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Hidden Champion aus der EifelVon der Holzheimer Dorfschmiede zum Weltmarktführer

Lesezeit 4 Minuten
Ein Mitarbeiter der Firma Franzen in blauer Arbeitskleidung bei der Montage eines Kettenschärfautomaten.

Vollauslastung bei der Firma Franzen: Produktionsmitarbeiter Frank Kaiser und seine Kollegen stellen aktuell jede Woche vier Kettenschärfautomaten für Motorsägenketten her, die in alle Welt exportiert werden.

In Mechernich-Holzheim entstehen bei der Firma Franzen hoch spezialisierte Schärfmaschinen. Der Betrieb plant Investitionen in den Standort.

„Wo Sägeketten geschärft werden, da stehen unsere Maschinen!“ Seniorchef Johannes Franzen deutet auf den royalblauen Kettenschärfautomat des Typs SA6, der gerade einen Probelauf in der Montagehalle absolviert, bevor er zum Versand an den Kunden vorbereitet wird.

Anfang der 90er-Jahre haben der diplomierte Maschinenbau-Ingenieur und sein Team mit der Entwicklung von Spezialschärftechnik begonnen. Heute ist die Firma Marktführer, wenn es um das automatisierte Schärfen von Sägeketten geht, wie sie zum Beispiel jede Motorsäge verwendet.

Man kann die Firma Franzen, die seit ihrer Gründung als Dorfschmiede im Jahr 1895 ihren Sitz im kleinen Holzheim hat, getrost als „Hidden Champion“, als unbekannten Weltmarktführer, bezeichnen. „Wir haben Vertriebspartner in zehn Ländern, darunter auch in den USA und in Südafrika“, berichtet der aktuelle Geschäftsführer und Inhaber Johannes Franzen, Sohn des bereits genannten Seniorchefs, der den gleichen Vornamen trägt. Die beiden sind die Generationen vier und fünf in der Geschichte des Familienbetriebs, und alle Chefs hörten auf den Namen Johannes.

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Der Kettenschärfautomat aus Holzheim ist ein Exportschlager

Mit ihrem Kettenschärfautomat für den professionellen, gewerblichen Einsatz haben die Franzens ein weltweit gefragtes Gerät entwickelt, das bereits in mehr als 40 Länder verkauft worden ist. Aktuell laufen die Geschäfte sehr gut. „Bis Mitte Juni sind wir voll ausgelastet“, berichtet Johannes der Fünfte: „Jede Woche werden hier in Holzheim vier solche Maschinen produziert.“

Zum Team gehören insgesamt 14 Mitarbeiter im Alter zwischen 22 und 68 Jahren. „Die Hälfte unserer Leute kommt aus Holzheim und kann mit dem Rad zur Arbeit kommen“, so der Firmenchef. Dabei ist das Unternehmen ein echter Familienbetrieb, denn neben den Eltern Johannes (IV) und Gabriele Franzen ist auch Tochter Ann-Sophie als Assistentin der Geschäftsführung in der Firma tätig.

Die Belegschaft der Firma Franzen hat sich mit den Besuchern zum Gruppenbild aufgestellt.

Die ganze Belegschaft begrüßte Landrat Markus Ramers (5.v.r.) und die Wirtschaftsförderer von Kreis- und Stadtverwaltung.

Der Kettenschärfautomat SA6 der Firma Franzen beim Schleifvorgang einer Sägekette.

Das automatisierte Schärfen von Sägeketten bedeutet eine enorme Arbeitserleichterung. Der Kettenschärfautomat kommt bei gewerblichen Kunden in aller Welt zum Einsatz.

Die Konstruktion wegweisender Technik hat in Holzheim übrigens Tradition: Bereits Firmengründer Johannes der Erste war nicht nur Hufschmied, sondern auch Erfinder: Er entwickelte den sogenannten „Eifelhöhenpflug“. Bis ins Jahr 1920 wurden diese Pflüge verkauft. 1947 erweiterte Johannes III die Angebotspalette um spezielle landwirtschaftliche Anhänger und Regalsysteme. „Inzwischen sind wir aber kein Stahlbauunternehmen im eigentlichen Sinne mehr“, so Johannes IV, der vor mehr als 35 Jahren das Unternehmen zum Sondermaschinenbauer weiterentwickelte.

