Über das gemeinsame Tanzen sollen in einem Projekt der Diakonie Michaelshoven Selbstbewusstsein und Gemeinschaftssinn von Mädchen gestärkt werden.
Dancing Girls in Köln-SeebergProjekt gegen Scham und Mobbing an der Henry-Ford-Realschule
Heranwachsende Mädchen sehen sich den verschiedensten Erwartungen ausgesetzt: In der Schule an ihre Leistung, in sozialen Medien an ihr Aussehen und in ihren Familien werden ihnen Rollenvorstellungen vorgelebt, die sich in einem multikulturellen Stadtteil wie Seeberg stark von denen unterscheiden können, die sie in der deutschen Öffentlichkeit erleben. Das macht es nicht leicht, Selbstbewusstsein zu entwickeln. Als Träger des Offenen Ganztagsangebotes (OGS) der Henry-Ford-Realschule hat die Diakonie Michaelshoven daher das Projekt „Dancing Girls“ ins Leben gerufen, in dem Mädchen durch gemeinsames Tanzen ihr Selbstvertrauen stärken können.
Zurück geht das Angebot auf eine Idee von Kirsten Hellenkemper, Leiterin des OGS-Angebotes der Schule. „Ich tanze selbst seit Jahren und finde, dass Tanzen sehr stärkend wirkt und glücklich macht. Ein derartiges Angebot hatte ich daher schon lange im Kopf“. Zwar ist sie selbst Tanzpädagogin, „aber ich bin zu uncool“, lacht sie. „Wir mussten eine Person finden, die einen ähnlichen Hintergrund hat wie die Mädchen“. Als Hellenkemper Carla Silva kennenlernte, stand der Verwirklichung des Projekts daher nichts mehr im Weg.
Einmal die Woche Training mit Schülerinnen in Köln-Seeberg
Einmal die Woche trainiert Silva nun im PZ der Henry-Ford-Realschule mit der Gruppe aus 10- bis 12-jährigen Schülerinnen. „Am Anfang war es eine Herausforderung, dass sich viele der Mädchen nicht gut verstanden haben“., sagt Silva. „Das Ziel war darum, eine Beziehung zwischen ihnen aufzubauen. Nicht das Tanzen steht im Mittelpunkt, sondern die persönliche Entwicklung.“ Hellenkemper bestätigt, dass Mobbing ein Problem darstellt, gerade bei Mädchen untereinander. „Wir erleben sehr oft, dass sie sich nichts schenken und die vermeintlich Schwächere niedermachen“, sagt sie. Silva war daher vor allem daran gelegen, den Gemeinschaftssinn der Gruppe zu stärken. Dafür suchte sie das Gespräch und lud die Gruppe nach dem Training auch schon mal zum gemeinsamen Pizzaessen ein.
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Mit Erfolg: Inzwischen ist die Gruppe zusammengewachsen, die Mädchen verbringen ihre Pausen und die Freizeit miteinander. „Durch die Proben haben wir jeden Tag mehr Freundschaft gefunden“, berichtet eine der Teilnehmerinnen. „Und als wir aufgetreten sind, haben wir uns als Team gegenseitig gestärkt und gesagt, wir schaffen das.“ Dadurch sei auch die Scham verschwunden, die viele Mädchen am Anfang gespürt hätten: „Wir hatten am Anfang Hemmungen zu tanzen, weil wir dachten, dabei sehen wir bestimmt doof aus.“
Ein Gefühl, mit dem sich viele Frauen herumschlagen, wie Monika Holthausen und Anja Reuter vom Verein Soroptimist International wissen. Sie bedachten das Projekt daher mit einer Spende über 1000 Euro. Für die Teilnehmerinnen ist Scham inzwischen kein Problem mehr. „Man sollte sich für gar nichts schämen“, sagt eine von ihnen, „Schwächen hat schließlich jeder“.