Vor der Bundestagswahl am 23. Februar widmen wir uns heute dem Wahlkreis 94 Köln III mit den Stadtbezirken Chorweiler, Ehrenfeld und Nippes.
Bundestagswahl in KölnStürmen Grüne die rote Hochburg im Wahlkreis 94?
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Diese Kandidatinnen und Kandidaten stehen zur Wahl.
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Rolf Mützenich (SPD), Katharina Dröge (Grüne) oder Gisela Manderla (CDU)? Bereits zum vierten Mal treten diese drei im Rennen um das Direktmandat im Bundestagswahlkreis Köln III gegeneinander an. Bislang kannte dieser Wettstreit stets nur einen Sieger, denn der Kölner Nordwesten ist seit 1969 eine Hochburg der Sozialdemokraten. Doch dieses Mal könnte es eine Überraschung geben. Ein Überblick.
Wie lief es bei den vergangenen Wahlen?
Immer wieder Rolf Mützenich. Seit 2002 hat er den Wahlkreis sechsmal hintereinander gewonnen – genauso oft wie sein Vorgänger Konrad Gilges zwischen 1980 und 1998. Nun will Mützenich sein Direktmandat zum siebten Mal verteidigen.
Doch seine Herausforderin Katharina Dröge ist ihm dicht auf den Fersen. Bei der vergangenen Wahl lag sie 1,6 Prozentpunkte hinter ihm, ihr fehlten nur 2550 Erststimmen, um Mützenich zu überflügeln. Bei den Zweitstimmen lagen die Grünen im Wahlkreis damals sogar vorn.
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Auch Gisela Manderla will es noch mal wissen. 2021 war sie erstmals von Dröge auf den dritten Platz verwiesen worden, ihr bisher bestes Ergebnis holte sie 2013 (siehe Grafik). Angesichts der aktuellen Umfragewerte der Union um die 30 Prozent hofft auch sie jetzt auf einen Sieg.
Von den anderen Direktkandidaten im Wahlkreis Köln III schaffte es bei der Wahl 2021 Jochen Haug (AfD) über die Landesliste in den Bundestag. Der Rechtsanwalt gehört dem Berliner Parlament seit 2017 an.
Wie ist die Ausgangslage jetzt?
Bei der Europawahl im Juni 2024 verloren die Grünen in Köln 8,6 Prozentpunkte, blieben aber stärkste Kraft. Die SPD verlor 1,8 Prozentpunkte, während die CDU 1,1 Punkte hinzugewann. Momentan sehen bundesweite Umfragen die CDU weit vorn. Inwieweit Manderla davon profitieren kann, wird sich zeigen. Die Grünen liegen in Umfragen nur leicht unter ihrem Ergebnis von 2021, während die Differenz bei der SPD rund zehn Prozentpunkte beträgt. Das könnte Mützenich gefährlich werden, jedoch konnte er bei den letzten zwei Wahlen stets mehr Erst- als Zweitstimmen holen.
Wofür stehen die drei Kandidaten?
Rolf Mützenich (62), Sohn einer Kölner Arbeiterfamilie, hat Politikwissenschaft studiert und 1991 an der Uni Bremen über „Atomwaffenfreie Zonen und internationale Politik“ promoviert. Der Iran-Kenner war lange außenpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion, nach dem Rücktritt von Andrea Nahles wurde er 2019 Fraktionsvorsitzender. Neben Frieden und Abrüstung, bezahlbarem Wohnraum sowie Kampf gegen Rechtsradikalismus gehört die soziale Absicherung von Kindern zu seinen zentralen Themen, er sagt: „Wir müssen mit einer soliden Kindergrundsicherung dafür sorgen, dass kein Kind in Armut leben muss.“ In seinem Wahlkreis ist die Zukunft des Autobauers Ford ein Riesenthema. Um Arbeitsplätze zu sichern, müsse Elektromobilität gefördert und die Industrieproduktion in Deutschland generell unterstützt werden, betont Mützenich.
