Die Höhner gastierten in Begleitung des Orchesters der Jungen Sinfonie Köln zum 31. Mal in der Kölner Philharmonie.
Konzert in KölnSo stimmungsvoll lief „Höhner Classic“ in der Philharmonie
Wenn „Höhner Classic“ in der Philharmonie angesagt ist, kann die kölsche Band nur gewinnen. Nicht zuletzt, weil der Support durch die Junge Sinfonie Köln eine Klangfülle gibt, die sonst bei großen Veranstaltungen aufwendige Lautsprechertechnik dazutut. Das Publikum ist der andere Gewinner, denn sobald die kölschen Töne locker gemacht und die Scheu vor der Ehrwürdigkeit der Philharmonie ausgetrieben haben, wird übers Mitsingen und -klatschen hinaus lebhaft am Platz getanzt.
In der Philharmonie bekommen Instrumental-Einlagen in Höhner-Ohrwürmern regelmäßig Raum zu brillieren. Höhere musikalische Ansprüche als allein Stimmungsmache erfüllen bereits die E-Gitarren-Riff von Edin Čolić in dem Ballermann-tauglichen „Festpiraten“-Lied „Mir kumme met allemann vorbei“, das die Junge Sinfonie mit der Filmmusik von „Fluch der Karibik“ einleitet.
Zehn Minuten Schlagzeug-Solo von Heiko Braun
Beim flirrenden E-Gitarren-Solo im Salsa-Song „Anna Havanna“ sind Versuche im Publikum, Tanzlust auszuleben, unübersehbar. Frontmann Patrick Lück ermutigt zum Aufstehen - „ja, das ist auch in der Philharmonie erlaubt“ -, weil die Musiker nicht alleine zum Karnevalshit „Lääv lääv lääv“ Polka-Schritte aufs Parkett legen wollen. Pianist Micki Schläger hat dazu stilecht ans Akkordeon gewechselt, Jens Streifling ans Sopransaxofon. Im Laufe des Abends werden die Musiker noch mehrmals die Gelegenheit nutzen, die Bandbreite der von ihnen beherrschten Instrumente auszuspielen.
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Die größte Überraschung hat Jens Streifling parat. „Hol‘ die Katze raus“, wird bei Proben oft gefrotzelt, plaudert Sänger Patrick Lück aus, wenn der irische Dudelsack „Uilleann Pipe“ erklingen soll. Dass Streifling jetzt bei den „Höhner Classic“ das Solo bei der Jungen Sinfonie zur Filmmusik von „Braveheart“ auf dem hierzulande seltenen Folkinstrument spielt, sollte auch ein kleines Jubiläumsgeschenk zu 20 Jahren Höhner-Zugehörigkeit sein. Ob mystisch, rockig in den gesellschaftskritischen Songs „Wann jeiht d’r Himmel widder op“ und „Levve un levve losse“ oder einfach muntermachend wie in „How do you do“ im englischen Schlagermodus der 60er-Jahre, die Höhner haben viele Stile drauf. Geradezu in einen Rausch trommelt das zehnminütige Schlagzeug-Solo von Heiko Braun in „Mir jeiht et jot“ – gerne mehr davon.
Im Publikum genießen die pensionierten Höhner Janus Fröhlich und Hannes Schöner ein Konzert, das beweist, welches Weiterentwicklungspotenzial in der Band steckt. Ausdrucksstark sogar im Genre des Chansons trägt Micki Schläger nur zu eigener Pianobegleitung das nachdenkliche „Was wäre wenn?“ vor. Die Zeilen „Was wäre, wenn es keine Bilder mehr gäbe, von Missbrauch, Hass und Gewalt“ treffen zudem den Nerv der Zeit, wie sich überhaupt das Thema Zeit als roter Faden durch die „Höhner Classic 2023“ zieht. Deshalb hat der Frontmann-Nachfolger von Henning Krautmacher, Patrick Lück, das Konzert mit „Nimm dir die Zeit“ eröffnet, einem eindringlich gesungenen Appell, das Leben zu entschleunigen.
Zeit ist auch das Stichwort für eine Rückschau auf einen musikalischen Coup der Höhner, als Deutschland 2007 Handball-Weltmeister wurde. „Wenn nicht jetzt, wann dann“ ist seitdem in die Sporthymnen-Charts aufgestiegen. Schließlich verbinden sich kölsches Lied, Klassik und eine Spur Metal in „Ohne dich geht es nicht“, wozu die Höhner in Erinnerung an ihren Vorjahres-Auftritt beim wahrscheinlich weltgrößten Festival der harten lauten Musikrichtung in Wacken eine Laola-Welle in der Philharmonie anfeuern.
Medley von Dirigent Sebastian Hässy
Die erste große Ovation geht aufs heitere Höhner-Hit-Raten der Jungen Sinfonie Köln. Denn Dirigent Sebastian Hässy hat aus dem Nachlass seines Vaters Günter, der die „Höhner Classic“ vor 30 Jahren ins Leben rief, die Komposition „Mozart Galliana“ gepickt. „Mit meinem Asterix-Latein übersetzt, heißt das ‚Höhner-Geschnetzeltes nach Mozart-Art‘“, kündigt Hässy das humorvolle Medley an. Gut lachen hat im Publikum, wer Melodien wie „Pizza wundaba“ oder „Viva Colonia“ heraushört.