Er hätte gerne noch ein paar Worte gesagt, doch keine Chance. Die 7000 lassen ihn nicht zu Wort kommen. „Oh wie ist das schön“, schallt es über den Roncalliplatz. Immer wieder. Es ist der absolute Gänsehautmoment, beim Geburtstagskonzert der Bläck Fööss zu Fuße des Doms am Freitagabend. Tommy Engel wieder vereint mit den Fööss. Ein historischer Moment, wie ihn Moderator Guido Cantz bezeichnet. 28 Jahre nach der Trennung hätte das kaum noch einer für möglich gehalten.
Jetzt, wo es endlich soweit ist, genießen es die Fans mit Leib und Seele. Aus voller Kehle: erst der „Huusmeister Kaczmarek“, dann die „Katrin“, dann der Engels-Hit „Du bes Kölle“, schließlich „Dat Wasser vun Kölle“. Momente für die Ewigkeit. „Was soll ich da sagen“, greift Tommy Engel fast schon verlegen zum Mikrofon. „Ich habe lange darauf gewartet, dass sie mich fragen.“ Sein Lachen verrät: Ganz so einfach war es dann wohl doch nicht.
Bläck Fööss: 100 Prozent Wiedererkennungswert
An Gänsehautmomenten ist das erste von drei Jubiläumskonzerten nicht arm. Und dafür braucht es nur ein paar wenige Töne, 100 Prozent Wiedererkennungswert haben die Lieder der Bläck Fööss. Und unter den rund 7000 Zuschauern ist keiner, der nicht textsicher ist. Über zwei Jahre musste der Konzertreigen wegen der Pandemie immer wieder verschoben werden. Und jetzt dürsten Fans und Band danach, endlich zu feiern. Viele wollen dabei sein, wenn die kölscheste aller kölschen Bands zum Geburtstag lädt.
Auf dem Roncalliplatz ist die Fläche maximal ausgenutzt. Und bei den ersten Tönen der Fööss rücken alle noch enger zusammen. Der Versuch, mit Gittern und Flatterband zu ordnen, scheitert schnell. Zweieinhalb Stunden haben die Fööss Zeit, für das Konzert. Um 22 Uhr muss vor dem Dom Schluss ein, so wollen es die Auflagen. Für die Band ist das eher eine Kurzstrecke. Konzerte über drei Stunden, für die Fööss ein Leichtes. An die 500 Songs haben sich in 52 Jahren Bandgeschichte angesammelt. Also, keine Zeit zu verlieren.
„Zum Geburtstag viel Glück“ aus 7000 Kehlen
Kaum angefangen schon die erste Hymne: Der „Stammbaum“. Die Stimmung ist umgehend auf dem Siedepunkt. Ein erstes Geburtstagsständchen von King Size Dick. „Zum Geburtstag viel Glück“ aus 7000 Kehlen. Unter den Gratulanten auch „der Bewohner des Altbaus hinter uns“, wie Cantz ihn nennt. Domdechant Robert Kleine bestellt Geburtstagsgrüße „auch vom Dom“. Doch die Fööss haben keine Zeit zu verlieren, wissen, was die Fans wünschen. „Jetzt wollen wir aber wieder wat spille “, sagt Erry Stoklosa und greift zur Gitarre.
Der nächste Gast steht parat. Ex-Fööss-Sänger Kafi Biermann. Und was könnte besser im Schatten des Doms passen als „Ich wör su jän ens Weihbischof“. Der Jubel lässt keinen Zweifel, die 7000 würden Kafi lieber gleich zum Erzbischof machen. Dann greifen Stoklosa und seine Mannen zum „alten Testament“. Lieder, die längst nicht mehr nur Fööss-Songs sind, sondern Volksgut: „Lange Samstag in der City“ beispielsweise. Beim „Buuredanz“ gibt es kein Alt noch Jung mehr: Alles hakt sich ein und tanzt „links eröm un rääts eröm“. Sänger und Gitarrist Pit Hupperten fegt wie ein Derwisch über die Bühne.
Welcher Song böte sich mehr an, einen Gast auf die Bühne zu laden, als „Drink doch eine met“. BAP-Chef Wolfgang Niedecken stößt zu den Fööss. Urgestein mit Urgesteinen: Noch ein Gänsehautmoment mit angeleuchtetem Dom im Hintergrund. Bei der Fülle der Hits wird erst so richtig deutlich, wie oft die Fööss, den Kölschen aufs Maul geschaut haben. Lieder fürs Geschichtsbuch. Eine Milieustudie nach der anderen. „Polterovend“, „Ming eetste Fründin, „Du bes die Stadt“ - zu viele, als dass sie alle auf die Kurzstrecke bis 22 Uhr passen könnten. Also Medley. „In unserem Veedel“ zum Schluss. Dann ist es zu Ende das kölsche Hochamt vor dem Dom. Fürs erste.Der WDR zeigt das Konzert am heutigen Samstag zeitversetzt ab 20.15 Uhr in voller Länge.