Johannes Volkmann zieht als CDU-Nachwuchspolitiker in den Bundestag ein. Trotz prominenter Abstammung überzeugt er mit eigenem Engagement.
Neu im BundestagJohannes Volkmann will mehr als Kohls Enkel sein

Mit gerade einmal 28 Jahren schon ein Vollblut-Politiker: Johannes Volkmann könnte in der CDU bald von sich reden machen.
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Normalerweise muss man als neuer Bundestagsabgeordneter um Aufmerksamkeit lange kämpfen. 230 Parlamentarier sind neu im Bundestag, Johannes Volkmann ist einer von ihnen. Kurz nach der konstituierenden Sitzung hatte er bereits seinen ersten Auftritt bei Markus Lanz. Das schaffen viele in einem ganzen Abgeordnetenleben nicht.
Der Grund für die Aufmerksamkeit ist das Thema, über das Johannes Volkmann eigentlich nicht mehr sprechen will. Volkmann ist 28 Jahre alt und der Sohn von Walter Kohl und Christine Volkmann. Er ist der Enkel von Helmut Kohl.
Schon bevor es überhaupt klappte mit dem Einzug in den Bundestag, war das Interesse an der Person des CDU-Nachwuchspolitikers groß. Einem Treffen im Bundestag stimmt er nur unter der Maßgabe zu, dass es dabei nicht um seinen berühmten Großvater geht, sondern um ihn, Johannes Volkmann.
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„Verzeihung“, schreibt er via SMS, weil er fünf Minuten zu spät zum Treffen im Bundestagsrestaurant kommt. Sein Übergangsbüro sei so klein, dass man sich dort nicht gut treffen könne. Dann eilt er herbei. Ein junger Mann mit weißem Hemd und schwarzem Sacko, gewinnendes Lächeln. Am Vorabend saß er in ebenjener Sendung bei Markus Lanz und diskutierte mit Juso-Chef Philipp Türmer über den Koalitionsvertrag, als hätte er nie etwas anderes gemacht.
Johannes Volkmann: Lebenslauf wie ein Bilderbuch
Sein Lebenslauf liest sich wie eine Bilderbuch-Karriere. Schon als Schüler gewann er einen Bundespreis beim Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten, einen Landessonderpreis bei „Jugend forscht“. Bei „Jugend debattiert“ schaffte er es bis ins Viertelfinale in Europa – debattiert wurde auf Englisch.

Johannes Volkmann, Enkel des ehemaligen Bundeskanzlers Helmut Kohl
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Er studierte Wirtschaftswissenschaften, Politik und Soziologie in Friedrichshafen, Schanghai, Peking, Minsk und Irkutsk. In Oxford macht er einen Master in China-Studien. Er spricht Mandarin. Und er hat bei „Wer wird Millionär?“ schonmal 64.000 Euro gewonnen. Gab es auch mal etwas, was nicht geklappt hat? „Die Ehrenurkunde bei den Bundesjugendspielen war nie drin“, sagt Volkmann und lacht dabei.
Was also hat er nun vor, warum wollte er in den Bundestag, wissend, dass der Vergleich mit dem berühmten Großvater ihn auf ewig begleiten könnte? Volkmann, so sagt er, hofft, dass ihm auch im Bundestag gelingen kann, was in seinen vielen Jahren als Kommunalpolitiker im hessischen Atzbach gelang. „Dort bin ich einfach Johannes Volkmann. In meiner Lokalzeitung kommt man schon lange ohne den Zusatz Kohl-Enkel aus.“
Mehr als nur der Enkel sein
Mit Betreten der bundespolitischen Bühne war das anders. „Kohl-Enkel will in die Bundespolitik“, hieß es, als er 2024 für den Bundesvorstand der CDU kandidierte, mit Erfolg. Dabei kann ihm niemand vorwerfen, er habe die Mühen der Ebene gescheut und seine Familiengeschichte für eine Abkürzung in die Bundespolitik genutzt.
Schon mit 12 Jahren engagierte sich Volkmann in der Schüler-Union in der hessischen Heimat. Politisiert hat ihn nicht etwa der Großvater, sondern seine alte Grundschule. 2010, Volkmann war in der neunten Klasse, sollte das alte Gebäude abgerissen werden, das in Atzbach alle den Amthof nennen. „Diese Entscheidung wurde gegen die überwältigende Mehrheit der Menschen im Ort getroffen. Über ihre Köpfe hinweg. Da habe ich verstanden, dass man sich in der Politik aktiv einbringen sollte, wenn man nicht will, dass andere über uns hinweg gestalten.“ Heute ist Volkmann Kreisvorsitzender der CDU im Lahn-Dill-Kreis. Bei der Bundestagswahl gewann er nach einem unermüdlichen Haustürwahlkampf mit 34,4 Prozent das Direktmandat.
Seine politischen Werte haben eine neue Aktualität: seine Vorstellung, dass Europa nur gemeinsam stark sein kann in der Welt.
Er spürt einen großen Erwartungsdruck, in Berlin für seinen Wahlkreis erfolgreich zu sein. Die Wahlergebnisse für die CDU im Westen dürften nicht darüber hinwegtäuschen, dass zwischen ihr und der AfD nur wenige Prozentpunkte lägen. „Wenn die Menschen jetzt keinen Politikwechsel bekommen, wählen sie beim nächsten Mal den Systemwechsel“, ist Volkmann überzeugt.
Am Ende sprechen wir doch noch kurz über den Großvater Helmut Kohl. „Seine politischen Werte haben eine neue Aktualität: seine Vorstellung, dass Europa nur gemeinsam stark sein kann in der Welt, und die Bedeutung eines wehrhaften freien Westens.“ Johannes Volkmann würde am liebsten im Auswärtigen Ausschuss mitarbeiten, sein China-Wissen einbringen. Aber das kann man sich als Neuling im Bundestag nicht unbedingt aussuchen, wie er weiß. Volkmann, so der erste Eindruck, wird noch von sich reden machen. Und das würde er wohl auch, wenn er nicht Kohls Enkel wäre. Den Amthof in Atzbach, der seit Jahren verfällt, eines Tages wiedereröffnen – das bleibt sein Ziel.