In der Ideenfabrik in der Alten Tuchfabrik zwischen Euskirchen und Euenheim wird auf unterschiedliche Art an der Eifel 2030 gearbeitet.
ZwischenbilanzWarum sich in der Euskirchener Ideenfabrik Gründer und Start-ups wohlfühlen
Die Gruppe klein, die Ziele groß – ein typisches Start-up eben: Gerda Schäfer, Rudolf Gress und Yunus Aksan sitzen vor ihren Laptops und planen ihr Unternehmen – in der Ideenfabrik. Die ist wie geschaffen für Start-ups, Jungunternehmer, Gründer und Selbstständige – ein Gewächshaus für Kreativität und die Wirtschaft der Eifel 2030.
Seit einem Jahr gibt es die Ideenfabrik nun schon in der Alten Tuchfabrik zwischen Euskirchen und Euenheim. Gut nur, dass das Ganze einen leicht verständlichen Namen erhalten hat: Ursprünglich hatte es nämlich Innovations- und Gründungszentrum Sustainable Innovation Hub heißen sollen, bevor es dann zur „Ideenfabrik“ wurde.
Ideenfabrik im Kreis Euskirchen kostet insgesamt 1,9 Millionen Euro
1,9 Millionen Euro hat das Projekt gekostet, das vor allem eins sein soll: eine Startrampe für innovative Projekte, Nachhaltigkeitsstrategien, Co-Working und Veranstaltungen. Mit 1,5 Millionen Euro ist der Bund mit von der Partie, den Rest übernimmt der Kreis.
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Seit einem Jahr ist die Ideenfabrik nun am Netz. Welpenschutz hat sie nicht mehr nötig – zumindest, aus der Sicht von Kreis-Wirtschaftsförderin Iris Poth, Landrat Markus Ramers und Projektleiterin Isabelle Jaeschke. „Die Ideenfabrik ist ein Meilenstein der Wirtschaftsförderung des Kreises Euskirchen“, sagt Ramers im Gespräch mit dieser Zeitung.
Für den „Meilenstein“ ist nun Halbzeit. In einem Jahr läuft die Förderung des Projektes aus. Bis März soll ein Konzept erarbeitet sein, so Wirtschaftsförderin Poth, mit dem die Politik überzeugt werden soll, die Ideenfabrik am Netz zu lassen. „Wir werden sicherlich ein tragfähiges Konzept hinbekommen, aber keine schwarze Null schreiben“, sagt Poth.
Landrat Ramers fügt hinzu: „Durch die Buchungen und Vermietungen schreiben wir jetzt schon durchaus vernünftige Zahlen. Wenn wir das volkswirtschaftlich betrachten, müssen wir auch die Effekte mit einrechnen, die von der Ideenfabrik ausgehen.“
Die Gründerinnen und Gründer im Kreis Euskirchen zahlen laut Ramers „hier vielleicht mal Gewerbesteuer“. Auch das Innovationspotenzial sei groß und wichtig für die Region. „Und durch die Nachhaltigkeits– und Innovationsprozesse werden auch Arbeitsplätze erhalten. Wenn wir volkswirtschaftlich denken, schreiben wir hier dicke schwarze Zahlen“, so der Landrat: „Der reine Blick auf den Kreishaushalt greift im kommenden Jahr zu kurz bei einer Bewertung der Ideenfabrik.“
Ideenfabrik: Innovative Werkstatt auf 70 Quadratmetern
Und dann gibt es da noch die 70 Quadratmeter große Werkstatt. Die ist im März an den Start gegangen – also knapp fünf Monate nach der Ideenfabrik selbst – und auch dort wird schon eifrig an der „Eifel 2030“ gebastelt: etwa an einem 3D-Drucker oder an einer herkömmlichen Nähmaschine. Die Werkstatt ist gut gefüllt mit Maschinen und Geräten aus den Bereichen Holz, Metall, Kreativ, Digital und Elektronik.
