Experten halten sie für einen Fehler: die Teillegalisierung von Cannabis seit einem Jahr. Der Bundesgesundheitsminister dagegen hält daran fest - und nennt Gründe.
Ein Jahr nach der EinführungLauterbach verteidigt Teillegalisierung von Cannabis

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach spricht während der Global Health in Transition German 2025 der World Health Organization (WHO).
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Ein Jahr nach der Teillegalisierung von Cannabis hält Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) an dem umstrittenen Schritt fest. Das gelte, auch wenn man derzeit keine abschließende Bewertung machen könne, sagte Lauterbach im Interview der Woche des Deutschlandfunks, das am Sonntag ausgestrahlt wurde. Eine Evaluierung der Reform ist demnach für Herbst geplant. Es sei nicht wirklich begründbar, wenn der Konsum von Alkohol legal sei, der von Cannabis für Erwachsene jedoch nicht, so Lauterbach.
Gerade wegen der Bekämpfung des Schwarzmarkts und des illegalen Handels sei das Gesetz ein wichtiger Schritt gewesen, so der Minister: „Grundsätzlich halte ich die Legalisierung für richtig.“
Umstrittene Teillegalisierung
Seit dem 1. April vergangenen Jahres ist der Besitz von bis zu 25 Gramm getrocknetem Cannabis im öffentlichen, von 50 Gramm im privaten Raum straffrei. Der öffentliche Konsum von Cannabis ist darüber hinaus beschränkt. So gilt zum Beispiel ein Konsumverbot in Fußgängerzonen von 7.00 bis 20.00 Uhr. Für Minderjährige bleibt der Besitz von Cannabis nach wie vor verboten.
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Die Teillegalisierung ist umstritten. So hatte kürzlich etwa der Frankfurter Mediziner Mathias Luderer in der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ gesagt, seit der Legalisierung werde es für Ärzte schwieriger, den Patienten zu vermitteln, „dass Cannabis ihrer psychischen und physischen Gesundheit immer schadet“.
Experten warnen vor den Folgen
Der Präsident der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände, Thomas Preis, warnte in der „Rheinischen Post“ vor den Folgen: „Das ganze Ausmaß der Probleme der Cannabis-Teillegalisierung wird unsere Gesellschaft erst in ein paar Jahren treffen.“ Eine Trivialisierung des Cannabis-Konsums führe zu mehr Konsum und mehr medizinischen und sozialen Problemen.
Eine Mehrheit der Deutschen allerdings befürwortet laut einer Forsa-Umfrage der Krankenkasse KKH die Teillegalisierung. 55 Prozent, vor allem jüngere Menschen, stehen demnach weiter hinter dem Gesetz. Gut ein Drittel der repräsentativ Befragten befürworte hingegen eine Abschaffung. Laut der Umfrage stimmen 73 Prozent der Aussage zu, der Konsum von Drogen wie Cannabis schade der Gesundheit. (kna)