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BundestagswahlKarl Lauterbach tritt hier an – was man im Wahlkreis 100 wissen muss

Lesezeit 4 Minuten
Diese Kandidaten stehen für Wahlkreis 100 zur Wahl.

Diese Kandidaten stehen für Wahlkreis 100 zur Wahl.

In unserer Serie zur Bundestagswahl am Sonntag widmen wir uns zum Abschluss dem Wahlkreis 100 Leverkusen – Köln IV mit dem Stadtbezirk Köln-Mülheim.

Hätten Wahlkreise Spitznamen, dann wäre der Wahlkreis 100 Leverkusen/Köln IV wohl mittlerweile der „Karl-Lauterbach-Wahlkreis“. Der Wahlkreis, der neben dem Kölner Stadtbezirk Mülheim auch die kreisfreie Stadt Leverkusen umfasst, existiert erst seit 2002 – damals siegte mit Ernst Küchler ebenfalls ein Sozialdemokrat. Lauterbach kann an diesem Sonntag bereits zum sechsten Mal in Folge den Wahlkreis direkt gewinnen, nur zwei Tage nach seinem 62. Geburtstag. Neben dem Bundesgesundheitsminister tritt erneut Nyke Slawik für die Grünen an, die 2021 als erste transidente Person überhaupt in den Bundestag eingezogen war.

Wie lief es bei den vergangenen Wahlen?

Bei der Bundestagswahl 2021 erhielt Karl Lauterbach 45,6 Prozent der Erststimmen. Das war sein bestes Ergebnis seit seiner Premiere 2005, als er 49 Prozent der Wähler für ihn stimmten. Direkt dahinter brachte es Serap Güler auf 20,3 Prozent. Die CDU-Politikerin zog damals über die NRW-Landesliste erstmals in den Bundestag ein. Diesmal tritt sie im Wahlkreis Köln I, zu dem Teile der Innenstadt, Kalk und Porz gehören, an, die Rundschau berichtete. Nyke Slawik erzielte mit 11,3 Prozent das bis dato beste Ergebnis bei den Erststimmen für die Grünen.

Zudem erhielten die Grünen fast ein Fünftel (19,2) aller Zweitstimmen in Mülheim und Leverkusen, 5,6 Prozent mehr als noch 2017. Damit lagen sie aber noch hinter der CDU (21,7 Prozent), die 10,4 Prozent der Zweitstimmen im vergleich zu 2017 einbüßten. Die Union war bei den Wahlen 2017, 2013 und 2009 stärkste Partei, ihr Kandidat unterlag jedoch stets Lauterbach.

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Wie ist die Ausgangslage jetzt?

Es wäre eine Überraschung, wenn Karl Lauterbach nicht die meisten Erststimmen hinter sich vereint. Bei den Zweitstimmen deutet alles auf ein Erstarken der Christdemokraten hin, die mit Sigmar Heß einen erfahrenen Kommunalpolitiker erstmals ins Rennen um den Bundestag schicken. Ob die Grünen angesichts des aktuell schwächelnden Bundestrends ihr starkes Abschneiden von 2021 wiederholen können, bleibt abzuwarten.

Wofür stehen die drei Kandidaten?

Karl Lauterbach wurde am 21. Februar 1962 in Birkesdorf, dem heutigen Düren, geboren und wohnt in Köln. Der fünffache Familienvater hat Medizin, Epidemiologie und Gesundheitsökonomie unter anderem in Aachen, Düsseldorf und den USA studiert. 1998 bis 2005 war er Direktor des Instituts für Gesundheitsökonomie der Universität Köln. Seit 2005 sitzt er für die SPD im Bundestag, 2013 bis 2019 war er stellvertretender Vorsitzender der SPD-Fraktion und seit Dezember 2021 Bundesgesundheitsminister.

