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Außengastronomie auf der TrankgasseGaffel wollte Biergarten am Kölner Dom – warum der Vorstoß scheiterte

Lesezeit 5 Minuten
Die Trankgasse direkt am Kölner Dom.

Die Trankgasse direkt am Kölner Dom.

Mails, die aus der Gaffel-Führungsetage an die Stadtverwaltung gingen, liegen der Rundschau vor. Doch der Vorstoß verlief im Nichts.

Er hätte zumindest zum Image von Köln sehr gut gepasst: Ein Biergarten direkt zu Füßen des Doms würde einer der führenden Partystädte Deutschlands bei der Zielgruppe wohl gut zu Gesicht stehen. Irgendwie ein Sinnbild dafür, wie in der Domstadt Traditionen Hand in Hand gehen. Ob der Biergarten auf der Trankgasse letztlich auch den Segen der Kirche bekommen hätte, ist allerdings fraglich. Und wird wahrscheinlich auch fraglich bleiben. Denn die Stadtverwaltung hat die Bemühungen der Bezirksvertretung Innenstadt und des Gaffel am Dom ins Leere laufen lassen. Dabei soll die Trankgasse, nachdem sie im Hauruckverfahren zu einer Fahrradstraße gemacht wurde, doch eigentlich belebt werden. Doch nichts bewegt sich in der Asphaltwüste.

Das wäre die Sicht von der möglichen Außengastronomie vor dem Gaffel am Dom.

Das wäre die Sicht von der möglichen Außengastronomie vor dem Gaffel am Dom.

Den Weg geebnet zu einer Außengastronomie mit Blick auf den Dom, den selbst Kurzsichtige ohne Brille genießen könnten, hat die Bezirksvertretung Innenstadt. „Wir haben einen Beschluss gefasst, wonach dort ein solches Angebot möglich ist“, sagt Bezirksbürgermeister Andreas Hupke (Grüne). Aus seiner Sicht gibt es auch einen Beschluss des Verkehrsausschusses als Gremium des Stadtrates, der in dieselbe Richtung stoße. Das sehen aber nicht alle dort vertretenen Parteien so. Beide Beschlüsse stammen vom Anfang des Jahres. Die Fußball-Europameisterschaft wurde für einen ersten Aufschlag ins Auge gefasst. Seit dem ist schon viel Bier die Kehlen heruntergeflossen – aber eben nicht in einem Biergarten am Fuße des Doms. Hupke fasst den Grund dafür so zusammen: „Konsequent ist mal wieder keiner tätig geworden“, ist er auf die Verwaltung sauer.

Pläne von Gaffel: Rundschau liegt Mailverkehr vor

Angesäuert ist man offensichtlich auch bei Gaffel. Zwar war für eine Stellungnahme niemand aus der Geschäftsleitung direkt zu erreichen. Doch der Rundschau liegen eine Reihe von Mails vor, die aus der Gaffel-Führungsetage an die Stadtverwaltung gingen – anfangs noch in einem hoffnungsvollen Tonfall verfasst und dann zunehmend verzweifelt. Er habe erfahren, dass die Trankgasse umgestaltet werden soll, schreibt ein Geschäftsleiter von Gaffel. „Gerne würden wir unsere Außengastronomie auf der Fläche erweitern. Diese könnte die Aufenthaltsqualität und die Optik der gesamten Fläche erhöhen. Die Gastronomieflächen werden von uns überwacht und sauber gehalten“, führt er das Konzept aus. Zum Schluss ein Angebot: „Gerne können wir uns über die Gestaltung austauschen, um ein für alle Seiten optimales Erscheinungsbild zu erzielen.“

