AboAbonnieren

Interview mit Kölns Dezernent Haack„Hier ist Dynamik, hier entsteht Innovation“

Lesezeit 14 Minuten
Haack im Rundschaugespräch

Andree Haack im Gespräch mit der Rundschau 

  1. Der neue Dezernent der Stadt Köln, Andree Haack, spricht im Rundschau-Gespräch über seine Themen Wirtschaft, Digitalisierung, Stadtentwicklung und regionale Zusammenarbeit

Köln – Am 1. August hat Andree Haack sein Amt als Dezernent für Stadtentwicklung, Digitalisierung, Wirtschaft und regionale Zusammenarbeit der Stadt Köln angetreten. Mit ihm sprachen Ingo Schmitz, Tobias Wolff, Simon Westphal und Moritz Rohlinger.

Fangen wir mal mit der unangenehmsten Frage an: In dem langen Verfahren, dass sich so hingezogen hat, gab es da jemals den Moment, in dem Sie gedacht haben, jetzt reicht’s mir?

Nein! Ich finde das für mich persönlich gar nicht so schlimm, denn es ging ja nicht um meine Person oder meine Qualifikation, sondern es lag am Prozess. Ich hatte Zeit, meinen alten Arbeitsplatz noch gut aufzuräumen und eine saubere Übergabe hinzubekommen. Dann war auch noch Zeit, ein bisschen Urlaub zu machen. Das war gut, um das eine Kapitel sauber abzuschließen. So kann ich voll mit dem Kopf und dem Herzen dabei sein und in Köln loslegen. Ich habe während des Verfahrens nie gedacht: Jetzt springst du ab. Wobei es vielleicht etwas anderes gewesen wäre, wenn wir nochmal ein drittes Verfahren hätten starten müssen.

Sie waren zuletzt Beigeordneter in Duisburg, gibt es Parallelen zu Köln?

Duisburg ist zumindest keine kleine Stadt. Erfahrungen in einer Stadt mit einer halben Million Einwohner*innen gesammelt zu haben, ist bestimmt nicht verkehrt. Ansonsten haben beide Städte natürlich den Rhein, aber in unterschiedlichen Situationen. Duisburg liegt eigentlich nicht am Rhein, der Industriestreifen trennt Stadt und Fluss. In Köln ist das mit der wunderschönen Promenade auf beiden Rheinseiten etwas ganz anderes. Aber die Fragestellungen sind durchaus ähnlich: Wie kann man den Rhein noch besser integrieren? Wo sind vielleicht auch noch weitere Brücken notwendig? Weitere Gemeinsamkeiten sind der Hafen und damit das Thema Logistik. Parallelen zwischen den Städten sind aber auch die allgemeinen Probleme: Sei es Corona, sei es Gasmangel, auch lokalwirtschaftlich sind die Probleme da ähnlich.

Doppelt gewählt

Bereits am 3. Februar hatte der Stadtrat Andree Haack zum Dezernenten gewählt. Die Bezirksregierung hatte die Wahl jedoch später als rechtswidrig eingestuft und beanstandet. Es sei unter anderem gegen die Geschäftsordnung des Rats verstoßen worden. Das Verfahren ging von vorne los. Am 5. Mai wählte ihn das Gremium erneut.Seit Juli 2018 war er zuvor als Beigeordneter für Wirtschaft, Sicherheit und Ordnung der Stadt Duisburg tätig. 2000 hatte er ein Studium der Raumplanung in Dortmund mit dem Titel Diplom-Ingenieur abgeschlossen. 2002 schloss er die Ausbildung zum „höheren bautechnischen Verwaltungsdienst der Fachrichtung Städtebau“ beim Land NRW mit dem Titel Bauassessor ab. (rom)

Der Rhein spielt für die Kölner Wirtschaft eine große Rolle. Können Sie sich vorstellen, ihn mehr zu nutzen?

Selbstverständlich. Der Rhein ist ein Landschaftselement, ein Markenzeichen und ein Verkehrsweg und in allen drei Bedeutungen äußerst wichtig für die Stadt. Schauen wir beispielsweise mal auf die Bedeutung als Verkehrsweg. Ich bin jemand, der durch das Thema Wirtschaft geprägt ist. Und da spielt für mich Logistik – als verlängerter Arm der Industrie – eine wichtige Rolle und damit natürlich auch der Rhein. Denn sie können Güter kaum umweltfreundlicher transportieren als über den Rhein. Das müssen wir weiter forcieren.

