Seit 16 Jahren präsentiert Björn Heuser im Gaffel am Dom kölsche Hits. Freitag für Freitag. Langweilig wird ihm dabei nicht, sagt er. Wegen des Publikums.
Immer wieder freitags. . .So lief der 700. Auftritt von Björn Heuser im Gaffel
Zwei silberne Sternenballons hängen über der kleinen Empore im riesigen Gaffel-Brauhaus, dazu drei goldene Zahlen. Die Sieben und zweimal die Null. Rund um die Erhöhung, die als Bühne dient, drängeln sich einige Hundert Menschen. Dann brandet Jubel auf, denn ein freundlicher Mann mit Hut und Brille erklimmt das Podest. „Loss mer“ ruft er in die Brauhaus-Halle. „Singe“ schallt es hundertfach zurück. Der Mann mit Hut greift zur Gitarre, spielt einige Akkorde jenes Liedes von Wolfgang Anton, das zur Erkennungsmelodie des Mitsingereignisses geworden ist, zu dem sich die allwöchentlichen Auftritte von Björn Heuser entwickelt haben.
Freitag, 22.30 Uhr, Gaffel am Dom. Der Termin gehört zum musikalischen Leben von Björn Heuser wie eine gut sichtbare Tätowierung. Der Eintritt ist frei, und die Menschen feiern den Gitarrenspieler wie einen Sommelier, der ihnen einmal pro Woche den Weinkeller aufschließt, um sie von den edelsten Tropfen kosten zu lassen. In Heusers Fall sind es die Perlen kölscher Musikkunst. Gut überlegt serviert er als Aperitif den Höhner-Klassiker „Hey Kölle“, dann gesteht er den Menschen, dass sie auch eine „Jeföhl“ für ihn sind, nicht nur die Stadt. „Was für ein Abend, wie lange habe ich mich darauf gefreut, jetzt sind es 700. Und ein Ende ist nicht abzusehen“, ruft er ihnen zu. Jubel.
Was im Oktober 2008 als netter Versuch im Brauhauskeller vor einer Handvoll Menschen begann, ist längst Kult in der Stadt, deren Menschen so gerne ihren Wohnort besingen. Seit 16 Jahren präsentiert Björn Heuser nur mit Gitarre die großen kölschen Hits. Der „Polterovend“ und der „Stammbaum“ sind dabei, außerdem „Drink doch ene met“ und die „Kayjass Nummer Null“ – die Bläck Fööss haben viele Perlen gekeltert. Von Kasalla spielt er „Immer noch do“, von AnnenMayKantereit darf „Tommi“ nicht fehlen, ebenso wie das BAP-Liebeslied „Jraaduss“. Wie sagt es Björn Heuser zur Begrüßung: „Endlich Freitag“.
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Gespür für die kölschen Hits
Einmal pro Woche wird aus den Brauhausgästen am Bahnhofsvorplatz, die keineswegs nur aus Köln kommen, der größte Chor der Stadt. Und seit 700 Freitagen gibt Heuser den Vorsänger. Ob das nicht langweilig wird? „Das könnte man denken, ist aber nicht so. Es ist krass, welche Kraft aus dem Publikum kommt. Die treibt mich an, weiterzumachen“, bekennt er im Gespräch mit der Rundschau. Und für seine allwöchentliche Dauerausstellung kölsche Klänge wechselt er regelmäßig die Schaustücke. „Die kölsche Musiklandschaft hat sich in den 16 Jahren stark verändert. Kasalla und andere Bands gab es damals noch gar nicht“, gibt er zu bedenken.
Heuser ist an Freitagen der Anheizer, der das spielt, was die Menschen hören und singen wollen. Dabei tritt der eifrige Liederschreiber Heuser in den Hintergrund - er spielt meist die Hits anderer Bands, wobei der Klüngelköpp-Song „Jedäuf mit 4111“ aus seiner Feder stammt. Aber Heuser macht keine großen Gesten, er bleibt trotz des Trubels der unprätentiöse Gitarrist mit dem Hut. Selbst als um ihn rum längst die Party tobt. Schließlich liegen sich Menschen rührselig in den Armen. Björn Heuser spielt Ostermanns „Heimweh noh Kölle“. Das letzte Lied. Freitag, 23.53 Uhr im Gaffel.