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Debatte um GeißbockheimWarum eine schnelle Einigung unwahrscheinlich ist

Lesezeit 4 Minuten

Der FC will im Grüngürtel ausbauen, aber das scheint immer unwahrscheinlicher. 

Köln – Zwei Tage, nachdem der 1. FC Köln in Sachen Geißbockheim-Ausbau sozusagen zum Gegenpressing geblasen hat, schweigt Kölns erste Bürgerin. Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) will sich am Montag gegenüber der Rundschau nicht äußern, stattdessen soll Baudezernent Markus Greitemann richten, was seit Monaten offenbar nicht zu richten ist. Das Problem ist ja: Selbst wenn das Gericht die Klage der Bürgerinitiative gegen die Ausbaupläne auf den Gleueler Wiesen vor dem Oberverwaltungsgericht (OVG) Münster ablehnt, hat der Club zwar einen gültigen Bebauungsplan, aber keine Fläche – denn Grüne, CDU und Volt haben ein Moratorium ausgerufen und wollen die städtische Fläche nicht verpachten. Die Situation ist also doppelt verkantet. Das OVG entscheidet wohl 2022 – bis dahin dürfte in der Frage nichts Entscheidendes passieren. Eben das stört den FC, der deshalb am Samstag nun den Druck erhöhte auf der Mitgliederversammlung. Die Fragen und Antworten.

Was wirft der Club wem vor?

Der FC-Vorstand hat vor allem das Mehrheits-Bündnis verbal angeschossen, er sagte: „Der 1. FC Köln will unbedingt in Köln bleiben. Wenn Grüne, CDU und Volt das auch wollen, muss das Zeitspiel um das Geißbockheim jetzt ein Ende haben.“ Außer am Geißbockheim sei kein Ausbau vor 2029 oder 2030 möglich, der Club werde sich nicht vertreiben lassen. Und was etwas unterging: Der Club teilte mehr oder minder nebenbei mit, „offen für alle Gespräche zu sein – sogar über alternative Standorte“. Es heißt also nicht mehr: Geißbockheim und sonst nichts.

Was sagt die Politik dazu?

Grünen-Fraktionschefin Christiane Martin machte am Montag klar, dass der FC nur in Marsdorf ausbauen könne: „Es muss dann eben schneller gehen und es muss so geplant werden, dass genug Platz für den FC da ist. Wenn der Großmarkt entsprechend dimensioniert wird, passt beides nach Marsdorf: der FC und der Großmarkt.“ Wie realistisch das Hoffen auf mehr Tempo ist, bleibt eher zweifelhaft angesichts der Erfahrungen der vergangenen Jahre.

Der Ausbau und die Probleme

25 bis 30 Millionen Euro will Fußball-Erstligist 1. FC Köln am Geißbockheim im Äußeren Grüngürtel investieren – und zwar in ein Nachwuchs-Leistungszentrum sowie auf den Gleueler Wiesen in drei Kunstrasenplätze und vier Kleinspielfelder. Das wollen Umweltschützer verhindern. Der FC plant seit 2014.

Es gibt aber zwei Probleme. Erstens: Der Club hat zwar einen Beschluss des Stadtrates vom 18. Juni 2020 zur Änderung des Flächennutzungsplans und zum Bebauungsplan – aber keinen Pachtvertrag für die städtische Fläche und keine Aussicht darauf. Denn seit der Kommunalwahl 2020 findet sich anders als zuvor keine Mehrheit: Grüne, CDU und Volt lehnen den Pachtvertrag ab. Und zweitens: Gegen den Bebauungsplan klagt eine Bürgerinitiative. (mhe)

Volt will sich aktuell nicht äußern wegen des OVG-Verfahrens, CDU-Parteichef Bernd Petelkau sagte: „Wir streben weiterhin eine Lösung an, die dem FC Weiterentwicklungspotenzial bietet und gleichzeitig die Belange des Umweltschutzes hinreichend berücksichtigt.“ Durch diese Aussagen ist genauso klar wie vorher: Die Situation wird dadurch nicht gelöst, öffentliche Bekenntnisse zum FC hin oder her. Die SPD befürwortet den Ausbau am Geißbockheim, ihr Fraktionschef Christian Joisten sagte: „ Es ist allerhöchste Zeit, Solidarität mit einem der Identifikationsmerkmale unserer Stadt zu üben.“

Was sagt die Verwaltung zu den Vorwürfen?

Der städtische Baudezernent Greitemann betont, die Stadt habe die Bedarfe des FC natürlich im Blick – im Gegensatz zu Reker hat er aber auch vor zwei Jahren nicht seine Position grundlegend geändert, die OB rückte damals vom Ausbau am Geißbockheim ab. Kurz danach stellten die Grünen sie wieder als Kandidatin auf. Ihr Vorschlag eines alternativen Standorts fand 2020 keine Mehrheit im Rat, Greitemann sagte am Montag: „Die Stadt prüft darüber hinaus vorsorglich die Verlagerung oder Teilverlagerung des Leistungszentrums des FC unter Berücksichtigung der politisch gewollten Entwicklung des Frischezentrums nach Marsdorf.“

Allerdings hält Greitemann auch eine steile These parat, er sagte: „Aufgrund der oben genannten Verfahrensweise (zum Bebauungsplan, Anmerkung der Redaktion) ist erkennbar, dass es zwischen allen Beteiligten einen zeitlichen und inhaltlichen Fahrplan zur Verwirklichung des Trainingsgeländes des 1. FC Köln gibt.“ Eben den gibt es aber ja nicht, weil ohne Pachtvertrag über die Fläche der Bebauungsplan faktisch ausgehebelt ist – und Grüne, CDU und Volt das nicht ändern wollen.