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Neue AusstellungDas Kunstforum Eifel in Gemünd steht vor einer ungewissen Zukunft

Lesezeit 4 Minuten
Fotografien von Rendel Freude hängen in der Mitte des Kunstforums. Im hinteren Bereich sind Menschen zu sehen. Eva-Maria Hermanns steht an einem Pult und spricht in ein Mikrofon.

Fotografien von Rendel Freude hängen in der Mitte des Kunstforums, wo Eva-Maria Hermanns die Ausstellung eröffnete.

Die Ausstellung „Nix wie weg“ ist im Kunstforum Eifel zu sehen. Da es noch keine Vorstandskandidaten gibt, ist die Zukunft der Kulturstätte offen.

Wegfahren, Ankommen, Erwartungen, Episoden und Erinnerungen – vieles verbindet sich mit dem Thema Reisen, dem sich das Kunstforum in Gemünd in der aktuellen Ausstellung widmet. „Nix wie weg“ ist der Titel der Schau, die die Kuratorin Eva-Maria Hermanns in der Alten Schule im Ortskern zusammengestellt hat. Die Eröffnung der Ausstellung wurde untermalt von Musik der Akkordeonistin Eli Thoböll.

Nicht die Realität, sondern die Wahrnehmung der Realität stehe im Vordergrund der künstlerischen Arbeit, sagte Hermanns. Dabei sei der Aufbruch ins Ungewisse immer wieder Impuls und Antrieb. „Realität und Möglichkeit offenbaren sich als ein Unterwegs-Sein, in dem auch utopische Fantasien und Tagträume beheimatet sind“, so Hermanns.

In Gemünd sind verschiedene Werke zum Thema Reisen zu sehen

Im Reisen sei das zu finden, was im täglichen Leben fehle: das Ende der Alltäglichkeit, die Wahrnehmung des Neuen und der Schatz der Geschichten, den das Fremde verschaffe. „Von allen Städten wird bleiben: der, der durch sie hindurchging, der Wind“, zitierte sie ein Gedicht von Bertolt Brecht.

Alles zum Thema Eifel

Mehr der Moment des Erinnerns als die Lust zum Aufbruch spricht aus den Werken der Vielzahl von Künstlern. Beherrscht wird die Ausstellung von vier großformatigen Fotografien von Rendel Freude von in Schwarz-Weiß gehaltenen Baobabbäumen aus Afrika, die als Installation im Innenraum hängen und sich in den Grauwerten harmonisch an den Farbton der Stahlsäulen der Alten Schule anpassen.

In der Kunst-Installation „Stairway to heaven“ von Dorothee Hermann sind weiße Pumps zu sehen. Sie sind auf eine Wand ausgerichtet, an der eine geschwungene Leiter nach oben führt.

„Stairway to heaven“ hat Dorothee Hermann ihre Installation betitelt.

Im Kunstforum Gemünd ist in einer Ausstellung ein buntes Zelt auf dem Boden zu sehen. An den Wänden hängen Bilder.

Eine Vielzahl verschiedener Motive und Techniken ist in der Ausstellung „Nix wie weg“ im Kunstforum Gemünd zu sehen.

Das Weggehen thematisiert auch die Installation „Stairway to heaven“ von Dorothee Hermann, bei der eingegipste Damenschuhe auf eine Himmelsleiter zustreben, jeweils ein Zitat in ihrem Inneren.

Mit Malerei, Grafik, Skulpturen und Installation widmen sich die Künstler auf ganz verschiedene Weise dem Thema, dass die Kuratorin für diese Gruppenausstellung vorgegeben hatte. Doch auch eine Reihe von Skizzenbüchern, die wie unterwegs gezeichnet wirken, sind in den Vitrinen im ersten Obergeschoss ausgestellt.

Der Förderverein sucht händeringend einen neuen Vorstand

Die Assoziation zum Titel der soeben eröffneten Ausstellung hätte nahegelegen. Doch von „Nix wie weg – und nach uns die Sintflut“ kann beim aktuellen Vorstand des Fördervereins Maler der Eifel, der das Kunstforum in Gemünd betreibt, keine Rede sein.

