Ein Acker wird zur StadtErster Einblick in den neuen Stadtteil Kreuzfeld
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Köln – Dunkle Regenwolken hängen an diesem Samstagvormittag über der Stadt. Immer wieder fallen Regentropfen herab. Und doch haben sich einige Dutzend Bürgerinnen und Bürger in Blumenberg vor St. Katharina von Siena versammelt. In festem Schuhwerk und mit Regenjacken und Schirmen ausgestattet, stapfen sie über matschige Pfade zwischen Feldern auf der einen und Baumreihen auf der anderen Seite.
Genau das soll es so bald nicht mehr geben: Hier, westlich der S-Bahn-Haltestelle Blumenberg, entsteht der neue Kölner Stadtteil Kreuzfeld. Nach jahrzehntelangem Brachliegen kam in den letzten Jahren Bewegung in die Erschließung: Im Stadtbezirk Chorweiler sollen auf einer Fläche von rund 80 Hektar mindestens 3000 Wohneinheiten sowie neue Arbeitsplätze entstehen (die Rundschau berichtete mehrfach).
„Es braucht mehr bezahlbaren Wohnraum“
„Es braucht mehr bezahlbaren Wohnraum, nicht nur hier sondern in vielen Städten“, sagt Jana Gregorczyk. Sie ist die Projektleiterin des Entwurfs „The Woodhood – Kreuzfeld Gartenstadt 2.0“ des Planungsteams „Adept Aps“ aus Kopenhagen.
„Woodhood“ konnte sich im letzten Jahr gegenüber fünf weiteren Entwürfen im „Wettbewerblichen Dialog“ durchsetzen. Nun befinde man sich mit dem Projekt in der integrierten Planung. „Wir haben ein Konzept vorgestellt, das überprüfen und entwickeln wir nun weiter. Auch mithilfe der Anmerkungen aus der Bürgerschaft“, erklärt Gregorczyk. Ein umsetzungsfähiges Konzept solle dann im Frühjahr fertiggestellt und präsentiert werden. „Aber auch dann können wir noch neue Anmerkungen einarbeiten“, erklärt Gregorczyk.
Thema Mobilität und Verkehr im Vordergrund
In Zusammenarbeit mit den Kopenhagenern und der Landschaftsarchitekturfirma „Karres en Brands“ lud die Stadt zu „Vor-Ort-Safaris“ ein, bei denen man das Gelände begehen und sich über den aktuellen Planungsstand informieren konnte. Die drei geführten Touren hatten jeweils fünf Stationen.
Von St. Katharina von Siena ging es los mit einer allgemeinen Einführung in die Planung der „Woodhood“. Von dort ging es zur zweiten Station weiter, der S-Bahn Haltestelle Blumenberg. Hier stand das Thema Mobilität und Verkehr im Vordergrund – eine S-Bahn-Anbindung Kreuzfelds wurde schließlich bereits vor Jahren geplant.
„Eine Stadt der kurzen Wege“
„Was wir als Verkehrsplaner diskutieren, ist eine Stadt der kurzen Wege, eine Rückbesinnung zum Dorf“, erklärte Konrad Rothfuchs von den Hamburger Verkehrsplanern Argus. Ziel sei es, möglichst zu Fuß einkaufen oder zur Schule gehen zu können. Auf dem Rad- und Fußverkehr liege in den Planungen daher das Augenmerk.
Die weiteren Stationen der Safari verteilten sich auf einem kleinen Waldweg oberhalb der S-Bahn-Schienen westlich von Blumenberg. Rund um den Weg erstrecken sich die Felder, die bald bebaut werden sollen.
Oberbürgermeisterin Henriette Reker ebenfalls vor Ort
Oft waren Fragen nach der Notwendigkeit weiterer Versiegelungen zu hören, es ging um Energiepläne für Kreuzfeld und um die mögliche Klimaneutralität des neuen Stadtteils. Bürgerinnen und Bürger stellten Fragen und brachten Anregungen ein.
In einer abschließenden Diskussionsrunde mit der Leiterin des Stadtplanungsamtes, Eva Herr, und dem Baudezernenten Markus Greitemann stellten sich die Vertreter von Stadt und Institutionen den Fragen der Teilnehmer. Wobei allerdings schnell klar wurde, dass die Antworten der Offiziellen beim momentanen Stand der Planungen noch einigermaßen unverbindlich waren. Oberbürgermeisterin Henriette Reker war ebenfalls vor Ort, um sich einen Eindruck vom Projekt selbst sowie vor allem von den Beiträgen der Bürgerinnen und Bürger zu machen.
Bedenken angesichts der Bürgerinnen und Bürger
„Ich finde die Pläne im Grunde gut und halte es für wichtig, neue Wege zu gehen“, erklärte Jacek Goehlmann. Er wohnt seit über zehn Jahren in Blumenberg und ist nun sehr gespannt, wie der Bau von Kreuzfeld in seiner unmittelbaren Nachbarschaft umgesetzt wird. „Ich würde mir allerdings mehr Klarheit und Übersicht wünschen“, ergänzt er. Die Anwohnerinnen und Anwohner würden nicht detailliert über die Pläne informiert, was er aber dringend für nötig hält. So sei etwa aus den Plänen kaum ersichtlich, ob eine Reihe alter, großer Bäume entlang der Bahntrasse stehen bleiben könne.
Ganz ohne Proteste ging die Beteiligung der Kölner und Kölnerinnen an dem Projekt ohnehin nicht ab. An der letzten Station war ein großes Schild an einem Traktor befestigt: „Veredeln statt Versiegen“, stand da zu lesen. Daneben verteilten Birgitta Nesseler von der „Nesseler Landwirtschaft“ und ihr Sohn Flyer. Sie sind vehement gegen den Bau des neuen Stadtteils Kreuzfeld.
„Jetzt, durch die veränderten Voraussetzungen, wie das Klima, die Weltwirtschaftslage, das Kriegsgeschehen in der Ukraine, muss ich solche Pläne doch mutig überdenken“, sagt Birgitta Nesseler. Außerdem fragt sie, wer denn in die neuen Wohnungen und Häuser einziehen würde: „Im Stadtteil Chorweiler stehen jede Menge Wohnungen leer. Aber es sollen neue Leute nach Kreuzfeld kommen – und die Wohnungen in Chorweiler stehen dann immer noch leer.“