Die Kultur im Zentrum leidet darunter, dass Anfang April die Trankgasse zur Fahrradstraße umgewandelt wurde. Philharmonie-Chef Louwrens Langevoort berichtet von rund 500 Abos, die seitdem nicht verlängert oder gekündigt wurden.
Trankgasse als FahrradstraßeAbo-Zahlen in der Kölner Philharmonie brechen ein
„Wir waren überrascht über die Geschwindigkeit, mit der diese Verkehrsänderung durchgeführt wurde“, erinnert sich Langevoort. „Dadurch hatten wir kaum die Möglichkeit, alle Abonnenten, also auch die unserer Partner, zu verständigen, was da passiert.“ Das große Problem sind die Staus, die sich seitdem an den Wochenenden um den Dom herum bilden. Die Konzerte mussten wegen der hohen Verkehrsaufkommen teilweise schon später starten. Und das bei Ticketpreisen von 100 Euro und mehr für Hochkaräter.
Es ist kein Geheimnis, dass die Philharmonie vor allem betagteres Publikum anzieht. Die Bevölkerung wird immer älter. Zum Stichtag 31. Dezember lebten 259 875 über 60-Jährige in Köln, ein Anteil von 23,8 Prozent. „Da muss man sich nicht wundern, dass sich in dieser Gruppe, die fast ein Viertel unserer Stadtbevölkerung ausmacht, nicht alle auf dem Fahrrad oder mit dem Rollator in der KVB fortbewegen. Manche benötigen eben Hilfe“, erklärt Langevoort. „Und wenn man ein Konzerthaus subventioniert und es als offenes Haus präsentiert, muss es auch offen für alle sein, auch für diejenigen, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind. Die Frage ist: Wie viel muss der Besucher, der das alles freiwillig macht, dafür aufgeben, um in die Philharmonie zukommen?“
Vor allem betagtere Kunden haben ein Problem mit der Mobilität
Der Ärger ist groß: „Am Anfang waren es Beschwerden, dass die Leute sehr lange im Stau standen. Mittlerweile ist die Folge, dass Leute ihre Abos absagen, weil sie die Philharmonie nur schwer erreichen können. Uns erreichen Briefe von Abonnenten, die uns sagen: ,Wir haben alles versucht. Wir geben auf.'“
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Dabei erholt sich die Philharmonie noch von der Pandemie. „Wir arbeiten intensiv dafür, die Abonnentenzahlen wieder auf das Niveau von 2019 zu heben, aber der Knick, den nach meinem Gefühl auch das Mobilitätskonzept der Stadt gebracht hat, ist geschäftsschädigend, das gilt sowohl für die Abos von allen Partnern der Kölner Philharmonie, als auch für frei verkaufte Konzerte. Es gibt viele Leute, die es so einfach nicht mehr machen wollen.“
Vor Corona waren es 650 000 Besucher pro Jahr, aktuell seien es 600 000. Und rund 8000 Abos. „Trotzdem: Die KölnMusik verzeichnet einen Rückgang von mehreren hundert Abonnements, sicherlich schon 500, Tendenz steigend, wir wissen nicht, wie sich das bei unseren Partnern verhält. Bei Abonnements bedeutet das ja, dass es mehrere tausend Karten pro Spielzeit sind“, so Langevoort.