Köln – Für ihren Vorstoß, bei der Sanierung der defizitären städtischen Kliniken auf einen Verbund mit der Kölner Uniklinik zu setzen, hat Oberbürgermeisterin Henriette Reker Zustimmung, aber auch Kritik geerntet. Durch einen Zusammenschluss der Kliniken Merheim, Holweide und Kinderkrankenhaus Amsterdamer Straße mit der Uniklinik könnte in Köln das zweitgrößte Klinikum Deutschland nach der Berliner Charité entstehen – ein Verbund mit 3000 Betten und 15.000 Mitarbeitern, davon 2100 Ärzte und 5400 Pflegekräfte.
Eigentümer der Uniklinik ist zu 100 Prozent das Land NRW. Das zuständige Wissenschaftsministerium in Düsseldorf nahm die Pläne für eine strategische Zusammenarbeit mit Interesse zur Kenntnis: „Für den Wissenschaftsstandort NRW kann dies neue Perspektiven eröffnen.“
Kliniken Köln gGmbH schreiben seit fünf Jahren Verluste
Die Kliniken Köln gGmbH schreiben seit 2012 Verluste. 2016 waren es 6,5 Millionen, 2017 wird ein ähnliches Defizit erwartet. OB Reker: „Durch eine Bündelung der Kräfte und Kompetenzen der Kliniken der Stadt Köln und der Uniklinik sehe ich große Chancen für unsere Stadt.“ Man stärke die medizinische Versorgung und mache Köln „zu einem der führenden Gesundheitszentren Europas“. In den kommenden Tagen würden weitere Gespräche mit den verschiedenen Akteuren geführt, so Reker. „Grundvoraussetzung ist dabei für mich die Sicherung und der Erhalt der Arbeitsplätze.“
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Der Vorstandsvorsitzende der Uniklinik, Prof. Dr. Edgar Schömig, begrüßte die Pläne: „Sofern diese Initiative durch die Stadt Köln und das Land Nordrhein-Westfalen befürwortet wird, wird die Uniklinik Köln gerne in vertiefende Planungen einsteigen.“ Der Geschäftsführer der städtischen Kliniken, Roman Lovenfosse-Gehrt, verwies auf die bestehende Zusammenarbeit mit der Uniklinik. Er erklärte sich zu Gesprächen bereit, sagte aber auch: „Bislang habe ich als Geschäftsführer keinen Auftrag durch unseren Aufsichtsrat, solche Verhandlungen zu führen. Ohne ein solches Mandat kann ich jedoch nicht über derart weitreichende Kooperationen verhandeln.“
Rekers Vorstoß nicht mit Aufsichtsrat abgesprochen
Offenbar war Rekers Vorstoß nicht mit Geschäftsführung und Aufsichtsrat der städtischen Kliniken abgesprochen. Aufsichtsratschef Michael Paetzold (SPD) kritisierte, „dass die OB an allen zuständigen Gremien vorbei“ die Öffentlichkeit suche und mit Uni-Klinik und Land rede, aber nicht mit „ihren“ Kliniken und deren Mitarbeitern. Das sei „kein guter Stil“.
Ursula Gärtner (CDU) sagte, eine Kooperation müsse „auf Augenhöhe“ erfolgen. Die medizinische Versorgung in den städtischen Kliniken sei hervorragend. Entscheidend sei, „woher die Mittel kommen, um den Investitionsstau bei Gebäuden und Geräten aufzulösen“. Jetzt müsse „rasch dargelegt werden, wie die Zusammenarbeit zum Vorteil beider Seiten gestärkt werden kann“.
Kritik kam von Verdi
Mit Zurückhaltung und Skepsis reagiert die Gewerkschaft Verdi auf die Klinikpläne. OB Reker müsse ihr Konzept „umgehend zur Prüfung auf den Tisch legen“, so Bezirksgeschäftsführer Daniel Kolle. Es sei bemerkenswert, dass Reker ihre Pläne mit anderen Akteuren, aber nicht mit den Kliniken besprochen habe. „Noch größeren Personalmangel oder einen Abbau von Arbeitsplätzen darf es in beiden Kliniken keinesfalls geben“, so Kolle.
Verdi NRW kritisierte, in Tochtergesellschaften der Uniklinik lägen Bezahlung und Arbeitsbedingungen unter dem in öffentlichen Kliniken üblichen Tarifniveau. Auch gebe es bei der Uniklinik weniger Mitbestimmung. (fu)