Leverkusen – Egal ob man Florian Wirtz in Videoclips beim Fußball spielen zuschaut oder ihn mit Bayer Leverkusen über 90 Minuten passen, dribbeln, Bälle perfekt annehmen und auch grätschen sieht. Das herausragende Talent des 18-Jährigen springt sofort ins Auge. „Ich bekomme das oft gesagt“, berichtet der zentrale Mittelfeldspieler des Bundesliga-Dritten von staunenden Fans.
Leverkusens Jungstar bricht einen Rekord nach dem anderen
Er wisse aber nicht woher das kommt. „Dass das immer so locker oder befreit aussieht, liegt wohl einfach an meiner Spielart“, sagt der Teenager. Er benötigte nur etwas mehr als eineinhalb Jahre, um in der Bundesliga einen Rekord nach dem anderen zu brechen und das Interesse der größten europäischen Clubs zu wecken.
Ansätze für den kaum erklärlichen Aufstieg des Pulheimers sind in seiner Jugend zu finden. Dazu verriet Wirtz jüngst, dass ihm schon die Zweikämpfe mit seiner älteren Schwester Juliane beim Wohnzimmer-Kick viel brachten. Zusammen mit seinem Vater Hans-Joachim, der ihn bei GW Brauweiler trainierte und als Berater jeden Karriereschritt plant, bildete das Nesthäkchen der zwölfköpfigen Patchwork-Familie Wirtz/Groß seine fußballerischen Fähigkeiten immer weiter aus – vor allem beim 1. FC Köln, wo er zur perfekten Mischung aus Straßenfußballer und individuell gefördertem Toptalent wurde.
Ein Wechsel von Köln nach Leverkusen, der für Gerede sorgte
Zehn Jahre lang spielte er mit dem Geißbock auf der Brust und wurde 2019 deutscher B-Juniorenmeister. Dann wechselte er im Winter 2020 für „nur“ 300.000 Euro ans Bayer-Kreuz. Nicht nur wegen der verschwindend geringen Ablöse wird über Flo Wirtz am Geißbockheim immer noch gesprochen. Da ist zu hören, dass sein unbedingter Siegeswille in jedem noch so kleinen Trainingsspiel damals schon von „Andersartigkeit“ zeugte. Ebenso seine hellseherisch-raumdeutenden Pässe oder die Geschichte, dass er erst als 14-Jähriger das erste Handy bekam, während Gleichaltrige schon lange daddelten.
„Ich habe diese Zeit sehr genossen“, stellt Wirtz klar und nimmt seinen Ex-Club beim Wechseltheater in Schutz: „Der FC hat sich nicht zu wenig um mich bemüht. Ich habe meine Perspektive einfach in Leverkusen besser gesehen und bereue keinen Schritt bisher.“
So erklärt Florian Wirtz seinen rasanten Aufstieg
Dass er als 17-Jähriger schon unter Peter Bosz derart durchstarten würde, war ebenso wenig abzusehen, wie die aktuelle Entwicklung zum Unterschiedsspieler von Gerardo Seoane. „Die Tatsache, dass ich in jedem Training und in jedem Spiel Gas gebe, freut jeden Trainer“, lautet Wirtz simple Erklärung für den kometenhaften Aufstieg. „Außerdem weiß ich, dass ich gute Mitspieler habe. Deswegen muss ich mir keinen großen Druck machen, unbedingt das Spiel zu entscheiden.“
Dabei hatte dies gerade zu Saisonbeginn perfekt geklappt. Weil Seoane immer im Gespräch mit dem Spieler ist und ihm nahelegte noch zielstrebiger zum Tor zu ziehen, steht Wirtz mit fünf Toren und neun Vorlagen schon jetzt besser da, als am Ende seiner ersten Profi-Saison 2020/21. Zudem entwickelt Wirtz mit der Werkself gerade einen Teamgeist, der das gemeinsame, aggressive Arbeiten gegen den Ball höher hängt. Der Junge der schon als Kölner einfach nie verlieren wollte, könnte also auch beim Champions-League-Aspiranten in Leverkusen das Gewinner-Gen ausbilden.
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Ein Ende seiner positiven Entwicklung ist kaum absehbar. Auch die höchstmöglichen Ziele, die sich Wirtz mit dem „Gewinn der Champions-League“ oder der „Weltmeisterschaft“ steckt, erscheinen nicht unerreichbar.
Allerdings dürfte auch dem 18-Jährigen, der privat am liebsten mit Kumpels wie Jeremie Frimpong in seinem Lindenthaler Haus abhängt, die Familie in Brauweiler besucht oder nur Playstation zockt, klar sein, dass es nach dem Karrierestart bei Bayer 04 dafür irgendwann eine Luftveränderung braucht.