Lauterbachs wichtigstes Thema bleibt Gesundheit: „Meine eigene gesundheitspolitische Arbeit setzt darauf, die Behandlung und Forschung in unserem Gesundheitssystem wesentlich zu verbessern. Mit der Krankenhausreform, dem Medizinforschungsgesetz und der elektronischen Patientenakte sind Meilensteine in der Gesundheitspolitik gelungen.“ Mit der Termingarantie will er eine Bevorzugung von Privatversicherten bei der Terminvergabe bei Ärzten verhindern. Zudem will er unter anderem den Eigenanteil der Pflege auf 1000 Euro deckeln.

Rechtsanwalt Siegmar Heß ist 1966 in Wermelskirchen geboren. Der Jurist ist Abteilungsleiter eines Kölner Versicherungsunternehmens und war jahrelang in der Bonner Kommunalpolitik für die CDU aktiv. Nun will er die Politik zum Beruf machen : „Mit meiner langjährigen Berufserfahrung möchte ich den Politikwechsel in der Wirtschaftspolitik mitgestalten: Für Leistungsanreize zugunsten aller, die arbeiten und unser Land am Laufen halten, für praxisnahe Gesetze und einen Abbau der lähmenden Bürokratie. “

Alle Infos zum Wahlkreis 100

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Leverkusen und Köln sollen ihre Zukunft als starke Industriestandorte behalten. Politik müsse „dafür sorgen, dass unsere Industrieunternehmen die notwendigen Voraussetzungen vorfinden, die sie benötigen, um im internationalen Wettbewerb erfolgreich zu sein.“

Nyke Slawik (31) ist in Leverkusen geboren. Nach ihrem Abitur in Opladen studierte sie in Düsseldorf Anglistik und Amerikanistik sowie Kommunikations- und Medienwissenschaften. Anschließend arbeitete sie als Wissenschaftliche Mitarbeiterin für zwei Grünen-Abgeordnete im Landtag, bis sie 2021 selbst in den Bundestag einzog.

Slawiks Themen sind vor allem der Verkehr und das Selbstbestimmungsgesetz. Die Fortführung des Deutschlandtickets ist für sie eine „wichtige Herzensangelegenheit“. Generell brauche es einen Ausbau und eine Verbesserung des ÖPNV-Angebots. In Köln und Leverkusen will sie sich für für Industriewirtschaft einsetzen, „die auch mehr Unterstützung bei der Klimawende benötigen und bei einer grünen Industriepolitik.“

Wer von den dreien hat Chancen auf ein Mandat?

Laut einer aktuellen Umfrage des Portals „Election.de“ liegt Lauterbach weit vor seinen Mitbewerbenden. Für Lauterbach heißt es bei dieser Bundestagswahl „Alles oder nichts“, denn er hat keinen Platz auf der SPD-Landesliste.   Das Internetportal sieht Sigmar Heß derzeit hinter Lauterbach. Der CDU-Kandidat hat mit Platz 38 der NRW-CDU allerdings kaum eine Chance, über die Liste in den Bundestag einzuziehen.

Für Nyke Slawik ist die Chance auf ein erneutes Bundestagsmandat deutlich größer: Wie schon bei der Bundestagswahl 2021 steht sie erneut auf dem aussichtsreichen Listenplatz 11 der NRW-Grünen.

Wer bewirbt sich noch für den Bundestag?

Diplom-Chemiker Rolf Albach tritt im Wahlkreis Leverkusen/Köln IV für die FDP an. Der fünffache Familienvater ist Vorsitzender des FDP-Stadtbezirksverbands Mülheim. Auf der Landesliste der NRW-Liberalen steht er auf Platz 32. Für die AfD tritt der 29-jährige Yannick Noe an. Er ist Fraktions- und Kreisverbandsvorsitzender der AfD Leverkusen und hat Listenplatz 31.

Die Linke schickt ihren Kandidaten Vedat Akter (Angestellter) ins Rennen und die freien Wähler Jörg Badura (Rentner). IT-Vertriebsleiter Jeschke Friedrich kandidiert für Volt und Reiner Dworschak für die Marxistisch-Leninistische Partei Deutschlands (MLPD).