Der Transport spielt aber nicht die einzige Rolle, oder?

Wir diskutieren in Deutschland aktuell viel das „Onshoring“ (Inlandsverlagerung), also das bestimmte Produktionen wieder nach Europa geholt werden. Nehmen wir das Beispiel Kabelbäume oder Beatmungsgeräte. Bei diesen und vielen weiteren Produkten haben wir es uns bequem gemacht und diese Güter einfach importiert. Wenn wir die Produktion nun wieder zurückholen wollen, weil wir merken, wie abhängig wir uns in diesem System der globalen Aufgabenteilung gemacht haben, dann müssen wir auch Raum dafür schaffen. Aber dies unter neuen Anforderungen an Nachhaltigkeit. Im Fokus stehen dabei nicht neue Freiflächen, sondern Konversionsflächen, die wir nach neuen Maßstäben des Umwelt- und Klimaschutzes entwickeln. Insofern hat sich die Zielsetzung bei der Industriepolitik etwas verschoben: Weniger die rein wirtschaftlichen Aspekt in den Mittelpunkt zu stellen, sondern Nachhaltigkeit und auch Energieversorgung dabei gleich mit neu zu denken.

Zum Beispiel bei Ford ist viel im Gange. Dort könnten ein paar Räume frei werden. Sagen Sie da: Lass uns mal gucken, was wir dort machen können?

Ganz genau. In Köln gibt es einfach zu wenig Fläche. Deswegen gibt es Konkurrenz um die Flächennutzungen. Ich glaube nicht, dass die Zukunft darin liegt, dass wir in großem Stil Freiraum besiedeln – weder fürs Wohnen, noch fürs Gewerbe. Sie liegt vielmehr in der Umnutzung von bestehenden Arealen. Beim Beispiel Ford sind das komplexe Themen, die eine Nachnutzung erschweren. Aber: Es ist eine Entwicklungsfläche. Man muss überlegen, was für eine Branche dort passt. Tütensuppen werden sie dort sicher nicht produzieren. Es ist wichtig, einen Ansprechpartner im Verwaltungsvorstand der Stadt zu haben und so verstehe ich meine Rolle als Wirtschaftsdezernent: Solche Dinge zu verstehen, zu diskutieren und zu helfen.

Wir leben in Krisenzeiten. Gasmangel, Corona und Ukraine-Krieg wirken sich bundesweit aus. Sehen Sie Gefahrenpunkte für die Kölner Wirtschaft?

Wir haben eben über die Parallelen der Standorte Duisburg und Köln gesprochen. Ich nenne Ihnen mal einen Unterschied: Duisburg ist eher dual-strukturiert, viel ist auf Stahl und Logistik ausgerichtet. Die Kölner Wirtschaft ist wesentlich breiter aufgestellt. Das ist ein Vorteil. Wir sind nicht nur Industriestandort, sondern auch stark im Bereich der Finanzdienstleistungen und der Medien, ebenso im Bereich Start-ups, Gesundheitswirtschaft und haben eine große Universität. Trotzdem wird jede dieser Branchen in unterschiedlichen Ausprägungen mit den Folgen des Gasmangels zu kämpfen haben. Die individuellen Probleme der einzelnen Unternehmen werden wir als Stadt Köln nicht lösen können, da sind die Unternehmen größtenteils selbst gefordert. In Duisburg habe ich während Corona als Wirtschaftsdezernent eine Runde mit den Vertretern der Wirtschaft eingerichtet und wir haben uns regelmäßig ausgetauscht und gehört, wo die Probleme liegen und wie wir uns gegenseitig helfen können.

Haben Sie ein Beispiel?

Thyssen-Krupp-Steel hatte damals zum Beispiel zu viele Atemschutzmasken gekauft, hat sie der Feuerwehr gegeben und die hat sie dann an die Altenheime verteilt, wo sie dringend benötigt wurden. Damit will ich deutlich machen, dass der Dialog mit der Verwaltung nicht immer nur eine Einbahnstraße ist, in der Forderungen an die Stadt postuliert werden, sondern wir immer geschaut haben, wie wir uns gegenseitig helfen können. Nicht nur in Krisenzeiten ist es daher wichtig, miteinander zu reden und zu schauen, wie man sich gegenseitig unterstützen kann.

