Am Rudolfplatz angesiedeltWas die neue Messe „Polis mobility“ in Köln bietet
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Köln – Achtung, aktueller Hinweis: Die Stadt Köln sagt wegen der Unwetterwarnung für den Donnerstag, 19. Mai 2022, alle Veranstaltungen im Rahmen des Begleitprogramms der Mobilitätsmesse polisMOBILITY ab, die unter freiem Himmel stattfinden sollten.
Genau genommen sind es gleich drei Premieren. Zum einen ist die „Polis mobility“ die erste ihrer Art. Zum zweiten die erste größere Veranstaltung in der neuen Halle 1 der Messe. Und zum dritten auch die Premiere eines Formats, das künftig wohl eine immer breitere Rolle einnehmen wird – weg von der reinen Produktshow, hin zu einer Plattform für ganz unterschiedliche Akteure, die alle an einem gemeinsamen Ziel arbeiten.
Die großen Städte wie Köln sind Treiber der Bewegung
In diesem Fall an der Mobilität der Zukunft, die – da waren sich Veranstalter, Teilnehmer und Aussteller einig – in erster Linie von den großen Städten ausgehen wird. Und damit auch sowohl den öffentlichen wie auch den privaten Raum massiv verändern wird.
Testfläche für Mobilitätsangebote – Vorträge auf dem Rudolfplatz
Wer die Veränderung einer zukunftsorientierten Mobilität verstehen will, der muss sie im besten Falle direkt erleben. Das funktioniert während der “Polis mobility“ nicht nur in den Messehallen in Deutz, sondern auch in der Innenstadt. Denn auch der Abschnitt zwischen Rudolfplatz und Friesenplatz ist ein zentraler Teil der Messe.
34 Aussteller präsentieren dort ihren Beitrag zur Mobilitätswende: E-Scooter, E-Bikes, Leasing-Fahrräder, elektrische Leih-Autos oder Lastenräder. Die Besucher können alle Fahrzeuge vor Ort ausprobieren. Dafür ist auf der gesperrten Straße auf dem Hohenzollernring genug Platz. „Wir haben hier eine schöne praxisnahe Gelegenheit, um uns zu zeigen“, sagt der Mitarbeiter eines E-Bike-Stands. „Es könnte allerdings noch ein bisschen voller werden.“
Auf dem Rudolfplatz eröffnete Oberbürgermeisterin Henriette Reker am Mittwochabend das sogenannte polisCamp. Innerhalb weniger Stunden ist hier am Mittwoch ein kleines Dorf aus bunten Bauwagen, Rasenflächen mit Sitzmöglichkeiten und einer Bühne entstanden.
Bis Samstagabend sind dort Vorträge und Gespräche rund um die Themen Mobilität, Energie und Digitalisierung geplant. Gesprächsteilnehmer kommen aus Wissenschaft und Wirtschaft, auch Kölner Politiker und Vertreter der Kölner Stadtverwaltung sind zu Gast. (sim)
„Mobilität ist kein Selbstzweck, sondern ein Dienst, den wir dringend brauchen“, erklärte Messe-Partner Johannes Busmann, der auch das „Polis-Magazin“ herausgibt. Er fordert neben der öffentlichen Hand und privaten Firmen auch mehr Verantwortung für und auch von der Zivilgesellschaft ein: Es gehe um den Mittelpunkt einer lebenswerten Stadt, die sich gerade neu kennenlerne. Da helfe es wenig, mit dem Finger auf „die Stadt“ oder „die Wirtschaft“ zu zeigen. Es gehe im Gegenteil darum, die Möglichkeiten gemeinsam auszuloten.
Rund 140 Aussteller, Partner und Initiativen stellen sich und ihre Ideen vor – vom Öl-Multi, der auf regenerativ umschwenkt bis hin zu kleinen Denkfabriken, die eben dieses Zusammenspiel aus unterschiedlichen Faktoren und Akteuren begleiten und neue Ansätze finden. Gänzlich unbescheiden zeigte sich dementsprechend auch Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker bei der Eröffnung: „Die Messe macht deutlich, dass gerade der Wandel von der Autostadt Köln zu einer Metropole der urbanen Mobilität vollzogen wird“, sagte sie. Die Verkehrswende müsse im Kopf stattfinden, betonte sie – um so wichtiger sei es, dass sich die Bürger auch aktiv an diesem Prozess beteiligten: Reker hofft, dass von der Polis mobility Impulse für die Stadtgesellschaft ausgehen werden, die letztendlich auch den Standort Köln als Wirtschaftsmetropole stärken.
Um das zu erreichen, hat die Messe als Veranstalterin drei Säulen in das Konzept gezogen. Exhibition, die klassische Präsenz-Ausstellung also, Exchange, der Austausch untereinander und mit der Stadtgesellschaft, und Experience – welche Erfahrungen helfen weiter, welche führen in eine Sackgasse. Dass auch in der Mobilität das Thema Digitalisierung eine tragende Rolle einnehmen muss und wird, darauf verweist Oliver Frese als Geschäftsführer der Messe: Sei es durch den 5G-Ausbau (s. Artikel rechts), durch den Datenübertragung in Echtzeit möglich wird oder durch das Fortschreiten der Technik selbst. „Wir müssen Prioritäten neu definieren“, sagt Frese. Über Veranstaltungen wie die „Polis mobility“ will man einen Beitrag dazu leisten.
Das Thema Mobilität ist bewusst weit gefasst, gerade weil es eben in sehr viele Bereiche speziell einer sich rasant verändernden Stadtgesellschaft hineinspielt. Das reicht von der Aufenthaltsqualität über neue Wegeverbindungen bis hin zu klimarelevanten Eingriffen nicht nur im Großen, sondern bis in den Mikrokosmos der einzelnen Quartiere hinein.
Einen regen Austausch erhoffen sich die Veranstalter gerade bei diesem Thema: Wie kann eine künftig eine lebenswerte Stadtbebauung und -möblierung aussehen, welche Transportmittel werden auf welchen Wegen wohin gebraucht. Vorträge, Foren, Diskussionen, Vorschläge – letztlich geht es genau darum in dem neuen Format, weniger um die sonst übliche vergleichende Leistungsschau. Wobei auch die nicht gänzlich ausgeklammert werden kann und soll, schließlich ist gerade auf dem Feld der Elektro-Mobilität und deren Infrastruktur bei den Unternehmen extrem viel in Bewegung.
Wie das Ganze in der Praxis funktionieren könnte, zeigt der „offene Feldversuch“ rund um den Rudolfplatz, der Teil der Messe ist (s. Infokasten).
Die Polis ist eine Fachmesse, aber auch für Privatbesucher geöffnet. Die Dauerkarte kostet 149 Euro, die Tageskarte 99 Euro, Freitag und Samstag gibt es das Citizen Ticket für 9 Euro. Verbilligte Karten gibt es für öffentlichen Dienst (49 Euro) und Studenten mit Fachbezug, das Ticket kostet 9 Euro. Registrierung online.