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Rundschau-Serie zum Jubiläum50 Jahre die „Höhner“ in Köln – wie alles begann

Lesezeit 5 Minuten
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Gackernd auf der Bühne: Die Erstbesetzung der Höhner 

  1. Vier Musiker gründeten vor 50 Jahren die Band „Ne Höhnerhoff“ – auf der Bühne legten sie sogar ein Ei.
  2. Der Auftakt unserer Serie zum Jubiläum der Höhner.

Köln – Der aufgeregte Anruf eines Gürzenich-Mitarbeiters bei seinem Chef ist inzwischen fester Bestandteil im Anekdoten-Gedächtnis der Höhner. Fassungslos habe der Mann zum Hörer gegriffen, als sich im Januar 1973 vier als Hühner verkleidete Männer Zugang zur Prunksitzung der „Großen Kölner“ verschaffen wollten. Nicht als Zuschauer, sondern als gebuchte Musikgruppe. Schon zwei Jahre zuvor habe der gleiche Mitarbeiter entsetzt von Musikern berichtet, die mit nackten Füßen zur Sitzung der Prinzen-Garde kamen. Als Eintrittskarte hatten die noch jungen „ Bläck Fööss“ ihren Vertrag mitgebracht.

Am Anfang ging es um ein bisschen Zubrot

In diesem Jahr feiern die Höhner Jubiläum. Vor 50 Jahren entschlossen sich Peter Werner, Janus Fröhlich, Rolf Lessenich und Walter Pelzer gemeinsam Musik zu machen. „Es ging uns nur darum, neben dem Studium was dazuzuverdienen“, erinnert sich Peter Werner, der zuvor bei den „Mauenheim Singers“ vor allem Kirchenmusik und Gospel gespielt hatte. Zu Beginn des Jahres 1972 gehörte er bei einer kleinen Karnevalssitzung in Mauenheim dem Elferrat an und erlebte hautnah, was da auf der Bühne geboten wurde. „Ich habe gesehen, was die Bands da abgeliefert haben und dachte mir: Mit ein paar guten Leuten kannst du das auch“, sagt Werner.

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Erstbesetzung der Höhner mit Walter Pelzer (mit Klarinette), Rolf Lessenich, Peter Werner (r.) und Janus Fröhlich (unten).  

Für neue Bands im Karneval waren die 1970 gegründeten Bläck Fööss so etwas wie der neue Fixstern am närrischen Firmament. „Wir mussten ihnen etwas entgegensetzen. Die Fööss waren das ein und alles in Köln“, weiß Janus Fröhlich. Und noch auffälliger als nackte Füße auf der Bühne erschienen den Musikern Hühnerkostüme mit echten Federn zu sein. Der Freundin von Peter Werner gehörte damals ein Bauernhof. „Ich habe die Hackordnung der Tiere beobachtet und festgestellt, dass es im Karneval nie Tiere gab. Und es war klar: Wir müssen so bekloppt sein, dass alle drüber reden“, erinnert sich Werner an den kühnen Schlachtplan der jungen Musiker.

120 Auftritte bereits in der ersten Session

Und der Plan ging schnell auf. Nach dem ersten Vorstellabend im Klettenberger Brunosaal widmete die Rundschau der neuen Band mit dem Namen „Ne Höhnerhoff“ die Hauptgeschichte samt Foto, schon in der ersten Session wurden die Freunde mit 120 Auftritten belohnt, 80 Deutsche Mark bekam die Band damals pro Auftritt. Der WDR ließ die Musiker für die Sendung „Hier und heute“ auf einem Bauernhof in Merheim musizieren und als Hühner über den Hof laufen. Janus Fröhlich legte hin und wieder sogar auf der Bühne ein Ei. „Mein Kostüm hatte einen richtigen Pürzel aus Schaumgummi, darin hatte ich dickes Plastikosterei versteckt, das ich legen konnte“, sagt Fröhlich und ist sich sicher: „Die dachten, wir haben sie nicht mehr alle.“

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Die Gründungsmitglieder Peter Werner  (oben links) und Janus Fröhlich vor den Ausstellungs-Vitrinen im Maritim-Hotel. 

