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Deutlich größere Fläche im GewerbegebietMalzmühle braut bald in Lövenich

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Malzmühle am Heumarkt: Das Brauhaus (2. Haus von rechts), das Hotel (Mitte) und der Höhner-Stall. Die Brauerei liegt dahinter.

  1. Mehr als 160 Jahre lang befand sich die Brauerei der Malzmühle am altehrwürdigen Heumarkt in der Kölner Innenstadt.
  2. Doch nun ist Schluss - die Malzmühle braut bald an einem deutlich größeren Standort in Lövenich.
  3. „Der Handel fordert mehr Mengen, und wir müssen den Bedarf decken“, sagt Malzmühle-Geschäftsführer Michael Rosenbaum.

Köln – Nach mehr als 160 Jahren wird die Malzmühle mit ihrer Kölschbrauerei den Heumarkt verlassen und ihre Bier-Produktion in ein Gewerbegebiet in Lövenich verlegen. Stimmt der Stadtrat am Donnerstag, den 14. Mai dem Verkauf der städtischen Fläche zu, steht dem Vollzug nichts mehr im Wege. Malzmühle-Geschäftsführer Michael Rosenbaum sagte: „Wir sind an unsere Kapazitätsgrenzen gelangt. Der Handel fordert mehr Mengen, und wir müssen den Bedarf decken.“ Die bekannteste Marke ist Mühlen-Kölsch.

Damit folgt die Malzmühle anderen großen Kölschmarken: Früh beispielsweise verlegte die Brauerei 1987 nach Feldkassel, Reissdorf 1998 nach Rodenkirchen, Gaffel 2015 nach Porz. Die großen Traditionsmarken benötigen mehr Platz – das geht auf den engen Grundstücken in der Innenstadt begrenzt oder gar nicht, zumal manche Anwohner ob des Lieferverkehrs mosern. Christian Kerner, Geschäftsführer des Kölner Brauerei-Verbands, sagte: „Die Brauereien brauchen mehr Platz, das hat auch mit dem Baurecht und der Logistik zu tun. In der Innenstadt ist das nicht einfach.“

Mehrere Millionen Euro Investition

Allerdings bleiben im Fall der Malzmühle das Brauhaus, der Höhner-Stall, das Hotel und die Mühlen-Bar am Heumarkt und werden ausgebaut (siehe Info-Kasten). Aktuell ist im Brauhaus, dem Höhner-Stall und der Bar Platz für 650 Gäste, es sollen 200 bis 300 weitere Plätze dazu kommen. Zum Vergleich: Das „Früh“ am Dom hat 1600 Plätze, das Gaffel am Dom 900. Rosenbaum geht von mehreren Millionen Euro Investition aus, in dem Papier für den Rat soll die Rede sein von einem niedrigen zweistelligen Millionen-Euro-Betrag.

Die Malzmühle und ihre Pläne

1858 hat die Malzmühle begonnen, am Heumarkt ihr Kölsch zu brauen, es heißt Mühlen-Kölsch. 1912 verkaufte Gründer Hubert Koch die Brauerei an Gottfried Joseph Schwartz, die Familie Schwartz führt sie seither. Der Komplex besteht aus fünf Teilen. Erstens: die Brauerei. Zweitens: das Brauhaus. Drittens: der nach den Höhnern benannte Höhner-Stall als Restaurant und Eventlocation. Viertens: das Hotel mit 37 Zimmern, 2015 eröffnet. Fünftens: die Mühlenbar mit Craft-Beer-Verkauf. Laut Bundesanzeiger lag der Jahresüberschuss der Brauerei 2018 bei 998 064 Euro. (mhe)

Eigentlich sollte der Bau in Lövenich 2020 beginnen, nach der Verlagerung der Brauerei der Um- und Ausbau am Heumarkt bis 2024 erfolgen – dann kam die Corona-Krise. „Das führt zu Verzögerungen. Wenn die Kapazitätsgrenzen erreicht sind, muss man schnell bauen. Wenn die Nachfrage nachlässt, ist der Handlungsdruck nicht so groß“, sagte Rosenbaum. Das Projekt an sich stehe aber nicht in Frage. Seiner Aussage zufolge produziert die Malzmühle 50.000 Hektoliter jährlich, unter anderem für 150 Gastronomie-Betriebe. Der Marktanteil liegt bei drei Prozent. Die Flaschen lässt die Firma in Krefeld befüllen, ob das zukünftig in Lövenich passiert, ist unklar.

Im Brauerei-Verband sind neun Kölsch-Brauereien versammelt, die teils andere Marken mitproduzieren. Beispielsweise produziert das Haus Kölscher Brautradionen fünf Kölsch-Sorten an der Bergisch Gladbacher Straße, unter anderem Peters. 1986 hatten 24 Brauereien die Kölsch-Konvention unterzeichnet, demnach muss Kölsch in Köln produziert werden – außer sie hatten sich vorher etabliert wie etwa Bischoff-Kölsch aus Brühl. Von den neun Brauereien braut nach dem angekündigten Malzmühlen-Umzug nur noch Päffgen in der Innenstadt am Friesenplatz. Es gibt aber Brauereien außerhalb des Verbandes, etwa Hellers an der Roonstraße.

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Allerdings ist die Suche nach Flächen auf Köln beschränkt, Jörg Frank, Vorsitzender des Liegenschaftsausschusses (Grüne), sagte auf Anfrage: „Durch die Verlagerung erhält der Traditionsbetrieb eine langfristige Entwicklungsperspektive. Das ist für Köln eine gute Entscheidung. Die städtische Fläche war die einzig passende. Daran wird erneut der zunehmende Mangel an Gewerbeflächen deutlich.“