Und mit dem Gasmangel kommt eine neue Gefahr auf uns zu, deren Auswirkungen wir alle noch nicht wirklich abschätzen können. Es ist ein Nebel, in den wir da hineinsteuern. Wir wissen nicht, was uns in den nächsten Monaten erwartet, aber wir wissen, dass die Gefahren groß sind und deshalb sollte man frühzeitig miteinander reden.

Mit Köln-Business haben Sie hier zudem eine Wirtschaftsförderung, die schon sehr breit aufgestellt ist. Gab es da schon Gespräche?

Ja, die gab es natürlich. Die Verbindung zwischen der Stadtverwaltung und der Köln-Business ist ja auch schon angelegt. Es gibt in meinem Dezernat eine Stabsstelle für Wirtschaftsförderung und die Leitung dieser Stabsstelle ist zweiter Geschäftsführer der Köln-Business und damit eine Art verlängerter Arm in die Wirtschaftsförderung hinein. Die Köln-Business ist eines meiner wesentlichen Instrumente, um die Wirtschaft am Standort weiterzuentwickeln.

Ich begrüße im Übrigen außerordentlich, dass die Wirtschaftsförderung in eine GmbH ausgelagert wurde. Dadurch ist sie wesentlich agiler und schneller und nicht in dem Verwaltungskorsett gefangen. Beispielsweise Bestellungen müssen da nicht erst durch die Vergabestelle beim Rechnungsprüfungsamt und so weiter. Die können viel einfacher etwas auf die Beine stellen.

Köln ist bekannt für seine große Startup-Szene. Wie wichtig ist so eine Szene für eine Großstadt?

Unglaublich wichtig. Das ist einer der Gründe, warum ich hergekommen bin. Denn hier ist Dynamik und hier entsteht Innovation. Man benötigt verschiedene Faktoren, die so ein Startup-Öko-System erfolgreich machen: Startup-Kapital, Netzwerke und junge, innovationsbegeisterte Leute. Außerdem auch die richtigen Orte, also „hippe“ Inkubatoren, Acceleratoren oder andere Formen von Startup-Hubs. Es gibt genügend Stellen, an denen ich mich ansiedeln kann und wo ich letztlich den Zugang zur Szene und so zu einem Unternehmen finden kann. Köln hat das alles. Und das hält die Stadt jung und dynamisch, denn an jedem dritten Tag wird ein Startup gegründet.

Die Dynamik lebt ja gerade von der Digitalisierung. Wie steht‘s aus ihrer Perspektive um die Digitalisierung in Köln?

Digitalisierung hat verschiedene Ebenen. Auf der einen Seite das Thema Startup-Ökosystem, da stehen wir gut da. Auf der anderen Seite geht es natürlich um die Digitalisierung der Verwaltung. Das ist ein schwerer Prozess. Ich glaube, dass Köln nicht die einzige Stadt ist, die damit zu kämpfen hat, und da ist noch viel Luft nach oben. Gleichwohl gibt es viele tolle Ansätze und im bundesweiten Vergleichen steht die Stadt gut da. Das gute ist, dass die Stadtverwaltung ausreichende Ressourcen hat, an der Digitalisierung zu arbeiten: Ein Amt für IT und eine Stabsstelle, die vergleichsweise gut ausgestattet sind. Damit können wir schon einiges machen. Aber die Dinge in der Tiefe der Verwaltung umzusetzen, ist schwierig. Es gibt Gesetze, die die Handlungsschritte vorgeben. Diese Gesetze sind alle analog gedacht und kommen aus den 50er und 60er Jahren. Viele dieser Gesetzte müssten wir mal auf den Prüfstand stellen, nicht im Hinblick auf das Ziel, sondern wegen der Schritte dazwischen, die man heute noch einmal neu denken muss.

In der ersten Woche darf man sich noch was wünschen. Was würden Sie sagen, wie eine digitale Verwaltung aus Sicht der Bürgerinnen und Bürger, die sich am Ende dieses Prozesses vorstellen?

Der Wunsch ist, dass der Bürger oder die Bürgerin alle Dienstleistungen online erledigen kann. Vom Beantragen des Personalausweises über das Ummelden des Autos bis zur Hundesteuer, oder, oder, oder… Das wünsche ich mir und da werden wir dran arbeiten, das, so gut es geht, auch hinzubekommen. Estland und Dänemark sind da schon sehr weit, die sind in ihrer digitalen Denke anders gestrickt. Und dort sind auch die Gesetze anders. Aber wir werden weiter konsequent und pragmatisch die Digitalisierung der Verwaltung voranbringen.

