Lindlar – Kurz nach 19.30 Uhr auf der Terrasse von Bachs und Binas im Lindlarer Ortskern. Hier hat sich die CDU zu ihrer Wahlparty getroffen. Doch als die ersten drei Wahlbezirke ausgezählt sind, ist die Laune im Keller. Zu diesem Zeitpunkt liegen die Christdemokraten bei 42,8 Prozent. Für die Partei, die seit Kriegsende in Lindlar immer die absolute Mehrheit gestellt hat, zeichnet sich an diesem Abend eine bittere Niederlage ab. Fast im Minutentakt kommen dann die nächsten Zahlen, und sie bestätigen die Entwicklung. Um 19.45 Uhr stoßen aus Hartegasse Hans und Willi Schmitz hinzu, beide können ihren Wahlbezirk verteidigen. Doch auch sie haben Stimmen verloren.
Szenenwechsel. Nur ein paar Schritte entfernt, im Alten Amtshaus, sitzen die Lindlarer Sozialdemokraten zusammen, um die Wahlergebnisse live zu verfolgen. Der Vorsitzende der oberbergischen Jusos, Thorben Peping, sitzt am Notebook und wirft die aktuellen Zahlen per Beamer auf eine Leinwand. Applaus brandet auf, als die ersten Kreistagswahl-Ergebnisse feststehen. Lutz Freiberg (SPD) holt in seinem Kreistagswahlbezirk mehr Stimmen als der CDU-Kandidat. „Ist das geil“, jubelt Freiberg. Und auch über die Tatsache, dass in Lindlar die Wahlbeteiligung vergleichsweise hoch ausgefallen ist, freuen sich die Sozialdemokraten.
SPD erreicht Ziel und bricht absolute Mehrheit der CDU
Üblicherweise treffen sich die Kommunalpolitiker und ihre Unterstützer zu einer gemeinsamen Wahlfeier im Rathaus. Doch in Zeiten von Corona bleibt dieses Mal jede Partei für sich. Die Grünen versammeln sich im Garten ihrer Spitzenkandidatin Ursula Becker-Schöllnhammer in Lindlar-Stolzenbach.Die Stimmung bei den Lindlarer Grünen ist ausgelassen und fröhlich. Denn ihr wichtigstes Ziel, die absolute Mehrheit der CDU zu kippen, haben die Grünen erreicht. Im neuen Rat stellen sie zusammen mit SPD und FDP die Mehrheit. „Die Zeit der absoluten Mehrheiten sind vorbei“, so Grünen-Sprecher Patrick Heuwes. Und Ursula Becker-Schöllnhammer schneidet mit einem großen Messer die extra gebackene Siegestorte an.
Von Stolzenbach geht es noch einmal zurück in den Lindlarer Ortskern. Bei der SPD herrscht Euphorie, vor allem weil es Michael Scherer und Karl Tym gelungen ist, zwei Direktmandate für die Sozialdemokraten zu holen. Michael Scherer schwebt auf Wolke sieben und sieht aus, als könnte er die ganze Welt umarmen – nur leider ist da Corona vor. „Wir werden mit allen sprechen“, verspricht der SPD-Mann. Auch für die Sozialdemokraten sei es das wichtigste Zeil gewesen, die absolute Mehrheit der CDU zu brechen.Nachdenklich ist man bei der Lindlarer CDU.
FDP will nicht mit CDU koalieren
„Die Opposition wird es künftig nicht mehr so einfach haben“, sagt CDU-Fraktionschef Hans Schmitz. 2014, bei der vorigen Kommunalwahl, sei Lindlar die einzige Kommune in Oberberg gewesen, in der eine Partei eine absolute Mehrheit geholt habe. Der bundesweite Trend sei ein anderer, so Schmitz. Die CDU habe etwa beim Industriegebiet Klause gezeigt, dass sie kompromissfähig sei, sagt der CDU-Vorsitzende Sven Engelmann. Auch Bürgermeister Dr. Georg Ludwig ist mittlerweile dazugestoßen. „Alle Fraktionen sind jetzt zur Zusammenarbeit aufgerufen und müssen Verantwortung übernehmen“, so der Bürgermeister.
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Theoretisch könnte die CDU künftig mit der FDP eine Koalition eingehen, zusammen mit der Stimme des Bürgermeisters hätte dieses Bündnis eine knappe Mehrheit. Doch FDP-Fraktionschef Harald Friese erteilt der CDU schon am Wahlabend eine deutliche Absage. „Wir werden nicht mit der CDU zusammengehen, aber es wird in Lindlar auch keine rot-grün-gelbe Koalition geben.“
Die Linke trat in Lindlar erstmals zu einer Kommunalwahl an, allerdings nur in sechs Wahlbezirken. „Das Ergebnis von nur 1,16 Prozent ist natürlich schade“, sagt Spitzenkandidatin Heidi Mehlhorn.