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Über die Zukunft der HöhnerHenning Krautmacher und Patrick Lück im Interview

Lesezeit 7 Minuten

Auf Henning Krautmacher (65)(l.) folgt Patrick Lück (45).

Köln – Auf Henning Krautmacher (65) folgt Patrick Lück (45). Thorsten Moeck sprach mit ihnen über musikalischen Ehrgeiz und den Ruhestand.

Irgendwann im kommenden Jahr wird für Sie der letzte Auftritt als Frontmann der Höhner anstehen. Kommt dann der Schnäuzer ab?

Krautmacher: Vielleicht gibt es eine feierliche Übergabe (lacht). Ich habe mir das tatsächlich mal durch den Kopf gehen lassen. Es würde Sinn machen, wenn ich mich nach meinem Abschied nie mehr zu Wort melden würde, um nicht von der Band, die mir am Herzen liegt, abzulenken.

Mit Vokuhila-Frisur präsentierte Krautmacher sich 1994.

Wann gab es Sie zuletzt ohne den markanten Schnäuzer?

Krautmacher: Das ist schon mehr als 40 Jahre her. Ich hatte einen Ferienjob angenommen bei Karstadt, da war ich 16 oder 17 Jahre alt. Danach habe ich ihn nie mehr abgenommen. Obwohl es sehr viele Wetten gab. Ich habe mal gesagt, wenn die Höhner mal mit einem Album in den Charts auf Platz eins landen, dann greife ich zum Rasierer. Aber dazu ist es nicht gekommen.

Herr Lück, was ist Ihr Markenzeichen, was macht Ihre Präsenz aus?

Lück: Äußerlich wird sich nichts ändern. Ich versuche individuell meinen Stil zu kreieren. Was mir glaube ich gut gelingt, ist es, die Leute mitzunehmen und für mich zu gewinnen. Das ist eines meiner Merkmale. Authentizität ist das Entscheidende.

Jubiläumsalbum

6 CD’s umfasst die Jubiläums-Box „50 Jahre“ der Höher. Das Repertoire der Band soll dabei „umfassend abgefeiert werden“, so drücken es die Musiker selbst aus. Enthalten sind drei CDs von „50 Jahre- 50 Hits“ , außerdem die CD „Liebeslieder (För et Hätz)“, die Höhner Classic CD „Best Of 30 Jahre Höhner Classic“ sowie eine Karaoke CD mit den größten Hits für eine Karaoke-Party, bei der die eigenen Sangeskünste getestet werden können. Insgesamt sind auf allen sechs CD’s 99 Lieder enthalten. Im Handel kostet die Box 34,99 Euro. Die 3er-Box gibt es für 21,99 Euro. (tho)

Henning Krautmacher ist sofort als Pizzabäcker bekannt geworden. Mit weißer Mütze – und eben dem Hit „Pizza wunderbar“. Ein Glücksfall?

Krautmacher: Definitiv war das ein großes Glück. Die richtige Zeit, der richtige Ort, die richtige Idee, das ist entscheidend. Mit diesem Lied war der Pizzabäcker nicht mehr Gastarbeiter, sondern der lieb gewonnene Italiener an der Ecke. Mit der gleichen Bedeutung wie der Köbes im Brauhaus. Deshalb passte auch der Schnäuzer so gut, denn viele Köbesse trugen Schnäuzer.

Für die Höhner dürfte es das Ziel sein, sich nach den vielen personellen Wechseln der vergangenen Jahre mit einem Hit zurückzumelden.

Lück: So ist es. Leider hat in der vergangenen Karnevalssession kaum ein Auftritt stattgefunden, wir hatten somit nicht wirklich eine Chance, die neue Band zu präsentieren. Etwa 500 000 Menschen hätten wir durch unsere Auftritte erreicht. Mittlerweile hatten wir aber das Glück des Tüchtigen, denn der Höhner-Zug ist durch unzählige Konzerte und TV-Auftritte wieder richtig ins Rollen gekommen. Hierbei hat sich dann auch herausgestellt, das unsere neue Single „Prinzessin“ auf jeden Fall gut ankommt und unglaubliches Potenzial hat. Vielleicht wird es ja was mit dem Hit.

Als Pizzabäcker lernten die Fans Krautmacher 1987 kennen.

„Die schönste Stroß“ ist gut angekommen. Doppeltes Pech?

Krautmacher: Das Lied ist wahrgenommen worden, beim WDR wurde es zur Nummer Eins gekürt, bei Loss mer singe sind wir Zweiter geworden, ein riesiger Erfolg. Den Sieger erkennt man immer schon am Start. Du merkst sofort, was im Publikum passiert. Es muss ein Zucken entstehen. Ich sehe die Entwicklung sehr positiv. Ein Hit ist zwar immer schön, aber er ist die Ausnahme. Der Flop ist die Regel.

Was haben Sie damals von Peter Horn gelernt, dessen Nachfolger Sie 1986 wurden?