„Gack gack gack“, riefen die Musiker bei jedem Auftritt fragend ins Publikum. Die Antwort lautete ebenfalls: „Gack, gack, gack“, egal ob bei Pfarrsitzungen oder im schicken Gürzenich. Doch bei allem Klamauk standen da hervorragende Musiker auf der Bühne. Die vier Freunde hatten schon in den Jahren zuvor musikalische Erfahrung gesammelt, Janus Fröhlich hatte gemeinsam mit dem späteren Fööss-Musiker Joko Jähnig bei den „Middelages“ gespielt, Rolf Lessenich war Sänger bei „Browned of“. Peter Werner studierte Musik und Walter Pelzer beherrschte die Klarinette besser als andere. Die ersten Lieder der neuen Band hießen „Jetzt gibt es Körnchen“ und natürlich „Höhnerhoffrock“. „Wenn gar nichts mehr ging, haben wir Kayass Nummer Null von den Laachduve gespielt. Da wussten wir: Jetzt singen alle mit“, erzählt Janus Fröhlich.

Ausstellung und Buch

Zwei Hühner, der Geißbock und sechs Musiker schmücken eine Kirschtorte, die über einem Plattenteller schwebt – das Cover des Jubiläumsbuchs der Höhner ist dem Cover des Rolling-Stones-Albums „Let it bleed“ nachempfunden worden. Verfasser des Werks ist Peter Feierabend, der schon das Jubiläumsbuch der Bläck Fööss geschrieben hatte, für deren Cover hatte das Sergeant Pepper-Album der Beatles als Vorlage gedient. Am 6. September soll das Buch vorgestellt werden und geht dann in den Handel.

Das Maritim-Hotel wird ab Dienstag Schauplatz der Höhner-Ausstellung zum Bandjubiläum. Entwickelt wurde die Schau vom Stadtmuseum, dessen Übergangsheimat noch nicht bezugsfertig ist. Der Eintritt ist frei, (tho)

Zu Beginn der 1970er Jahre ist der Karneval noch nicht die gut geölte und minutengenau organisierte Maschinerie wie heute. „Oft sind wir in einen Saal gefahren, haben dem Literaten gesagt, dass wir da sind und dann auf ein Loch im Programm gewartet“, erinnert sich Fröhlich. Die „Metronom“ schließt einen Plattenvertrag mit „Ne Höhnerhoff“ und will die Gruppe als neues Sprachrohr der Stadt präsentieren. Wenig später folgt der Wechsel zu „Teldec“.

Wenn man so will, sind die Anfangsjahre ein nettes Vorgeplänkel von Amateurmusikern.Peter Werner und Janus Fröhlich verdienen als Lehrer ihr Geld, die Musik ist das zweite Standbein. Fünf Jahre später, also 1977, erlebt die Gruppe eine Art Neustart, denn nach dem Ausscheiden von Rolf Lessenich wird Peter Horn Sänger. „Das war der Beginn einer neuen Ära. Durch ihn sind wir professioneller geworden, er hatte einen Proberaum und war Vollzeitmusiker“, erinnert sich Peter Werner. Und er befindet sich auf dem Höhepunkt seines kreativen Schaffens. In fünf Jahren schreibt und komponiert Peter Horn fünf Sessionskracher: „Echte Fründe“, „Dat Hätz vun dr Welt“, „Winke Winke“, „Blootwoosch, Kölsch un e lecker Mädche“ und „Ich ben ene Räuber“. „Er hatte die geniale Idee, irische Musik mit kölschen Texten zu kombinieren“, stellt Janus Fröhlich bewundernd fest.

Und plötzlich war sie da, die eigene Identität, die besondere Note. Und die Abgrenzung von den Bläck Fööss.