So weit sollte es nicht kommen. Die nächste Mail aus dem Hause Gaffel ging direkt an Kölns Mobilitätsdezernenten Ascan Egerer, der die Trankgasse gegen politische Widerstände im Eilverfahren zur Fahrradstraße umfirmiert hatte: „Ich wende mich an Sie, um anzufragen, ob für die Außengastronomie vor dem Gaffel am Dom überhaupt noch eine Chance besteht, dass diese dort vor dem Brauhaus zeitnah eine Veränderung gegenüber dem jetzige Zustand erfahren kann.“

Biergarten am Dom: Mails und Telefonate laufen ins leere

Die Wut nimmt zu: „Wir möchten mit diesem Schreiben unseren Unmut zur Kenntnis geben. Seit Anfang April bemühen wir uns, um den von der Politik gewollten, Biergarten auf der Trankgasse zu realisieren. Zahlreiche Schreiben und Telefonate laufen ins Leere. Es wird immer auf Abstimmungsbedarf verwiesen, mit dem Hinweis darauf, dass wir zeitnah auf sie zukommen.“ Die Führungskraft der Gaffelbrauerei kommt zu der bitteren Erkenntnis: „Offenbar fehlt es an einem Verantwortlichen der den Hut aufzieht.“

Als alles schon zu spät, die EM nur noch eine ferne Erinnerung und die Biergartensaison für dieses Jahr gelaufen war, gab es dann doch eine Antwort auf die zahlreichen Bitten: Die Trankgasse sei halt eine Komplexe Angelegenheit, bei der viele Aspekte bedacht werden müssten, lautet die Entschuldigung.

Das ist zumindest nicht gelogen. Die Trankgasse hat sich mittlerweile zu einem gordischen Knoten verworren. Dabei war es mal ganz einfach. Der sogenannte Domsockel am nördlichen Ende der Domplatte muss nämlich noch saniert werden. Das sollte bereits vor der EM geschehen sein. Und da es in der Sanierungsphase eh zu Verkehrssperrungen kommen würde, sollte parallel ein Verkehrsversuch mit der Trankgasse als Fahrradstraße durchgeführt werden. Die Arbeiten für beide Projekte waren schon vergeben, da pfiff Mobilitätsdezernent Ascan Egerer die Sanierung zurück. Angeblich würden die noch verbliebenden zwei Jahre bis zum Anpfiff der EM nicht reichen. Darum werde es nach der EM erneut zu einer Ausschreibung für die Sanierung kommen. Das Bauunternehmen, dass bereits den Zuschlag bekommen hatte, ließ Juristen auffahren. Derweil wurde das Projekt Fahrradstraße durchgezogen. Vor allem CDU und FDP waren danach auf dem Baum, warfen Egerer Vorsatz vor.

Gaffel am Dom: Auf der Trankgasse bleibt vieles beim Alten

Die EM ist längst vorbei. Wie bereits kurz vor dem Fußballereignis hat die Rundschau nun erneut bei der Verwaltung angefragt, wie es denn nun um die Vergabe stehe. Damals wie heute die selbe Antwort: „Es waren und sind weitere Abstimmungen mit den beteiligten Planungsbüros notwendig, um ausschreibungsreife Planunterlagen und Leistungsverzeichnisse zu erhalten. Wann ausgeschrieben werden kann, steht noch nicht fest.“ Wohlgemerkt, für eine Ausschreibung, die schon mal erfolgreich durchgezogen wurde.

Zurück bleibt eine Trankgasse, die immer noch so aussieht, als sei sie für Autos gemacht. Mag der Zwist über die Entstehung der Fahrradstraße noch bestehen, einig sind sich eigentlich alle darüber, dass die Straße im Schatten des Doms endlich anders gestaltet werden muss. Notdürftig hingewürfelte Fahrradständer wurden wieder abgeräumt, formschönere versprochen. Aber auch die sind nicht gekommen – genauso wenig wie der Biergarten. „Der wurde behandelt wie eine heiße Kartoffel, dabei ging es uns doch um kühles Kölsch“, flüchtet sich der Bezirksbürgermeister nach seinem Vorstoß in die Ironie.