Köln – Egal ob Oper, Römisch-Germanisches Museum (RGM), MiQua oder Wallraf-Richartz-Anbau: Überall hat die Stadt Köln mit Verzögerungen und Kostenexplosionen zu kämpfen. Welche Folgen der Ukraine-Krieg künftig für die Stadtfinanzen haben wird, weiß niemand. Kann und soll es sich die Stadt in dieser Situation leisten, ein weiteres Kulturgroßprojekt wie die „Historische Mitte“ in Angriff zu nehmen, während die Bürger aufgefordert werden, den Gürtel enger zu schnallen?
Die FDP-Fraktion im Stadtrat hat bereits gefordert, auf die „Mitte“ zu verzichten, die Stadt sei mit den vielen Kulturbauten überfordert. Stadt und Hohe Domkirche planen am Roncalliplatz gemeinsam ein neues Kulturensemble, in dem das Stadtmuseum sowie Büros für RGM und Kirche untergebracht werden sollen. Die Kosten wurden 2021 auf 183 Millionen Euro geschätzt. Der Rat soll 2023 entscheiden, ob gebaut wird, 2029 könnte der Bau stehen. Die Kämmerin hat für das Projekt bereits Geld eingeplant: 111,9 Millionen Euro in den Jahren 2023 bis 2027. Aber passt das Vorhaben noch in die Zeit? Sollte die Stadt nicht erst mal die begonnenen Großprojekte zu Ende bringen?
„Eine Frage der Abwägung“
Oberbürgermeisterin Henriette Reker sagte dazu auf Anfrage: „Das Geld ist da. Und wenn man das jetzt nicht mehr machen würde – die Politik kann alles stoppen –, würden andere Kosten entstehen.“ Sie meint damit, dass es ja eine dauerhafte Lösung für das Stadtmuseum braucht, und die würde auch ohne „Mitte“ viel Geld kosten. Nur: Wenn das Stadtmuseum dereinst an den Roncalliplatz ziehen sollte, muss seine alte Heimat, das marode Zeughaus, trotzdem saniert werden – und auch das wird teuer.
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Es sei „eine Frage der Abwägung“, sagte Reker. Politik und Verwaltung würden sich intensiv Gedanken darüber machen. Zur Frage, welche Großprojekte die Stadt sich jetzt noch leisten könne, sagte Reker: „Das wird die Politik in diesen Zeiten sicherlich verantwortungsvoll abwägen.
Wir werden dem Hauptausschuss entsprechende Daten zur Verfügung stellen, auf deren Basis die Politik noch einmal sehr eingehend überlegen und beraten wird und uns einen Hinweis geben wird, wenn diese Beschlüsse nicht mehr umgesetzt werden sollen. So stelle ich mir das Verfahren vor.“ Konkret zur „Mitte“, die sie „eine großartige Vision“ nannte, sagte Reker: „Dass man das überprüft, ist für mich selbstverständlich.“ Im Haushalt sei Geld eingeplant. Das bedeute, man könne es umsetzen, müsse es aber nicht.