Terminkonflikte zwischen Kultur und Fußball-EM sorgen dafür, dass Pkw am Dom fahren dürfen.
Ausnahme für EM und PhilharmonieStadt Köln öffnet Trankgasse wieder für Autos
Man stelle sich vor, die Wiener Philharmoniker spielen in Köln und keiner geht hin. Warum? Weil viele Wege nach Rom führen, aber kaum noch welche zur Philharmonie in der Kölner Innenstadt. Am Mittwoch, 19. Juni, ist mit den Wiener Philharmonikern ein Weltklasse-Orchester zu Gast im Konzertsaal. Parallel dazu findet jedoch auf der Rheinuferstraße ein Public-Viewing zum Spiel der deutschen Fußball-Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft statt. Da die Trankgasse bereits seit mehr als einem Jahr ohne Autoverkehr auskommt, wäre die Philharmonie dann nur noch über die Gassen der Altstadt erreichbar. Deswegen sollen dort wieder Autos fahren dürfen, allerdings nur für jeweils einen Tag.
Für die Philharmonie, aber auch die Stadt, wäre es eine Art kultureller Super-GAU, denn die Ausmaße dieses Mega-Staus wären kaum vorstellbar. Nicht nur das Konrad-Adenauer-Ufer, sondern auch der Rheinufertunnel wird am 19. Juni von 14 bis 24 Uhr gesperrt. Auf Höhe der Bastei soll das große Public-Viewing auf der Hauptverkehrsstraße stattfinden. Gleiches gilt für den darauffolgenden Dienstag, 25. Juni.
Bei der aktuellen Verkehrsführung bliebe also nur noch die Große Sandkaul als Verbindung zur Philharmonie und den umliegenden Tiefgaragen, die bei so großen Konzerten regelmäßig voll besetzt sind. International bekannte Künstlergruppen wie die Wiener Philharmoniker locken Gäste über die Grenzen Kölns an, sei es Bonn, Gummersbach, Düsseldorf und darüber hinaus.
Die Rundschau fragte bei Philharmonie-Chef Louwrens Langevoort nach, der erklärte: „Wir sind seit Wochen mit der Stadt Köln und dem Veranstalter im Gespräch und auf der Suche nach einer guten Lösung, um die Besucherströme sinnvoll zu uns und wieder auf den Heimweg zu leiten.“
Trankgasse: FDP stellt Dringlichkeitsantrag
Einen Vorschlag hat die Kölner FDP, die die Öffnung der Trankgasse für die gesamte Zeit der Europameisterschaft von 14. Juni bis 14. Juli fordert. Diesen Dringlichkeitsantrag hat sie am Montag für die Sitzung des Verkehrsausschusses am 11. Juni eingebracht. Darin heißt es: „Vor dem Hintergrund einer gesperrten Rheinuferstraße und gleichzeitiger Sperrung der Trankgasse für den MIV (motorisierter Individualverkehr) ist ein Verkehrschaos vorprogrammiert. Hier muss dringend Abhilfe geschaffen werden. Ansonsten wäre der Imageschaden für die Stadt immens.“
Was die FDP noch nicht wusste: Die Verwaltung hat dieses Problem bereits erkannt. Aus informierten Kreisen war zu erfahren, dass die Trankgasse am Mittwoch, 19. Juni, und am Dienstag, 25. Juni, ausnahmsweise wieder für den Kfz-Verkehr geöffnet werden soll.
Das Kuriose daran ist, dass die Verwaltung sich damit auf gewisse Weise selbst sabotiert. Denn als die Änderung der Verkehrsführung für April 2023 angekündigt wurde, war die Europameisterschaft in Köln als einer der Gründe dafür angeführt. Die Änderung wurde damals von der eigentlich zur gleichen Zeit vorgesehenen, geplanten Erneuerung des Domsockels entkoppelt. Die Bauarbeiten sollten nicht während der EM stattfinden, der Verkehr für die großen Fanströme entzerrt werden. Und nun sind pünktlich zu den Deutschlandspielen dort wieder Autos und Kfz, statt schlendernder Fußballfans unterwegs.
Allerdings war damals noch nicht klar, dass die Rheinuferstraße zur Public-Viewing-Meile wird. Eine selbstgeschaffene Zwickmühle, aus der nur für Öffnung der Trankgasse führt.