In dem Bereich kann an Tagen der Offenen Werkstatt, immer an den Montagen der ersten und dritten Woche des Monats, experimentiert und gearbeitet werden. Michael Franssen, Technologiescout des Kreises, steht den Interessierten mit Rat und Tat zur Seite. Dienstags bis freitags kann die Werkstatt für zehn Euro pro Stunde gemietet werde.
Schließlich bietet die Ideenfabrik noch das Co-Working an. Es werde von unterschiedlichen Sparten genutzt, berichtet Ideenfabrik-Projektleiterin Jaeschke. Ähnlich wie in einem Fitnessstudio, gibt es verschiedene Preisangebote: beispielsweise Tagespass oder 12er-Ticket. Laut Jaeschke kostet ein Tagespass 19 Euro, ein 12er-Ticket 200 Euro. Im Oktober und November nutzen die Co-Working-Plätze laut der Projektleiterin durchschnittlich vier Personen pro Tag. Zu Beginn des Angebots in der Ideenfabrik im Januar sei es noch eine Person pro Tag im Schnitt gewesen.
Zu den aktuellen Co-Workern gehören auch Schäfer, Gress und Aksan, die gemeinsam Hoch2-Energie gegründet haben und das Mieterstrom-Modell im Kreis Euskirchen salonfähig machen wollen. „Wir haben hier alles, was wir brauchen. Und können uns auch direkt vernetzen“, sagt Geschäftsführer Gress.
Agile Fläche wird regelmäßig vermietet
Als Mieterstrom werde Strom bezeichnet, der in unmittelbarer räumlicher Nähe zum Abnehmer produziert und nicht über die öffentlichen Netze geleitet wird. Er könne beispielsweise Wohnungs- oder Gewerbeflächen-Mietern, aber auch Wohnungseigentümergemeinschaften angeboten werden, so die Gründer. Der Strom wird meist mit Photovoltaik- oder Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen wie Blockheizkraftwerken erzeugt.
Aber nicht nur für Gründer und Innovationshungrige ist die Ideenfabrik zur Anlaufstelle geworden. Durch die agile Arbeitsfläche, die bei Veranstaltungen bis zu 120 Menschen Platz bietet, ist der Bereich auch als Eventlocation gefragt. Nach Angaben des Kreises beläuft sich die Zahl der Buchungen für das laufende Jahr auf 34. Fürs kommende Jahr sind Jaeschke zufolge bereits mehr als 20 Buchungen fix.
Registrierte Nutzer und Nutzerinnen des Coworkingspaces oder der Doppelbüros können die Ideenfabrik als Postanschrift nutzen, sofern sie regelmäßig innerhalb eines Jahres die Leistungen der Wirtschaftsförderung in Anspruch nehmen. Das bedeutet, dass sie ihre Geschäftsadresse in der Ideenfabrik anmelden und ihre Post in der Ideenfabrik empfangen und im Rahmen der Servicezeiten abholen können.
Die Kosten belaufen sich 69 Euro pro Monat. „So können wir Gründende unterstützen, die nicht ihre Privatadresse als Unternehmenssitz angeben möchten“, erklärt Wirtschaftsförderin Iris Poth.
Die Kosten der Ideenfabrik des Kreises Euskirchen
Die Ideenfabrik hat nach Angaben des Kreises Euskirchen bisher etwa 842.000 Euro verschlungen – inklusive der Herrichtung der Fläche, der Stelle der Projektmanagerin und die Umsetzung der Arbeitspakete.
In den aufgeführten Kosten sind auch nicht-geförderte Ausgaben in Höhe von gut 92.000 Euro – beispielsweise für Miete, Reinigung und Lizenzen. Weitere laufende Kosten beziffert der Kreis mit rund 5000 Euro. Zum Stand Ende Oktober 2024 samt Hochrechnung bis zum Ende des Jahres rechnet der Kreis mit Einnahmen durch Vermietungen von knapp 30.000 Euro.