Was für Ideen gibt es denn hierzulande?

Es gibt das Konzept des Online-Zugangsgesetzes, bei dem Hunderte Verwaltungsdienstleistungen digital angeboten werden sollen. Es gibt aber nicht vor, wie wir das machen soll. Sie können als Stadt Köln beispielsweise keine Einzellösung schaffen, wie jemand sein Auto anmeldet. Letztlich ist es das Kraftfahrtbundesamt, die den Prozess vorgeben und der überall gleich laufen muss. Wir sind im digitalen Sinne nur das „Frontend“, der eigentliche Prozess läuft aber im „Backend“. Gleichwohl möchten wir die Spielräume, die wir haben, nutzen. Wir wollen die modernste Stadt in ganz Deutschland sein, was die Online-Services angeht. Diesen Anspruch sollten wir in Köln haben.

Ist von den vier Themenfeldern, die sie betreuen, da noch am meisten Potenzial vorhanden?

Es sind alles spannende Themen. Mit Aussagen darüber, ob irgendwo mehr oder weniger Potenzial ist, tue ich mich schwer. Ich glaube, dass, wenn man in die Tiefe geht, jedes Thema seine Komplexität hat. Ich kann Ihnen nur sagen, dass Digitalisierung ein schönes Thema ist. Denn da kann man gestalten. Wir sind nicht das Dezernat, in dem wir die Pflichtaufgaben zur Erfüllung nach Weisung machen, sondern wir sind das Dezernat, in dem wir die Stadt gestalten. Das ist das, was mich gereizt hat. Und ich sage das wohlwissend, dass es unzählige Schnittstellen zu anderen Dezernaten gibt und wir nicht alles alleine machen können. Mein Vorteil ist: Aus Duisburg kenne ich die Prozesse. Ich weiß, wie es zum Beispiel in der Ausländerbehörde läuft oder bei digitalen Baugenehmigungsverfahren. Da kann ich mit meinen Kollegen auf Augenhöhe diskutierten und Dinge zügig umsetzen.

Apropos Schnittstelle zum Bauen: Es gibt beim Thema Stadtentwicklung zahlreiche Großprojekte in Köln. Haben Sie schon einen Überblick?

Nein. Den Überblick habe ich noch nicht. Ich habe mit dem Amt für Stadtentwicklung verabredet, mehrere Radtouren durch Köln zu machen, um mir alles auch wirklich anzuschauen. Ich glaube, mit dem Fahrrad erlebt man eine Stadt ganz anders. Ich möchte Köln erfahren. Ich möchte auch die Stadt durch die Augen der Politik sehen, um deren Themen zu verstehen und daraus Schlüsse zu ziehen und Entscheidungen vorzubereiten.

Radfahren bringt uns zum Thema Verkehrswende. Wie geht die in Köln voran?

Mein erstes Gefühl nach der kurzen Zeit ist, dass die Kölner da sehr kritisch sind, aber dass man sich mit dem Fahrrad hier ganz gut bewegen kann. Es gibt andere Städte, da geht es besser, aber es gibt auch viele andere, da ist es wesentlich schlechter. Das Thema Verkehr hat für die Stadtentwicklung eine große Bedeutung: Mobilität ist ein Zukunftsthema. Ich bin ein großer Freund von sekundären Wegenetzen, also von einem eigenen Radwegenetz, das unabhängig von der Straße entwickelt wird. In der Stadtstrategie Kölner Perspektiven 2030+ gibt es ja auch die Idee, Rad- und Fußbrücken über den Rhein zu schlagen, die nicht mehr für den Autoverkehr gedacht sind.

Ich sehe da einen Reibungspunkt: Wir haben Wirtschaftswege, die gehen teilweise durch die Stadt oder tangieren sie sehr stark. Sehen sie da Konfliktpunkte?

Konflikte gibt es immer und überall. Wenn sie Planung studieren, lernen sie im ersten Semester: Planung ist die Abwägung zwischen konkurrierenden Raumansprüchen. Der eine möchte einen See, der nächste eine Straße, der nächste ein Gewerbegebiet und der nächste ein Haus und der nächste einen Wald. Als Planer müssen sie diese Bedürfnisse abwägen, das ist ihr Tagesgeschäft. Das ist für mich gar nicht immer Konflikt, sondern ganz normal. Da muss man genau hinschauen. Ich hatte in der Vergangenheit beispielsweise schon sehr intensiv mit Lkw-Routenkonzepten zu tun und wie man sie optimieren kann. Wo sind Schwerlaststrecken, wo benötigen wir sie unbedingt? Wo sind Ausweichrouten? Wir haben in den vergangenen Monaten auch gelernt, nicht immer nur auf ein Pferd zu setzen, sondern für ein gescheites Risikomanagement zu sorgen.