Der Seniorchef lobt die Qualität und das „Made in Eifel“

Die Firma hält mehrere Patente und hat neben dem bereits erwähnten Kettenschärfautomat auch andere Maschinen im Programm, etwa zum Schärfen von Rasenmäher- oder Heckenscherenmessern. Bandschleifer und Reinigungskabinen für den gewerblichen Einsatz runden das Portfolio ab.

Made in Eifel ist für mich sogar noch höher zu bewerten als Made in Germany, denn hier bei uns entstehen Kleinstserien in höchster Qualität.
Johannes Franzen, Seniorchef der Firma Franzen Maschinen

Für alle Produkte, die die Werkshallen in Holzheim verlassen, gilt für den Seniorchef ein besonderes Qualitätsversprechen. Der bekennende Eifeler und Mundartsprecher geht sogar noch einen Schritt weiter: „Made in Eifel ist für mich sogar noch höher zu bewerten als Made in Germany, denn hier bei uns entstehen Kleinstserien in höchster Qualität.“

Die Lage des Betriebs am Dorfrand von Holzheim war bei den verschiedenen Firmenerweiterungen in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten immer wieder eine Herausforderung – speziell, wenn es um die Schaffung von Lagerkapazitäten für Stahl und zugekaufte Komponenten für die eigenen Maschinen ging. Zuletzt konnte die Johannes Franzen GmbH & Co. KG Lagerflächen im Gebäude der kürzlich geschlossenen Dorfbäckerei in Holzheim dazugewinnen.

Firma plant energetische Sanierung der Produktionshallen

Baulich soll sich in Kürze jedoch auch etwas im Hauptgebäude des Betriebs an der Heistardstraße tun: „Wir planen eine energetische Sanierung des Betriebs mit neuen Fenstern, einem neuen Dach und einer Photovoltaik-Anlage“, verrät der Geschäftsführer, der das Investitionsvolumen nicht näher beziffern möchte.

Zur Modernisierung gehört auch der Einbau einer Zentralabsaugung, um die Arbeitsbedingungen in der Produktions- und Montagehalle zu verbessern. „In Zeiten des Fachkräftemangels sind das auch alles Punkte, auf die potenzielle neue Mitarbeiter achten, wenn sie nach einem neuen Arbeitgeber suchen“, sagt Franzen. Grundsätzlich bietet der Betrieb auch Ausbildungsplätze an – aktuell allerdings nicht.


Betriebsbesuch von Landrat Markus Ramers

Beim Besuch in Holzheim machte sich in dieser Woche auch Landrat Markus Ramers ein Bild vom Familienbetrieb, bei dem Tradition und Innovation Hand in Hand gehen. „Ein starkes Signal für unseren Wirtschaftsstandort“, lobte Ramers vor Ort. Zur Verstärkung hatte er auch Iris Poth, die Chefin der Kreis-Wirtschaftsförderung, mit dabei.

Betriebsbesuch von (v.l.n.r.) Thomas Schiefer, Iris Poth und Landrat Markus Ramers bei Johannes Franzen.

Bei einem Betriebsbesuch ließen sich (v.l.n.r.) die Wirtschaftsförderer von Stadt Mechernich und Kreis Euskirchen, Thomas Schiefer und Iris Poth, sowie Landrat Markus Ramers die Produktionshallen von Johannes Franzen zeigen.

Die Einladung zum Betriebsbesuch war von Geschäftsführer Johannes Franzen gekommen: „Ich hatte gesehen, dass der Landrat die Firma Holtec in der Gemeinde Hellenthal besucht hat, mit der wir eng zusammenarbeiten, und deshalb die Kreisverwaltung angeschrieben.“ Die Antwort sei prompt erfolgt, freut sich Franzen.

Vertreten waren auch zwei Vertreter der Wirtschaftsförderung der Mechernicher Stadtverwaltung: Stadtplaner Thomas Schiefer und sein Mitarbeiter Christian Habrich.