer Sympathiewelle zu schwimmen, bedeutet zweieinhalb Stunden Adrenalin pur.“ Beim zweiten Konzert am Samstagabend, das zeitversetzt im WDR übertragen wurde, überbrachte Oberbürgermeisterin Henriette Reker Glückwünsche auf der Bühne und beschrieb das Phänomen Fööss mit den Worten von Brauchtumsforscher Wolfgang Oelsner: „Da kamen diese Jungs, die haben den Kölnern geholfen, ihre ureigene Sprache wiederzufinden.“ Bis heute bringen sie das kölsche Lebensgefühl zum Klingen, sagte Reker. Aber eben auch die Sorgen und Nöte der Menschen, das Leben in den Milieus. Die Einladung zum Rathaus-Empfang versteht sich von selbst.
Doch die Fans wollten auch an diesem Abend vor allem lauthals mitsingen. Das „Bickendorfer Büdchen“, den „Polterovend“ und die wunderbar sentimentale Heimat-Hymne „Ich han nen Deckel“. Dieser stimmgewaltige Chor war es, der aus den Konzerten große Heimatabende macht. Größer vielleicht, als sich das der ein oder andere Musiker vorgestellt hatte. Aber eben auch angereichert mit frischen Songs wie „En d’r Altstadt wed en Bud frei“. Sänger Mirko Bäumer macht klar: Das ist hier keine museale Rückschau. Die Geschichte geht weiter.
Dazu verneigte sich Wolfgang Niedecken, der schon auf dem Jubiläumsalbum mit dabei war. Der BAP-Chef erinnerte sich, wie er als junger Künstler in der Teutoburger Straße in der Südstadt das erste Mal „Drink doch eine met“ gehört hat. „Das war das Ei des Kolumbus. Das waren die Beatles op Kölsch.“ So einfach, so genial. „Die Fööss haben die Tür geöffnet, durch die wir anderen kölschen Musiker ganz einfach durchgehen konnten. Ohne die Bläck Fööss hätte es BAP niemals gegeben.“ Er erlebe die Abende als große Feste, sagte er der Rundschau später. „Die Bläck Fööss begleiten mich seit ihrer Gründung. Es ist eine ganz tolle Reise.“
„Bömmel“ Lückerath waren die Lobeshymnen am Ende fast unangenehm
Es gab auch die ganz ruhigen, ernsten Momente. Etwa als Bassist Hanz Thodam „Unger’m Adler“ anmoderierte und mit Bezug auf den russischen Angriffskrieg sagte: „Lasst uns unseren Verstand nutzen, damit nicht Despoten unser Schicksal bestimmen. Nichts ist wertvoller als Freiheit und Frieden.“ Oder als Tommy Engel inmitten der kollektiven Freude über den ersten gemeinsamen Auftritt nach 28 Jahren sagte: „Danke, dass ihr mich gefragt habt. Es ist mir eine Ehre.“
„Bömmel“ Lückerath waren die Lobeshymnen am Ende fast unangenehm: „Wir sind einfach froh, dass wir all die Jahre erleben durften und offenbar einige schöne Lieder geschrieben haben“, sagte er am Sonntag vor dem dritten Konzert der Rundschau. Der 73-Jährige hat sich von den Folgen eines Schlaganfalles erholt, macht aber kein Geheimnis draus, dass ihn Auftritte inzwischen deutlich mehr fordern. Wie es für ihn selbst bei den Fööss weitergeht? Bis zum Silvesterkonzert werde er in jedem Fall dabei bleiben. Vielleicht auch noch bis zum Ende der Session oder zum Sommer. „Es gibt noch keinen Zeitplan.“
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Am Ende haben die Fööss bei jedem der drei Konzerte 34 Lieder gespielt, ein Auszug also nur aus dem fast unheimlichen Schaffen der Band mit hunderten von Songs. Ein Spaziergang durch alle Musikstile und nichts, was im Rahmen bleiben kann. Natürlich haben die Fööss leicht überzogen, und natürlich nahm ihnen das niemand übel. „Gruß ans Ordnungsamt“, feixte Moderator Guido Cantz am Ende gegen 22.15 Uhr. Da hatte er die Veedels-Hymne gerade am Klavier begleitet. Die Zuschauer applaudierten und bekundeten „Oh, wie ist das schön“. Auf dem Heimweg durch die Altstadt sangen sie lieber die Lieder der Fööss weiter.