Gesperrte Vogelsanger StraßeAlles was Sie zum neuen Kölner Biergarten wissen müssen
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Köln – Knapp zwei Wochen nach dem ersten Antrag der Interessengemeinschaft Gastro (IG) hat der neue Biergarten auf der gesperrten Vogelsanger Straße am Freitagnachmittag um 17.13 Uhr den Betrieb aufgenommen. Zuvor hatte sich eine kleine Schlange von rund 30 Besuchern gebildet, allerdings handelte es sich weniger um junges Partyvolk als Kölner Politiker und Menschen mittleren Alters. Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick.
Wie lief der Betrieb an?
Zunächst unspektakulär. Die Gastronomen nutzten den Tag zum Aufbau, noch kurz vor 17 Uhr desinfizierten Mitarbeiter das Mobiliar. Die Veranstalter rechnen mit vielen Besuchern erst am Abend. Es ist ja eine der großen Fragen: Nutzen die Menschen das neue Angebot zur Entzerrung der üblichen Party-Zonen? Oder lehnen sie es ab?
Die Gastronomen haben Pläne entwickelt, falls der Biergarten nicht wie gewünscht angenommen wird. Dann könnte beispielsweise doch noch Live-Musik gespielt werden, das ginge in Richtung Singer/Songwriter, am Freitag lief zunächst Musik vom Band, ein DJ legte auf. Doch IG-Vorstand Martin Schlüter sagte: "Ich denke, das Angebot wird gut angenommen."
Es gibt zwei Getränkewagen, eine Essensbude und Toilettenbüdchen. Ein Flaschen-Kölsch kostet 2,50 Euro. Der Biergarten ist für 450 Sitzplätze angelegt. Er öffnet freitags von 17 bis 3 Uhr, samstags von 12 bis 3 Uhr und sonntags von 12 bis 22 Uhr.
Warum gibt es den Biergarten überhaupt?
Seit Ende Mai musste die Stadt mehrfach einige Plätze in der Stadt räumen, weil die Menschen sich dort teils nicht an die Corona-Abstandsregeln gehalten hatten. Zuerst waren es der ohnehin beliebte Brüsseler Platz und der Rheinboulevard. Als die Stadt den Brüsseler Platz für den Aufenthalt sperrte, wichen die Kölner aus, unter anderem auf das Mäuerchen am Stadtgarten.
Außerdem feierten viele Leute am ersten Juli-Wochenende auf der Schaafenstraße, trotz des abgesagten Christopher Street Days strömten die Menschen dorthin. Nun musste die Stadt dort und am Stadtgarten die Versammlungen auflösen.
Laut IG Gastro sind an einem Samstagabend rund 25 000 Menschen in Bars, Clubs und Kneipen unterwegs, die aktuell teils geschlossen sind. Die Leute suchen sich nun draußen Flächen als Treffpunkte.
Welche Regeln gelten denn?
Es dürfen nur acht Menschen je Tisch sitzen, sie müssen ihre Kontaktdaten hinterlassen, entweder digital oder auf einem Zettel. So soll im Falle einer Corona-Infektion nachvollzogen werden, wer sich möglicherweise infiziert hat und in Quarantäne muss. Getränke dürfen nur am Platz getrunken werden, es gibt kein gezapftes Bier. Es gibt keine Maskenpflicht, doch die IG freut sich daüber, wenn die Gäste beispielsweise Getränke mit Maske holen.
Gibt es Konsequenzen bei Regelverstößen?
Ja. Wer sich nicht an die Abstandsregeln hält, muss gehen. Das hat die IG Gastro schon angekündigt, dazu hat sie auch eigenes Sicherheitspersonal vor Ort, zusätzlich arbeiten die Gastronomen mit dem städtischen Ordnungsamt und der Polizei zusammen.
Das Ordnungsamt macht Freitagnacht einen Rundgang zur Kontrolle. „Sollte die Lage vor Ort aus irgendeinem Grund nicht mehr vertretbar sein, schließen wir den Biergarten sofort und lösen den Betrieb mit Hilfe von Ordnungsamt und Polizei auf. Hier gibt es klare Absprachen mit der Stadt Köln“, hat die IG vorher mitgeteilt.
Wie geht es jetzt weiter?
Der Biergarten soll an diesem und nächsten Wochenende aufgebaut sein. Nach der Pilotphase entscheiden die Beteiligten, ob sich das Angebot bewährt hat oder nicht. Der Erlös wird laut IG unter den Gastronomen verteilt.
Sind weitere Biergärten geplant?
Das liegt an möglichen Betreibern. Die Stadt hat darauf hingewiesen, dass sie es nicht als ihre Aufgabe sieht, solche Angebote zu machen. Heißt: Wenn andere Gastronomen entsprechende Konzepte vorstellen, könnten weitere Biergärten entstehen. Allerdings: Es gibt wohl wenige innerstädtische Flächen, die interessant sind, die man eben mal sperren kann und wo keine Anwohner gestört werden.
IG-Vorstand Schlüter sagte auf die Frage, ob weitere Biergärten möglich seien: "Das ist nicht ausgeschlossen." Einzelne Fraktionen aus dem Stadtrat hätten die Zülpicher Straße ins Spiel gebracht.
Hat die Stadt ihre Taktik geändert?
Stadtdirektor Stephan Keller hat früh in der Corona-Krise angekündigt, dass die Stadt nicht generell Plätze sperren werde, sondern je nach Lage entscheide. Doch das verdrängte das Problem nur auf andere Flächen. Nun hat die IG Gastro ein Konzept präsentiert und die Stadt hat es genehmigt. Sie wagen den Versuch, ob es klappt. Eine Stadtsprecherin hatte vorige Woche gesagt: „Wir müssen aufpassen, dass es dort keinen neuen Party-Hotspot gibt. Dann gewinnen wir nichts.“
Was sagen die Chefs von Stadt und Polizei?
Polizeipräsident Uwe Jacob hatte Anfang Juli gesagt: „Wir bereiten uns auf das kommende Wochenende vor und werden mit der Stadt zusammen die Feiernden an den Hotspots der Innenstadt im Blick behalten. Ich habe großes Verständnis dafür, dass die Menschen wieder an die frische Luft wollen. Es gibt aber Grenzen, die wir nicht tolerieren werden. “ Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) hatte sogar den Ebertplatz als Ausweichort vorgeschlagen.