Wie sieht es generell mit Reibungspunkten in der Stadtplanung aus?

Klar ist: Wir leben in einer Großstadt, und in einer Großstadt muss man aufeinander Rücksicht nehmen. Wir brauchen eine starke Wirtschaft, die müssen wir mit aller Kraft erhalten. Gleichzeitig müssen wir aber auch den Menschen bei der Entwicklung der Stadt mit seinen Bedürfnissen an Umwelt, Natur, Klimagerechtigkeit und Co. weiter in den Vordergrund stellen. Ich halte das grundsätzlich für vereinbar. Ich halte es für vereinbar zu sagen: Wir werden eine grüne Industriestadt, die auch liebenswert und lebenswert ist und die die Urbanität ausstrahlt, die Köln ausmacht.

Beim Thema Regionale Zusammenarbeit hat Köln immer eine Art Alleinstellungsstatus gehabt. Haben Sie mit dem Blick von außen einen anderen Ansatz?

Ich gebe Ihnen ein Beispiel: Ich wohne noch in Duisburg und bei uns ist die eine Straßenseite Duisburg, da werden montags die Mülltonnen geleert, und die andere Seite ist Moers, da werden mittwochs die Mülltonnen geleert. Da erkennen sie manchmal nicht, in welcher Stadt sie gerade unterwegs sind. Der entscheidende Punkt ist, es gibt Herausforderungen, die zu lösen sind, in der Zukunft. Wir haben Flächenmangel im Bereich Wohnen und Gewerbe. Wir müssen die Verkehrskonzepte weiterentwickeln und das alles endet nicht an den Stadtgrenzen von Köln. Das müssen Sie gemeinsam mit Frechen, Wesseling, Troisdorf und Bergisch Gladbach, um nur einige zu nennen, entwickeln und dürfen da keine Berührungsängste haben. Ich bin hier, um diesen Dialog anzustoßen. Der Radweg darf nicht an der Stadtgrenze enden, da muss es ein Routenkonzept geben. Wir sind schließlich ein gemeinsamer Wirtschaftsraum. Wir haben gut 600 000 Arbeitsplätze in Köln und die Menschen wohnen ja nicht alle in Köln, sondern im Umland. Ich möchte mit meinem Dezernat die Plattform für diese Gespräche bieten.

Am Schnell-Radweg von Köln nach Frechen wird seit 13 Jahren gearbeitet.

Sehen Sie, genau das ist ein solches Beispiel. Es kann nicht sein, dass das 13 Jahre dauert. Das müssen wir schneller schaffen.

Ein großer Konzern wie die DEVK droht, aus Köln wegzugehen, weil er sich mit einem Hochhausplan nicht recht aufgehoben fühlt. Das dürfte Ihnen als Wirtschaftsdezernenten den Puls in die Höhe schnellen lassen. Wie hoch darf es denn gehen in Köln?

Das kann ich abstrakt nicht sagen. Ich bin mir sicher, dass das Hochhauskonzept der Stadt Köln es verträgt, überarbeitet zu werden.

Sie sprechen es an: Wie wichtig ist ein neues Höhenkonzept für die Stadt Köln?

Die Frage hat verschieden Dimensionen. Müssen wir mehr in die Höhe gehen, um den Wohnbedarf zu sichern? Das, was mich interessiert, ist, ein großstädtisches Gepräge zu haben, ohne dabei Weltkulturerbe-Status des Kölner Doms in Frage zu stellen. Ich beobachte, dass der Dom immer in den Sichtachsen steht. Über die A57 oder die A4, haben Sie immer den Dom im Blick. Diese wichtigen Blickachsen müssen erhalten bleiben. Aber es muss auch Bereiche geben, in denen sich Hochhäuser entwickeln können. Wir müssen an der einen oder anderen Stelle bereit sein, in die Höhe zu gehen. Und ganz ehrlich: Ob das nachher fünf oder zehn Meter mehr oder 15 Meter niedriger als der Dom sind, das werden Sie nicht wahrnehmen. Die Frage ist: Was ist eine schöne und eine verträgliche Stadtsilhouette für Köln? Darüber würde ich gerne diskutieren.