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Der Wahlkreis im Überblick
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Katharina Dröge (40) stammt aus Münster und studierte Volkswirtschaftslehre in Köln. Sie ist seit 2013 im Bundestag, war wirtschaftspolitische Sprecherin der Grünen und teilt sich seit 2021 den Fraktionsvorsitz mit Britta Haßelmann. Zu ihren wichtigsten Themen für Köln zählt sie bezahlbares Wohnen. Sie fordert, „dass die Mietpreisbremse verlängert und verschärft wird, dass die Kappungsgrenze abgesenkt wird und dass mehr bezahlbarer Wohnraum geschaffen wird“.
In der Wirtschaftspolitik fordert auch sie mit Blick auf die Lage von Ford eine neue Förderung der Elektromobilität. Es müsse mehr in Klimaschutz und eine klimafreundliche Wirtschaft investiert werden, „damit unsere Kinder eine Zukunft haben“, aber auch „damit die Jobs hier in Köln bleiben“, so Dröge.
Gisela Manderla (67) ist in Düsseldorf-Kaiserswerth geboren. Die gelernte Umweltfachkraft war 27 Jahre lang Vorsitzende der CDU-Frauenunion Köln, gehörte ab 2000 dem Stadtrat an und war von 2013 bis 2017 sowie von 2018 bis 2021 Mitglied des Bundestags. Auch sie will sich in Köln für mehr „finanzierbaren Wohnraum mit fairen Mieten“ einsetzen, sie sagt: „Das geht nur, wenn wir die Bauvorschriften kräftig entrümpeln.“
Manderla betont: „Deutschland steckt in einer tiefen wirtschaftlichen Krise, wir müssen endlich weg von der Verbots- und Bevormundungspolitik der Grünen und den völlig weltfremden Umverteilungsfantasien der SPD.“ Es brauche „eine solide und verlässliche Politik, die die arbeitende Bevölkerung entlastet, bürokratische Hürden und Investitionshemmnisse abbaut und das Leistungsprinzip stärker in den Blick nimmt: Wer etwas leistet, steht besser da.“
Wer von den dreien hat Chancen auf ein Mandat?
Das Portal „election.de“, das anhand verschiedener Faktoren wie Umfragewerten für jeden Wahlkreis in Deutschland Schätzungen abgibt, sieht bei den Erststimmen im Kölner Nordwesten aktuell einen Vorsprung für die Grünen. Doch egal wie die Wahl ausgeht: Rolf Mützenich und Katharina Dröge werden so oder so dem nächsten Bundestag angehören. Mützenich steht als Fraktionschef auf Platz 1 der SPD-Landesliste, Katharina Dröge als Fraktionschefin auf Platz 2 der Grünen-Landesliste. Damit ist ihnen der erneute Einzug ins Parlament sicher, unabhängig davon, ob sie im Rennen um die Erststimmen gewinnen. Dagegen kann Gisela Manderla nur mit einem direkten Sieg in den Bundestag gewählt werden. Sie hat Platz 39 auf der CDU-Landesliste und damit praktisch keine Chance, über Liste ein Mandat zu bekommen.
Wer bewirbt sich noch für den Bundestag?
Für die FDP tritt im Wahlkreis Köln III Oberstudienrätin Maria Westphal (40) an, sie ist Vizevorsitzende der Kölner FDP und Mitglied im Landesvorstand. Kandidat der AfD ist erneut der Bundestagsabgeordnete Jochen Haug (52), er war 2014 bis 2017 Mitglied des Kölner Stadtrats. Mit Listenplatz 9 hat er Chancen auf eine Wiederwahl. Die Linke schickt ihre Parteivorsitzende Nadine Mai (39) ins Rennen, sie ist Angestellte und sachkundige Bürgerin im Digitalisierungsausschuss.
Weitere Bewerber sind der Kfz-Mechatroniker Benjamin Krings (Freie Wähler), die Kommunikationsdesignerin Franziska Weber (Volt) sowie die Selbstständige Heike Herden (Partei des Fortschritts).