Krautmacher: Ich hatte auch mit meiner früheren Band immer schon einen Faible für die beiden großen Kölner Bands, Höhner und Bläck Fööss. Zu den Fööss hatte ich keinen persönlichen Kontakt, bei den Höhnern war das anders. Ich habe damals Peter Horn angerufen und um ein Treffen gebeten, die Nummer des Höhner-Büros stand im Telefonbuch. Er hat mir offen und ehrlich alles erzählt, was die Höhner ausmacht. Und dann kam der 22. Juni 1986, als die Höhner in Schlebusch spielten, meinem Geburtsort. Weil Peter Horn Vater wurde und sich um die Familie kümmern wollte, hatte mich Peter Werner gefragt, ob ich die Nachfolge übernehmen möchte. Es ist Gold wert, eine Zeit gemeinsam zu haben.

Lück: Es wäre nicht möglich, wenn jemand einfach so aufhört, der 36 Jahre lang das Gesicht einer Band prägt. Wenn man die Menschen auf der Straße fragt, sind sicherlich viele überzeugt, dass Henning die Höhner mit gegründet hat.

Das Hänneschen-Theater ließ vor 20 Jahren eine eigene Krautmacher-Holzpuppe fertigen.

Die Höhner haben nie im Stadion gespielt. Warum nicht?

Krautmacher: Das war eine Idee für unser Jubiläum. Überlegungen und Angebote hat es immer wieder gegeben seit es Viva Colonia gibt. Aber das muss nicht unbedingt in der Vita stehen. Beim legendären „Arsch huh“-Konzert am Chlodwigplatz haben wir damals vor 100 000 Menschen gespielt. Wir waren in anderen Städten mit Herbert Grönemeyer und Marius Müller-Westernhagen unterwegs. Und Wacken vor 60 000 Fans war auch ein Erlebnis. Und eine Ehre.

Wird es ein Jubiläumskonzert geben?

Krautmacher: Wir haben uns neue Gedanken gemacht, die zur Pandemie- und Kriegssituation passen. Mit namhaften Filmemachern planen wir eine TV-Produktion, die wir dann zur Verfügung stellen können. So erreichen wir vermutlich mehr Menschen als im Stadion. Es wird auf jeden Fall zwei oder drei Wochen lang den Höhner Rock’n Roncalli-Circus geben, dort werden dann auch Ex-Höhner mal als Gäste auftauchen. Als Überraschungsei.

Eines Ihrer Projekte für die Rente ist das Schreiben eines Krimis. Eine Herausforderung, auch wenn Sie mal Journalist waren.

Krautmacher: Ja, durchaus. Ich weiß auch nicht, ob ich es kann. Aber ich traue es mir zu und habe selbst viele Krimis gelesen. Aber ich werde mich nicht unter Druck setzen. Die Idee zu dem Buch brennt mir schon ewig unter den Nägeln. Es hat etwas mit der Musikbranche zu tun, mehr verrate ich nicht.

Sie haben bei Proben neulich den Geiger Andre Rieu getroffen. Ist das die schöne neue Höhner-Welt?

Lück: Früher habe ich bei Auftritten auch mal Stars getroffen, die Söhne Mannheims und Chris de Burgh durfte ich kennenlernen. Aber bei den Höhnern sind die Kontakte noch vielfältiger. Rieu ist ein Weltstar, mit dem wir arbeiten dürfen.

Krautmacher: Man trifft sich auf einer anderen Ebene. Und eines habe ich festgestellt: die wirklich großen Stars sind keine Arschlöcher. Joe Cocker war so einer. Der Urschrei war sozusagen sein Schnäuzer, sein Markenzeichen.

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Das Engagement für „Arsch huh“ hat Sie Jahrzehnte begleitet. Wie wichtig war das?

Krautmacher: Kriege gibt es seit Menschengedenken, sobald sie uns zu nahe kommen, nimmt die Betroffenheit zu. Wir müssen uns bewusst sein, dass wir Musikern wie John Lennon, Bob Dylan oder auch einem Klaus Meinel von den Scorpions dankbar sein müssen, die mit ihren Liedern zum Frieden beigetragen haben. Musik bewirkt etwas. Mit diesem Bewusstsein bin ich gerne bei „Arsch huh“ dabei. Das war anfangs übrigens nicht selbstverständlich. Wir wurden gefragt, weil es hieß: Die Höhner haben die meisten Arschloch-Fans. Das war so. Wir sind mit zwei Liedern, nämlich „Arsch huh, zäng usseinander“ und „Wann jeiht dr Himmel wieder op“ in die Karnevalssäle gezogen. Es gab Präsidenten, die gerne gehabt hätten, wenn wir auf diese Lieder verzichtet hätten.

Der schönste Moment auf der Bühne?

Krautmacher: Das Arsch-huh Konzert war nicht zu toppen.

Der peinlichste Moment?

Krautmacher: Hing mit der Erfindung des kabellosen Mikrofons zusammen. Bei einem Auftritt in der Düsseldorfer Philipshalle bin ich wie ein Derwisch über die Bühne gelaufen. Dann blieb ich am Kabel einer Gitarre hängen, es riss mir die Beine weg und ich landete auf dem Steißbein. Aber ich habe mit Tränen in den Augen weitergesungen.