Beim „Fellows Ride“ wurde eine Entstigmatisierung der Volkskrankheit Depression gefordert. Knapp 30 Motorradfahrer trafen sich in Vogelsang.
Kampf gegen DepressionenBiker der Initiative „Fellows Ride“ machten Station in Vogelsang
Oft sind in der Eifel Motorradgruppen unterwegs. Doch in den seltensten Fällen hat eine Ausfahrt auf den landschaftlich reizvollen Strecken einen derart ernsten Hintergrund wie beim „Fellows Ride“ am Samstag. Denn eigentlich handele es sich um eine Demonstration, machte Peter Grethler aus Würzburg, einer der Initiatoren des Konzeptes, deutlich. „Wir fordern die Entstigmatisierung der Volkskrankheit Depression, mehr qualifizierte Therapieplätze und dadurch die Prävention von Suiziden“, sagte er.
Knapp 30 Motorradfahrer hatten sich dem Aufruf zu der Demonstration angeschlossen und begaben sich im Konvoi auf die mehr als 90 Kilometer lange Rundreise. Das trübe Wetter hatte auch hier die Teilnehmerzahl wohl nicht gerade positiv beeinflusst.
Dieses Jahr sollen 27 Fahrten stattfinden – nicht nur in Deutschland
Seit 2021 sind bundesweit die Fellow Rides unterwegs. Inzwischen weitet sich das Bewusstsein für das Thema aus. Wurden im vergangenen Jahr noch 13 Veranstaltungen durchgeführt, dazu zwei in Österreich und eine in Portugal, an denen rund 1300 Biker teilnahmen, sollen es in diesem Jahr bereits 27 Fahrten werden. Neben der Schweiz und Österreich sind auch Veranstaltungen in Rumänien und den USA geplant, kündigte Grethler an.
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Ein trauriger Anlass steht jedoch am Anfang der Geschichte der Fellow Rides. Der Sohn von seinem Bekannten Dieter Schneider sei an Depressionen erkrankt und habe sich im Alter von 23 Jahren das Leben genommen. Um Abstand zu gewinnen, sei Schneider nach Australien gereist, wo er an dem Black Dog Ride teilnahm, einer Demofahrt mit Motorrädern, durch die auf die Krankheit Depression und daraus resultierende Suizide aufmerksam gemacht werden soll.
So entstand die Idee, das auch in Deutschland durchzuführen. „Depression ist eine Krankheit wie jede andere“, sagte Grethler. Doch wenn die nicht behandelt werde, könnte ein Suizid die Folge sein. „Alle 57 Minuten nimmt sich in Deutschland ein Mensch das Leben“, sagte er. Dabei könne man eine Depression bei frühzeitiger Hilfe in den Griff bekommen.
Graphic Novel soll die Jugendlichen für das Thema sensibilisieren
„Ich habe viele kennengelernt, denen geholfen werden konnte“, sagte er. Doch nicht nur Depressionen seien eine Ursache für Suizide. Daher fordern Grethler und die Fellow Riders, dass mentale Erkrankungen generell stärker in den Fokus gerückt und besser behandelt werden. Rund 8,2 Prozent der Menschen im Alter zwischen 18 und 79 Jahren erkranken in Deutschland binnen eines Jahres an einer Depression, also rund 5,3 Millionen, so eine Studie aus dem Jahr 2016. Nicht erfasst sind dabei Senioren, aber auch Kinder und Jugendliche.
Um gerade die jungen Leute zu erreichen, wurde von den Initiatoren die Erstellung der Graphic Novel „Auf und Ab“ unterstützt. „Das wurde in Würzburg kostenlos an Schulen verteilt“, berichtete Grethler.
Dass die Demonstration, um auf dieses Thema aufmerksam zu machen, mit Motorrädern durchgeführt werde, sei kein Zufall. „Wir wissen aus vielen Gesprächen: Unter dem Helm ist kein Platz für Depression“, formuliert es Grethler. Was ein Mann aus Koblenz bestätigt, der an der Fahrt teilnimmt. „Mir tut das Fahren gut“, sagt der Berufssoldat, der an einer posttraumatischen Belastungsstörung leidet. Es sei befreiend, es fühle sich gut an. Nun sei er zum ersten Mal bei einem Fellows Ride dabei. Es tue gut, sich mit den anderen auszutauschen.
Eifeler Selbsthilfegruppe gegen Depression trifft sich seit vier Jahren
Die Demonstration in die Eifel gebracht haben Christian Gehlen, Bodo Classen und Christoph Brandenburg. Sie kennen sich aus einer Selbsthilfegruppe gegen Depression, die sich seit vier Jahren regelmäßig trifft. „Bodo hat erzählt, er sei bei so einer Fahrt dabei gewesen, und ich habe gesagt: Dann lass es uns in die Eifel holen“, erinnert sich Gehlen. Schließlich sei die Eifel ein beliebtes Ziel von Motorradfahrern.
Eigentlich hatten die Organisatoren mit mehr Teilnehmern gerechnet, doch da Regenwetter angekündigt worden war, blieb es bei rund 30 Teilnehmern. Einfach sei die Anmeldung als Demonstration nicht gewesen, berichtete Gehlen. „Doch in Kommunikation mit der Polizei ist eine super Lösung gefunden worden“, lobte er.
Nach einer Kundgebung vor Van Dooren in Vogelsang machten sich die Motorradfahrer auf den Weg durch die Eifel bis zur Bikerranch Eifel in Strauch, wo Station gemacht wurde.
Haben Sie Suizidgedanken? Dann wenden Sie sich bitte an folgende Rufnummern: Telefonhotline (kostenfrei, 24 h), auch Auskunft über lokale Hilfsdienste: 0800/111 0 111 (ev.); 0800/111 0 222 (rk.); 0800/111 0 333 (für Kinder/Jugendliche); per E-Mail unter www.telefonseelsorge.de