Seit einem Jahr warnen der Vorsitzende Lothar Braunisch, Geschäftsführer Rainer Martens und Kuratorin Eva-Maria Hermanns bereits davor, dass sie bei der nächsten Mitgliederversammlung im November nicht mehr zur Wiederwahl zur Verfügung stehen werden. Soweit kein Ding, sondern Alltag im Vereinswesen, doch an anderer Stelle erklären sich in den meisten Fällen Nachfolger bereit, die Arbeit zu übernehmen. Doch in diesem Fall, so teilte Martens in einer Brandrede mit, sei das bislang nicht der Fall. „Alle Interessenten sind abgesprungen“, sagte er.

Rainer Martens stützt sich im Kunstforum Eifel in Gemünd mit verschränkten Armen auf einem Pult ab.

In einer Brandrede warnte Geschäftsführer Rainer Martens davor, dass das Kunstforum eventuell mangels Vorstand geschlossen werden muss.

Wenn nicht bis zur Mitgliederversammlung die drei Leute gefunden werden, die laut Vereinsrecht für einen Vorstand notwendig sind, so würde dies das Erlöschen der Vereins bedeuten und damit auch das Ende des Kunstforums. Denn die Stadt Schleiden als Vermieter benötige den Förderverein, um den Betrieb des Kunstforums in der Alten Schule sicherzustellen. Und schrecklich sei es nicht: „Es ist ein leistbarer Job“, warb Martens um Bewerber.

Zwölf Jahre habe das Team das nun mit gutem Erfolg gemacht. Doch im Sommer 2026 laufe der Mietvertrag mit der Stadt aus. Die Kündigungsfrist betrage ein halbes Jahr, so dass nach einer misslungenen Versammlung im November nur noch die Kündigung im Dezember bliebe.

„Das wäre ein Verlust für die Kulturszene in der Nordeifel“, so Martens. Tatsächlich ist das Kunstforum neben dem Kuba in Nettersheim die einzige Institution, die kontinuierlich Ausstellungsfläche für die Künstler in der Region bereithält, regelmäßig zu Ausstellungen einlädt und damit die freie Kunst in der Nordeifel fördert. Doch bislang hätten sich nur Menschen gemeldet, die gerne Ausstellungen gestalten wollen. Die organisatorische Arbeit, die dazugehört, traue sich bislang niemand zu, bedauerte Martens.


Die Ausstellung in Gemünd ist bis zum 10. Mai zu sehen

Zu sehen sind in der aktuellen Ausstellung im Kunstforum in Gemünd Werke von Renate Barth, Franz Baumgartner, Oleg Breininger, Patricia Cabaleiro, Anne Dahm-Puchalla, Mona Dia, Martina Diederich, Dagmar Engels, Georg Gartz, Anna Grahlmann, Gisela Gross, Nina Herold, inderTAT, Anja Jonas, Schirin Kouhzad, Dorothee Lansch, Gaby Ludwig, Hans Maas, Stewens Ragone, Annette Reichart, Nika Rossmöller-Schmidt, Cornelia Schoenwald, Pia Stojkovic, Etienne Szabo, Mimi van Bindsbergen, Heidrun Wettengl, Martin Zieburg, Beate Gördes, Sabine A. Hartert, Klaus Erich Haun, Gerald Jauß, Haweel Schuak, Dietrich Schubert, Petra Strauch, Renate Behla, Czaja Braatz, Rendel Freude, Dorothee Herrmann, Ulrike Oeter, Margret Schopka und Ulrike Wamprecht.

Die Ausstellung „Nix wie weg“ im Kunstforum Eifel, Dreiborner Straße 22 in Gemünd, ist bis Samstag, 10. Mai, zu sehen. Die Öffnungszeiten sind freitags, samstags und sonntags jeweils von 13 bis 18 Uhr. Der Eintritt kostet zwei Euro.