Am Wahltag verfolgte die Kölner SPD enttäuscht die Ergebnisse, während die bunte Karnevalsfeier in der Arena tobte.
BundestagswahlKölner SPD verfolgt Ergebnisse ernüchtert in der Arena

Die Fahne hoch hielten die Funken: Die SPD feierte am Sonntag in der Arena, aber das Wahlergebnis heizte nicht die Stimmung an.
Copyright: Nabil Hanano
Zum Lachen in den Keller? Eher umgekehrt. Während die Arena lacht und tobt, verfolgt im KEC-Presseraum eine kleine Schar aufrechter Genossinnen und Genossen die Prognosen, Hochrechnungen und Ergebnisse. Und die sehen nicht gut aus für die SPD, ganz so wie vorher prognostiziert. Rund 3000 Sozialdemokraten feiern am Wahltag ihr „Närrisches Parlament“ in der Lachenden Arena der Termin war lange vor der Bekanntgabe des Wahltermins gebucht worden.

Der Moment der Ernüchterung: Die SPD im KEC-Presseraum mit Florian Schuster, Ralf Heinen, Christian Joisten, Andre Schirmer, Claudia Walther, Renan Demirkan und Lisa Steinmann (v.l.).
Copyright: Tobias Wolff
Die Stimmung schwankt irgendwo zwischen Verzweiflung und Ernüchterung. Verzweiflung darüber, nur noch drittstärkste Kraft im Land zu sein. Endgültig hinter der AfD gelandet. Ernüchterung darüber, dass es trotz allem Zweckoptimismus nicht besser geworden ist als vorhergesagt – die Umfragen haben ziemlich genau gestimmt. Schnell wieder raus in den Karnevals-Wahnsinn? So einfach ist es nicht. Zumal, wenn man Verantwortung übernehmen wollte und eigentlich noch will.
SPD in Köln: Renan Demirkan ist nicht nach Feiern
Manche haben sich in kleinen Gruppen zusammengetan, einige halten sich in den Armen. Direktkandidatin Renan Demirkan macht unmissverständlich klar, dass sie keine Lust zum Feiern hat und auch keine Durchhalteparolen ausgeben will – der Stachel sitzt zu tief, die Verunsicherung über das Ergebnis ist ihr deutlich anzumerken. „Ich bin angetreten wegen des Artikels 20 im Grundgesetz: Die Bundesrepublik Deutschland ist ein demokratischer und sozialer Bundesstaat. Offensichtlich wollen viele Menschen in diesem Land diesen Weg nicht mehr mitgehen“, sagt sie.
Alles zum Thema Karl Lauterbach
- Ricarda Lang rechnet mit CSU-Chef ab „An diesem Tag habe ich jeden Respekt vor Markus Söder verloren“
- Kölner Rosenmontagszug Festkomitee stellt Persiflagen vor - Zugleiter äußert sich erneut zum „Missbrauchs-Wagen“
- Wer rettet die Wirtschaft?“ So lief der Schlagabtausch in der IHK-Wahlarena in Köln
- Bundestagswahl Karl Lauterbach tritt hier an – was man im Wahlkreis 100 wissen muss
- Bundestagswahl 2025 Steckbrief zu Karl Lauterbach (SPD) aus dem Wahlkreis 100 (Leverkusen-Köln IV)
- Diskussion Darüber streiten die Bundestagskandidaten für Leverkusen und Rhein-Berg
- Zu Gast im eigenen Wahlkreis Karl Lauterbach besucht den Runden Tisch in Köln-Buchforst
Besonders deutliche Worte finden die Kölner SPD-Vorsitzenden Claudia Walther und Florian Schuster an diesem Abend. „Es ist das erste Mal seit vielen Jahrzehnten, dass eine Nazi-Partei wieder zweitstärkste Kraft in diesem Land ist“, erklärt Schuster.
Die ganze Arbeit im kurzen, aber intensiven Wahlkampf nicht ganz umsonst, aber dann doch enttäuschend. Fast trotzig wirken die Beteuerungen, jetzt nicht aufgeben zu dürfen. Weiterzukämpfen für die Demokratie, gegen rechtsradikale Tendenzen und gegen eine zunehmende Tendenz zur Autokratie in der Welt. Aber die Gesichter wirken müde, fast ein wenig desillusioniert. Trotz der bunten Kostüme und der Tatsache, dass Sanae Abdi ganz knapp ihr Direktmandat im Wahlkreis Köln I verteidigen kann. „Es ist eine wahnsinnige Erleichterung nach der schwierigen Situation, in der wir in dieser Wahl waren. So kann jemand über die Liste nachziehen.“ Bundestags-Fraktionschef Rolf Mützenich stand zwar auf Platz eins der Landesliste und ist damit abgesichert. Aber sein Direktmandat hat er – ebenfalls denkbar knapp – an Katharina Dröge von den Grünen verloren. „Das hat er nicht verdient“, erklärt Schuster. „Bei all seinen Verdiensten nicht nur im Bund, sondern auch hier. “ Karl Lauterbach dagegen verteidigt erwartungsgemäß seinen Wahlkreis. Mützenich und Lauterbach weilen an diesem Abend beide in Berlin.
„Die Kölner Verhältnisse sind andere als im Bund“
Was das Bundesergebnis für Köln heißt, können Claudia Walther und der SPD-Fraktionschef im Rat, Christian Joisten, zwar noch nicht im Detail sagen. Kämpferisch geben sie sich aber, vor allem, was den Kommunalwahlkampf im Herbst angeht. „Die Kölner Verhältnisse sind andere als im Bund“, sagt Joisten. Er rechne sich Chancen aus, in Köln als stärkste Kraft aus den Wahlen hervorzugehen. Claudia Walther stimmt ihm zu und appelliert an alle demokratischen Parteien, nun zusammenzustehen: „Nur gemeinsam werden wir der Gefahr von Rechtsaußen begegnen können.“
Zunächst aber gilt es, allen Beteiligten für ihren engagierten Wahlkampf zu danken und ein wenig die Wunden zu lecken – und irgendwann geht es dann für die meisten auch wieder hinaus in die Arena.