Köln – Fast ein Jahr nach dem brutalen Angriff auf einen Kippa-Träger (18) auf den Ringen in der Innenstadt, hat die Kölner Staatsanwaltschaft Anklage gegen vier Personen erhoben. Dies erfuhr die Rundschau aus Justizkreisen. Der 18-Jährige erlitt bei dem Vorfall einen Jochbeinbruch und einen Nasenbeinbruch.
Bei dem Angegriffenen handelte es sich um einen Iraner jüdischen Glaubens. Den Angeklagten, darunter zur Tatzeit ein 18 und 19 Jahre alter Mann, wird laut Staatsanwaltschaft gefährliche Körperverletzung vorgeworfen. Der Fall ist bei einem Jugendschöffengericht beim Amtsgericht angeklagt, erfuhr die Rundschau weiter.
Opfer geschlagen und getreten
Der Angriff geschah Ende August 2021 im Kaiser-Wilhelm-Park an einem Freitagabend. Der 18-Jährige sei aus einer etwa zehnköpfigen Gruppe heraus attackiert worden, sagte damals ein Polizeisprecher. „Der 18-Jährige wurde angepöbelt. Es waren eindeutige antisemitische Parolen“, so der Sprecher weiter. Die Beleidigungen hätten deutlich auf die Religion des 18-Jährigen gezielt. Dass der Kippa-Träger antisemitisch beleidigt wurde, ist nach den Erkenntnissen der Ermittlungsbehörden unstrittig.
Doch ob der Angriff auf den 18-Jährigen wegen der getragenen Kippa geschehen ist oder ob die Angreifer erst nach der Tat die Parolen äußerten, ist laut Staatsanwaltschaft nicht abschließend geklärt. Es sei noch strittig, ob eine Judenfeindlichkeit der Auslöser für die Tat war, so der Ankläger. Auf den 18-Jährigen wurde eingetreten und geschlagen. Die Kippa wurde dem Opfer laut Polizei geraubt. Angreifer und Opfer kannten sich nicht.
Tat sorgte für Bestürzung
Es wird erwartet, dass in einem Prozess mehr über die Gesinnung der Angeklagten und die Hintergründe herauskommen wird. Die Tat löste deutschlandweit Bestürzung und Sorge aus. „Der feige Angriff auf einen jungen Mann hat offensichtlich wieder einmal die hässliche Fratze des Antisemitismus in Deutschland sichtbar gemacht“, sagte etwa Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Antisemitismusbeauftragte in NRW. Auch der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, zeigte sich bestürzt.
Die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) zeigte sich entsetzt. „Antisemitische Übergriffe werden in unserer Stadt nicht geduldet. In unserer Stadt muss jeder und jede angstfrei leben können, egal welcher Religion man angehört, welche Weltanschauung man hat und wie man lebt und liebt.“ Diese Weltoffenheit gehöre zu Köln. Staatsschutz und Staatsanwaltschaft haben in diesem Fall intensiv ermittelt.
Es gab Wohnungsdurchsuchungen und es wurde Handydaten ausgewertet. Auch Bilder von Überwachungskameras standen den Ermittlern zur Verfügung. Doch wegen der stark begrünten Bäume im Park konnten Teile des Geschehens nicht erkannt werden. Dennoch ist den Ermittlern gelungen, nun vier Personen anzuklagen, die zur Tatzeit am Ort des Geschehens waren. Nun muss die Anklage noch zugelassen werden.