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Kölner Hymen in PhilharmonieSo nahmen die Höhner die Herzen im Sturm ein

Lesezeit 4 Minuten

Höhner rocken die Philharmonie

Was die Höhner in der Philharmonie geleistet haben, sucht selbst unter Kölner Verhältnissen seinesgleichen.

„Wir sind so stolz auf diese Band.“ Ein dickes Lob aus berufenem Mund. Peter Werner und Janus Fröhlich, zwei Gründungs- und heute Ex-Mitglieder der „Höhner“ sind völlig aus dem Häuschen. Gerade hat Patrick Lück mit einer Riesenstimme in perfekter Harmonie mit den 80 Orchestermitgliedern der Jungen Sinfonie Köln und seinen Band-Kollegen die Zuhörer in der Philharmonie aus den Stühlen gerissen. „Beende den Tag mit etwas, was Du liebst,“ hatte der Sänger der Höhner die letzte Zugabe genannt, den Rock-Klassiker „Music“ von John Miles. „Musik ess min levve.“ Im 31. Jahr präsentierte die Kölner Kultband an drei Abenden ihre Lieder mit orchestraler Unterstützung der Jungen Sinfonie unter der Leitung von Sebastian Hässy.

„Hier spielt die Musik“

Tradition, Mitsing-Songs fürs Publikum, Werbung für die neuen Lieder und klassische Musik in der Philharmonie, viel Kölsches Hätz. „Jetzt geht's los! Wir sind nicht mehr aufzuhalten. Hier spielt die Musik.“ Aufgekratzt laufen die Höhner in den Saal, grüßen Ex-Kollegen Janus, Peter und Hannes Schöner und legen den Turbo ein. Gleich gewonnen, denn das Publikum singt und klatscht mit. „Carpe Diem“, sagt Frontmann Lück, ist das Motto 2024. „Dat schönste Johr“, der schönste Tag ist jetzt. Und außerdem singt Freddi Lubitz „alles, alles heilt die Uhr“.

Höhner-Classic lieferte ein breites Klangbild

Und dann schlägt die Stunde von Drummer Heiko Braun. Er verlässt seinen mit Plexiglas abgeschirmten Arbeitsplatz und tauscht die Sticks gegen Schlägel und erweist sich als Ass am Xylophon. Das Publikum feiert den Schlagzeuger für diese Superleistung mit den ersten stehenden Ovationen des Abends. Höhepunkt auch für Schöner. Sein Kommentar „Unfassbar.“ Alle Handys leuchten: Micki Schläger führt das Publikum auf die schönste „Stroß“, die führt „noh Huss“. Bei „Blootwoosch, Kölsch un e lecker Mädche“ sind alle wieder mitten in Kölle, so auch bei „Levve un levve losse“. Kleines Qiut am Rande : „Nehmen Sie die Menschen wie sie sind. Es gibt keine anderen.“ Wer hat das gesagt? Aus dem Publikum ruft einer „Adenauer“. Also, so Lubitz, „lasst uns respektvoll und tolerant miteinander umgehen“. Und Lück ergänzt: „vom Fremdenhass distanzieren. Dafür stehen wir Höhner.“

Da applaudieren selbst die Sinfoniker

Gefolgt von dem ebenfalls neuen Lied, dem „Hüsje am Rhing“ mit einem Schlagzeugsolo von Heiko Braun, das selbst von den Sinfonikern Applaus erhält. Das Publikum jubelt. Auch „Au revoir“ und „Es ist nicht so, wie Du denkst“ werden gefeiert. „Seid Ihr warm“, fragt der Höhner-Frontmann das Publikum. Dabei sind es jetzt die Kult-Musiker, die sich aus der Befangenheit vor dem großen Orchester befreien. Einen Hit nach dem anderen hauen sie raus. Alle in der Philharmonie stehen auf für die Kölner Nationalhymne „Mer stonn zo dir FC Kölle“. „Viva Colonia“ darf nicht fehlen, das Handball-Lied „Wenn nicht jetzt, wann dann“ und der WM-Song „Steh auf, mach laut“ (2014) ebenso wenig.

Nach der Pause kommen die Höhner im Sakko (Haute Couture) und Turnschuhen und erfreuen nicht nur ihre Urväter mit den alten und neuen Liedern. Die Sinfoniker punkten mit Rossinis Ouvertüre zu Wilhelm Tell und haben Höhnersongs für Orchester bearbeitet. Außerdem jubelt das Publikum über ein Brock-Battle, in dem nur die Instrumente – die des Orchesters gegen die E-Gitarren – sprechen und die Sänger Sendepause haben.

Der Auftritt der neuesten Höhner-Generation erfüllte die Ur-Höhner mit Stolz.

Die drei Ur-Höhner haben Spass, singen mit. „Wir kennen ja die meisten Lieder“, lachen sie. Im Ernst: Wie wars? „Sensationell. Wir sind richtig begeistert“, kommentiert Fröhlich. „Es ist musikalisch high class. Sie greifen ganz alte Titel auf von uns wie „levve losse“, sagt Werner der Kölnischen Rundschau. „Das passt ja genau in die Zeit.“ Und: „Sie halten auch das Erbe von uns hoch. Ich bin stolz, dass das so weiter geht, mehr kann man sich nicht wünschen“, sagt Janus Fröhlich. Und Hannes Schöner gibt der „Wahrheit die Ehre“. „Die Jungen: das ist die beste Höhner-Band, die es je gab.“